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Zahlungsdienstleister Wirecard will die USA erobern – neue Kooperation soll Wachstum bringen

Für Wirecard ist ein Markt noch weitgehend unbearbeitet: die USA. Neue Partner und Mitarbeiter im Silicon Valley sollen nun schnelles Wachstum bringen.
19.02.2020 - 15:05 Uhr Kommentieren
So will Wirecard die USA erobern Quelle: AFP
Golden-Gate-Brücke in San Francisco

Wirecard will mit Hilfe des Telekommunikationskonzerns Sprint die USA beantworten.

(Foto: AFP)

Düsseldorf Auf der Euroshop in Düsseldorf, einer der größten Einzelhandels-Fachmessen der Welt, ist die Zukunft des Einkaufens nah. Wirecard hat hier mit dem Marktführer für elektronische Preisschilder, SES-imagotag, einen Testladen für Sportbekleidung aufgebaut. Die Stars sind nicht die Spieler des FC Bayern München, die dort an der Wand kleben. Sondern die kleinen digitalen Bildschirme unter jedem Regalbrett.

Kameras filmen die Regale, Kunden werden verpixelt, erklärt ein Wirecard-Mitarbeiter: „Die Software weiß, wo welcher Artikel liegen muss. Ist einer ausverkauft oder falsch platziert, informiert sie den Verkäufer.“ Kunden profitieren von der Technik: Mit dem Handy können sie die digitalen Preisschilder scannen und ohne den Gang zur Ladenkasse direkt bezahlen. Die Abwicklung übernimmt der Konzern aus Aschheim.

„Unser Ziel ist, die Komplexität zu reduzieren. Für unsere Einzelhandelspartner, aber auch für die Kunden“, erklärt Susanne Steidl, Produktvorständin des Zahlungsdienstleister, am Montag auf der Messe. „Die Bezahlung ist für uns immer nur ein Element eines größeren Ökosystems.“

In Düsseldorf hat Wirecard einen Heimvorteil: In Europa ist der Konzern stark vertreten, er erzielte hier in den ersten neun Monaten 2019 einen Umsatz von 930 Millionen Euro. Noch stärker ist das Geschäft in Asien, wo im gleichen Zeitraum ein Umsatz von 987 Millionen Euro anfiel. Schwach vertreten ist der Konzern hingegen in Amerika und Afrika (142 Millionen Euro). Vor allem auf dem wichtigen US-Markt kam man lange kaum voran.

Geht es nach Steidl, die für das Amerika-Geschäft zuständig ist, soll sich das jetzt ändern. Basis der Expansion ist die bestehende Präsenz in Märkten wie den USA und Brasilien. Die USA gelten als besonders anspruchsvolles Ziel, schließlich ist der Finanzmarkt dort sehr homogen und bereits durch starke heimische Spieler besetzt.

Vielversprechende Sprint-Kooperation

Wirecard will den US-Markt nicht allein über den Preis erobern: „Viele unserer Kunden aus Europa oder Asien sind zunehmend in den USA aktiv. Haben sie Wirecard bereits schätzen gelernt, werden sie unsere Lösungen auch in den USA nachfragen“, glaubt Steidl. Umgekehrt gelte das auch für die US-Unternehmen.

Wirecard setzt auf den Effizienzvorteil, den ein Händler gewinnt, wenn er statt mit vielen Zahlungsdienstleistern rund um den Globus nur noch mit einem Partner zusammenarbeitet. So kann etwa die Zahl der zu wartenden Schnittstellen deutlich sinken.

Eine wichtige Wegmarke bei der Expansion bildet die Partnerschaft mit dem US-Mobilfunkanbieter Sprint, die Wirecard im Januar verkündet hat. „Die Kooperation mit Sprint erlaubt uns, stärker auf dem US-Markt Fuß zu fassen“, sagt Georg von Waldenfels, der Wirecards internationale Kooperationen verantwortet.

