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Zahlungsdienstleister Die Verwirrung um Wirecard hält an

Widersprüchliche Aussagen über einen beschuldigten Mitarbeiter setzten die Wirecard-Aktie wieder unter Druck. Das Unternehmen will bald die Ergebnisse der internen Ermittlungen veröffentlichen.
13.03.2019 - 18:28 Uhr Kommentieren
Die Aktie des Konzerns steht unter Druck. Quelle: imago/Sven Simon
Firma „Wirecard“ in Aschheim

Die Aktie des Konzerns steht unter Druck.

(Foto: imago/Sven Simon)

München Die Wirecard-Aktie war auch am Mittwoch der größte Verlierer im Dax. Mehr als 6,5 Prozent verlor die Aktie des Zahlungsdienstleisters bis zum Handelsende.

Bereits in den vergangenen Tagen gab es deutliche Kursausschläge nach oben wie nach unten. Weiterhin stehen Anleger vor der Frage, wie begründet die Vorwürfe um Urkundenfälschung, Betrug, Geldwäsche und Kontomanipulation sind, die seit Wochen den Aktienkurs bewegen. Und ob sie womöglich noch weitere Ermittlungen nach sich ziehen könnten. Auch dazu hat der Mittwoch keine Klarheit gebracht.

Erstmals kamen die bis heute ungeklärten Vorwürfe Ende Januar in der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times auf. Sie hatte über Ungereimtheiten in der Zahlungsabwicklung bei der Wirecard-Tochter in Asien berichtet. Es ging um angeblich kriminelle Kontomanipulation und Dokumentenfälschung.

Dabei soll der für Asien zuständige Finanzchef sechs Kollegen in Singapur dabei eingewiesen haben, wie sie die eigenen Bücher möglichst unauffällig manipulieren könnten. So wollte sich Wirecard dann bei den Behörden in Hongkong eine Lizenz erschleichen, hieß es. Laut dem Bericht habe der Finanzchef auch wegen interner Ertragsziele unter Druck gestanden. Spekuliert wurde zudem darüber, ob das System in ganz Asien über Jahre verbreitet gewesen sei. Wirecard selbst hatte die Vorwürfe stets bestritten.

Die Vorwürfe sollen sich auf mögliche Compliance-Verletzungen im Bereich der Rechnungslegung bezogen haben. Dabei soll es im Zeitraum zwischen 2015 bis 2018 um Gesamtumsätze von 6,9 Millionen Euro, Gesamtkosten von 4,1 Millionen Euro sowie einen internen Transfer von geistigem Eigentum an Software im Wert von 2,6 Millionen Euro gehen.

Ein demnach möglicher Gesamtschaden von 13,6 Millionen Euro führte an der Börse zu einem Verlust an Unternehmenswert von bis zu zehn Milliarden Euro. Die Staatsanwaltschaft München sowie die Börsenaufsicht Bafin hatten deshalb wegen möglicher Kursmanipulationen die Ermittlungen aufgenommen.

Zumal es ähnliche Vorfälle in der Vergangenheit bereits mehrfach rund um Wirecard gab. Mitte Februar griffen die Aufseher der Bafin deswegen zu ihrem effektivsten Mittel und verhängten für zwei Monate ein Leerverkaufsverbot für die Wirecard-Aktie. Es endet an Ostern.

Börsianer vergleichen die Situation bei dem Dax-Neuling mittlerweile mit einem Puzzle. Beinahe täglich kämen kleine Einzelteile an die Öffentlichkeit, ohne dass sich ein Gesamtbild ergebe. So meldete am Mittwoch meldete die Wochenzeitung „Die Zeit“, dass die Staatsanwaltschaft von Singapur Wirecard vorwirft, „legitime Ermittlungen zu beeinflussen". Außerdem versuche das Unternehmen „die Ausübung polizeilicher Arbeit zu ersticken“, hieß es. Das gehe aus Unterlagen der Staatsanwaltschaft hervor, die dem Blatt vorliegen.

Gut eine Woche nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe hatte die Staatsanwaltschaft in Singapur die Geschäftsräume von Wirecard in Singapur durchsucht. Das Unternehmen bezeichnete das als normalen Vorgang, man habe sogar um das Treffen gebeten. Dabei seien Dokumente übergeben worden.

Im Anschluss war Wirecard aber juristisch gegen die auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Sondereinheit der Polizei Singapur vorgegangen, wollte beschlagnahmte Dokumente zurückhaben und deren Nutzungen für polizeiliche Ermittlungen einschränken. Mit dem Antrag befasste sich ein Gericht in Singapur, das am Montag den Antrag zurückwies.

Laut Dokumenten der Staatsanwaltschaft habe die Polizei von Singapur im Februar zweimal die Geschäftsräume von Wirecard und einmal ein Lager für Dokumente durchsucht, heißt es in der Wochenzeitung weiter. Bei den Einsätzen beschlagnahmten die Ermittler den Dokumenten zufolge E-Mail-Archive und 229 Kisten mit Unterlagen.

Widersprüchliche Meldungen gab es am Mittwoch ebenfalls zu einem Top-Manager von Wirecard in Singapur. Gegen ihn wird ebenfalls ermittelt, weshalb er vom Unternehmen bis zum Abschluss des Verfahrens beurlaubt wurde.

Der Mitarbeiter habe bis 8. März selbst Urlaub beantragt, anschließend habe das Unternehmen den Urlaub verlängert, hieß es dazu von Wirecard. Die Financial Times hatte berichtet, dass Wirecard den Kontakt zum ihm verloren habe. Das wiederum verneinte Wirecard. Nach Informationen des Handelsblatts hat sich der Mitarbeiter mittlerweile juristischen Beistand genommen und hält sich nicht in Singapur auf.

Weit mehr als nur ein Puzzleteil könnte der Abschlussbericht der Kanzlei Rajah & Tann aus Singapur bringen. Die hatte Wirecard als externen Prüfer zur Aufarbeitung der Vorwürfe beauftragt. Der Bericht soll Wirecard zufolge in Kürze erscheinen, heißt es. Zuvor hatte bereits die interne Compliance-Abteilung von Wirecard die Vorfälle untersucht und diese als unbegründet bewertet.

Erst wenn jedoch endgültig klar ist, was vor einem Jahr bei Wirecard in Singapur passiert ist, dürfte Analysten zufolge wieder Ruhe einkehren. Dann wird sich der Blick der Börsianer auf den 4. April richten. An diesem Tag will der Zahlungsdienstleiter seine Bilanz für das abgelaufene Jahr präsentieren.

Hannes Leitner, Analyst bei der Schweizer Großbank UBS, schrieb in einer Kurzeinschätzung in der vergangenen Woche von einem Treffen mit dem Management, wo es um Fragen der künftigen Strategie ging.

Demnach sei die Zusammenarbeit zwischen Wirecard und der französischen Großbank Credit Agricole sehr gut angelaufen. Weitere ähnliche Kooperationen könnten folgen.

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