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Zahlungsdienstleister Adyen steigert Gewinn um zwei Drittel – Aktie weiter auf Höhenflug

Der niederländische Konzern wächst rasant und will in Deutschland neue Kunden gewinnen. Adyen bietet nun auch Karten an – und verstärkt die Geldwäscheprävention nach dem Fall Wirecard.
19.08.2021 Update: 19.08.2021 - 16:24 Uhr Kommentieren
Adyen wickelt Zahlungen für Netflix und Facebook ab. Quelle: Reuters
Das Adyen-Logo im Hauptsitz in Amsterdam

Adyen wickelt Zahlungen für Netflix und Facebook ab.

(Foto: Reuters)

Frankfurt/Amsterdam Pieter van der Does ist gut gelaunt an diesem Donnerstagmittag. Vom Sofa in der Konzernzentrale aus klinkt er sich entspannt zum Videogespräch mit dem Handelsblatt ein. Auftrumpfen will er jedoch nicht: „Unser Geschäftserfolg ist Teil einer kontinuierlichen Entwicklung“, erklärt der Vorstandschef etwas sperrig.

Was er auch hätte sagen können: Adyen ist und bleibt auf Wachstumskurs. Der mit 75 Milliarden Euro höchstbewertete europäische Zahlungsdienstleister mit Hauptsitz in Amsterdam legt im ersten Halbjahr 2021 glänzende Zahlen vor.

Das Unternehmen profitiert von mehreren Entwicklungen: Bargeld verlor besonders während der Coronakrise an Bedeutung, die Umsätze der Onlineshops stiegen rasant – und die Trends halten weiterhin an. Adyen steigerte auch dank der aufgehenden Strategie den Nettoumsatz im Vorjahresvergleich um 46 Prozent auf 445 Millionen Euro.

Der Vorsteuergewinn (Ebitda) stieg um satte 65 Prozent auf über 272 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge kletterte auf 61 Prozent, ein Plus von sieben Prozent. Das Unternehmen bekräftigte sein mittelfristiges Ziel einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von rund 25 bis 30 Prozent.

„80 Prozent unseres Wachstums kommen von existierenden Händlern“, also Bestandskunden, erklärt van der Does. „Wir schaffen es, stabile Beziehungen zu unseren großen Händlern zu formen. Das zahlt sich aus.“ Adyen konzentriere sich auch weiter auf größere Kunden und biete ihnen immer mehr Funktionen an. Zu den Stammkunden zählen etwa der Burgerbrater McDonald’s, der Fahrdienstleister Uber und der Streamingdienst Spotify.

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Insbesondere in den USA sei Adyen stark gewachsen, aber auch in anderen lokalen amerikanischen Märkten spiele man eine größere Rolle. Um die gesamte Verwertungskette zu kontrollieren, hat Adyen zudem neue Lizenzen in drei Ländern erworben: den Vereinigten Arabischen Emiraten, Japan und Malaysia.

Das Unternehmen macht sich unabhängiger von Drittpartnern

Adyen macht sich damit unabhängiger von Drittpartnern, sogenannten „Third-Party Acquirern“ (TPAs). Diese stellen in Ländern, in denen die Niederländer nicht mit einer eigenen Lizenz vertreten sind – darunter große Teile Südamerikas, Afrikas und Asiens –, Lizenzen zur Verfügung. Ihr Ruf hat im Zuge des Untergangs des deutschen Zahlungsdienstleisters Wirecard vor einem Jahr deutlich gelitten.

Wirecard hielt in großen Teilen der Welt keine eigenen Lizenzen, sondern arbeitete mit TPAs zusammen. Insbesondere im Asiengeschäft waren diese jedoch oft Scheinunternehmen, die Luftbuchungen in Milliardenhöhe ermöglichten. Nach der Aufdeckung des Bilanzbetrugs ging Wirecard pleite, was van der Does im Handelsblatt-Gespräch im September als „Desaster für die Branche“ bezeichnet hatte.

Heute ist klar, dass sich Wirecard auch in großem Umfang als Geldwaschsalon betätigt hatte – ein Problem, das die Payment-Branche umtreibt. Auch andere Zahlungsabwickler, darunter Unzer aus Heidelberg, kämpfen mit Geldwäschevorwürfen.

Van der Does betont mit Blick auf die Probleme der Konkurrenz die positiven Folgen der eigenen Strategie. Diese verringere die Geldwäschegefahr: „Wenn Sie sich wie Adyen auf größere und hochqualitative Kunden fokussieren, dann betreuen Sie Firmen, die naturgemäß transparenter sind. Außerdem investieren wir stark in unsere Compliance-Abteilungen.“

Darüber hinaus setze Adyen auf technische Lösungen, um illegale Zahlungen herauszufiltern: Die hauseigene Geldwäschesoftware sei selbst gebaut, zudem arbeite man mit Partnern zusammen. Dubiose Firmen, in van der Does’ Worten „Händler mit Fragezeichen“, seien nichts für Adyen.

Deutschland im Fokus

Auf Länderebene will der Vorstandschef das eigene Geschäftsvolumen nicht aufschlüsseln. Aber: „Deutschland ist einer unserer wichtigsten Märkte.“ Zur Untermauerung nennt van der Does Zahlen zum Wachstum des Standorts: In Berlin und München arbeiteten heute 49 Mitarbeiter, eine Verdopplung gegenüber 2019 von 23 Angestellten.

Neben den existierenden deutschen Kunden, darunter Zalando, Flixbus und Delivery Hero, hat Adyen hierzulande jüngst weitere Händler hinzugewonnen, etwa Nivea, Ravensburger und den schnell wachsenden Lebensmittellieferdienst Gorillas.

Zukäufe von Zahlungsdienstleistern schließt van der Does weiter aus: „Wenn wir einen Konkurrenten übernehmen, dann übernehmen wir eine alte Plattform mit Bestandskunden. Diese zu integrieren nervt uns und unsere Programmierer, die dann an einer alten Lösung arbeiten statt an Adyen-Produkten.“ Man wolle lieber aus eigener Kraft wachsen.

Zu den neueren Produkten von Adyen zählt das sogenannte Issuing-Geschäft, also die Ausgabe virtueller und physischer Kreditkarten, die Adyen weiter ausbaut. Das Produkt gibt es grundsätzlich seit 2019. Inzwischen ist Adyen Issuing in Deutschland gestartet, einer der ersten Kunden ist der Lieferdienst Lieferando. Mit der Mastercard von Adyen können Lieferando-Mitarbeiter nun ihre Verpflegungszuschüsse ausgeben.

Die Erträge der Issuing-Sparte seien klein, so van der Does. Und man plane nicht, Karten auch für Endverbraucher anzubieten. Aber für seine Firmenkunden deckt Adyen damit nun die ganze Payment-Bandbreite ab.

Nationale Wettbewerber werden das ungern hören. Zuletzt hatte die Deutsche Bank eine Payment-Offensive verkündet und mehrere Ex-Wirecard-Experten eingestellt. An der Börse schlägt sich das aber nicht nieder: Adyen ist heute mehr als dreimal so viel wert wie die Deutsche Bank. Am Donnerstag stieg die Aktie erneut um knapp drei Prozent.

Mehr: Adyen-Chef zur Pleite des Konkurrenten: „Der Wirecard-Untergang ist ein Desaster für die Branche“

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