Sprint setzt Wirecards Bezahldienste beim Ausbau seiner Plattform „Curiosity“ ein. Deren Ziel ist es, schlaue Haushaltsgeräte, sogenannte Smart Devices, zu vernetzen. „In Zukunft werden Waschmaschine, Kühlschrank und Auto mit dem Internet verbunden sein. Plattformen wie jene von Sprint sorgen dafür, dass die Nutzer alle ihre Geräte aus einer App heraus steuern können“, erklärt von Waldenfels.

Das dabei entstehende „Internet der Dinge“ müsse auch den Zahlungsverkehr umfassen. „Hier kommt die Wirecard-Plattform ins Spiel, die Zahlungen aus einer Hand ermöglicht.“

Datengetriebene Zahlungen

Die Einsatzmöglichkeiten sind potenziell breit: So kann eine mit dem Internet verbundene Sicherheitskamera bei verdächtigen Bewegungen den Hausbesitzer informieren und einen Wachdienst verständigen. Der smarte Kühlschrank bestellt nicht nur Essen nach, sondern bezahlt die Lieferung auch direkt. Und das Elektroauto rechnet getankten Strom automatisch ab.

Die Vision in Aschheim: Auf allen digitalen Einsatzfeldern kümmert sich Wirecard um die Zahlungsabwicklung – und hat so beim Konsum von morgen überall die Finger im Spiel.

Entworfen wird der Konsum von morgen neben Asien vor allem in den USA. „Die vereinbarte Kooperation mit Sprint ist erst der Anfang“, sagt von Waldenfels. Wirecard arbeite daran, den Zahlungsverkehr weiterer Sprint-Geschäftseinheiten zu übernehmen. Klappt die geplante Fusion von Sprint mit T-Mobile USA, entstünde einer der größten Mobilfunkkonzerne Amerikas.

Bereits seit dem Kauf des Prepaid-Kreditkartengeschäfts der Citibank 2016 ist Wirecard in den USA vertreten, vor allem an der Ostküste mit rund 180 Mitarbeitern. Zu Wirecards US-Partnern zählen neben Sprint auch andere Telefonkonzerne, außerdem Reiseveranstalter wie Royal Caribbean und Start-ups wie Credibly.

Schwach vertreten ist Wirecard noch an der Westküste, vor allem im Silicon Valley, wo die digitalen Taktgeber sitzen. „Hier wollen wir noch aufstocken, insbesondere im Business Development“, berichtet Steidl.

Gespräche mit Softbank-Unternehmen

Immer wieder im Gespräch sind mögliche Kooperationen mit Unternehmen aus dem Softbank-Universum, etwa dem US-Fahrdienstvermittler Uber. Doch von Waldenfels hüllt sich hierzu in Schweigen: „Kein Kommentar zu laufenden Verhandlungen.“ Auch Vorständin Steidl will keine konkreten Namen nennen, betont aber: „Wir sind im Gespräch mit den führenden Technologieunternehmen aus dem Softbank-Universum und arbeiten strategisch mit der Softbank zusammen.“

Klar ist: Der Einstieg des Technologieinvestors hat Wirecard auch in den USA bekannter gemacht. „Kannten uns früher vor allem die Airlines, ist Wirecard jetzt bei immer mehr Großunternehmen ein Begriff“, berichtet Steidl.

Von Wirecards Expertise beim Thema Daten und Vernetzung könnten etwa große US-Einzelhändler profitieren: „Der Handel ist nicht auf dem absteigenden Ast, wenn er den Kunden abholt in der neuen digitalen Welt und sich zum integralen Bestandteil macht“, sagt die Vorständin am Messestand. Dann muss Steidl weiter zum nächsten Termin: Kundengespräch.

Mehr: Erneut hat Wirecard starke Zahlen vorgelegt. Das Wachstum soll auch 2020 weitergehen. Dabei muss der Konzern vor allem die Großinvestoren bei der Stange halten.

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