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Zusammenschluss abgesagt Deutsche Bank und Commerzbank brechen Fusionsgespräche ab

Die Deutsche Bank und die Commerzbank werden nicht weiter über eine mögliche Fusion verhandeln. Die Probleme der beiden größten deutschen Geschäftsbanken sind so aber nicht gelöst.
25.04.2019 Update: 25.04.2019 - 11:37 Uhr 1 Kommentar
Deutsche Bank und Commerzbank brechen Fusionsgespräche ab Quelle: dpa
Deutsche Bank und Commerzbank

Die beiden deutschen Großbanken werden nicht fusionieren.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Deutsche Bank wird die Commerzbank nicht übernehmen. Beide Institute brachen ihre Fusionsgespräche am Donnerstag ab. Die Vorstandsvorsitzenden beider Häuser, Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Commerzbank-Chef Martin Zielke, begründeten das Aus für die Fusionsgespräche via Pressemitteilung wortgleich.

„Es war sinnvoll, diese Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen. Für uns war aber von Anfang an klar: Mit einem Zusammenschluss müssten wir höhere und nachhaltigere Renditen für unsere Aktionäre erreichen und die Leistungen für unsere Kunden verbessern können“, ließen sich Sewing und Zielke zitieren.

Nach gründlicher Analyse sei die Bank zum Schluss gekommen, „dass ein Zusammenschluss mit der Commerzbank keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde“. Die Vorstandschefs begründeten das mit den „Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen“, die ein Zusammenschluss mit sich gebracht hätte.

„Eine Fusion wäre ein enorm komplexes und langwieriges Unterfangen gewesen. Letztlich hat die Vernunft gesiegt“, betonte auch Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment. Beide Banken hätten sich in den vergangenen Monaten um sich selbst gedreht. Zum Tagesgeschäft können beide Institute aber dennoch nicht übergehen: „Eine Weiterentwicklung der Strategie ist dringend notwendig“, so Speich.

Damit bestätigte die Bank entsprechende Informationen eines Insiders, der dem Handelsblatt gesagt hatte: „Es läuft auf einen Abbruch der Verhandlungen hinaus.“ Die Nachrichtenagentur Reuters hatte zuerst darüber berichtet.

Die Fusionsgespräche galten von Anfang an als kompliziert. Die Gewerkschaften drohten angesichts des drohenden Abbaus von Zehntausenden Stellen mit Blockade, Investoren galten als skeptisch, in der Politik gab es viele kritische Stimmen, zum einen wegen des massiven Stellenabbaus, aber auch weil durch die Fusion ein Bankenriese mit hohem Erpressungspotenzial für die deutsche Volkswirtschaft entstanden wäre.

Während sich Commerzbank-Chef Martin Zielke klar als Befürworter einer Fusion positioniert hatte, galt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing von Beginn an als eher skeptisch. Ein Zusammenschluss hätte es einer „Deutschen Commerz“ ermöglicht, viele Stellen zu streichen und Filialen zu schließen. Der hart umkämpfte deutsche Bankenmarkt gilt als reif für eine Konsolidierung.

Auch die Bundesregierung hatte sich zumindest in der Anfangsphase unterstützend gezeigt: Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte sich für „nationale Champions“ am deutschen Finanzplatz starkgemacht. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte in einem Grundsatzpapier zur Industriepolitik die Deutsche Bank als für die deutsche Volkswirtschaft relevant deklariert.

Doch ein möglicher Zusammenschluss galt von vornherein als hochriskant: Zum einen, weil der Abbau Zehntausender Stellen sehr teuer geworden wäre. Zum anderen, weil die Deutsche Bank mitten in der Integration der Postbank steckt und auch die Zusammenführung der bei der Deutschen Bank traditionell schwachen IT- und Kontrollsysteme als große Herausforderung galt.

Wie schwierig die Verhandlungen waren, hatte sich in vielen Details gezeigt: Deutsche-Bank-Chef Sewing soll bis zuletzt nicht bereit gewesen sein, für die Commerzbank eine Übernahmeprämie zu zahlen. Einen kostspieligen Deal hätte er seinen ohnehin skeptischen Aktionären kaum vermitteln können. Und eine Fusion hätte hohe Anlaufkosten nach sich gezogen.

So hätte die Commerzbank ein großes Portfolio aus italienischen Staatsanleihen im Falle einer Fusion neu bewerten müssen, was zu Verlusten von etwa 2,5 Milliarden Euro geführt hätte. Außerdem bestand die Gefahr, dass die fusionierte Bank viele Kunden und viel Geschäft verloren hätte, weil Kunden sich lieber eine andere Bank gesucht hätten.

Diese Dissynergien hatte die Deutsche Bank Finanzkreisen zufolge auf bis zu 1,5 Milliarden Euro taxiert – Skeptiker halten diesen Wert sogar noch für untertrieben. Auch die Restrukturierungskosten für den Stellenabbau wären hoch gewesen.

An einer Kapitalerhöhung wäre die Bank kaum herumgekommen. Diese galt aber den Investoren als nur schwer vermittelbar.

Deutsche Bank und Commerzbank benötigen einen Plan B

Die Probleme der beiden größten deutschen Geschäftsbanken sind damit nicht aus der Welt: Die Deutsche Bank muss Investoren nun erklären, ob und wie sie ihr Geschäftsmodell ändert, um profitabler zu werden. Im Investmentbanking etwa gelten weitere Einschnitte als wahrscheinlich. Die Fondstochter DWS prüft einen Zusammenschluss mit der Vermögensverwaltungssparte der UBS, bei dem die Deutsche Bank aber die Kontrolle behalten will.

Auch die Commerzbank muss nun sagen, wie es weitergeht. Vorstandschef Zielke hatte auf der Bilanzpressekonferenz seines Hauses die damals bereits hochkochenden Spekulationen über einen möglichen Zusammenschluss als „verständlich“ bezeichnet, weil Banken in Deutschland „derzeit keine international wettbewerbsfähigen Renditen“ erzielen könnten.

Intern hatte er die Gespräche damit verteidigt, dass es ohnehin keine Rückkehr zum Status quo geben könne. Damit hatte er – ohne dass dies zu diesem Zeitpunkt ein vorherrschendes Thema gewesen wäre – klargemacht, dass die Commerzbank ebenso wie die Deutsche Bank ohne Fusion ebenfalls einen Plan B benötigt.

Der für Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling betonte einerseits, dass beide Institute „die aufsichtlichen Anforderungen an eine solide und stabile Bank“ erfüllen würden – und zwar „uneingeschränkt“. Er mahnte allerdings auch weitere Anstrengungen an: „Wir gehen davon aus, dass beide Banken ihre bereits eingeschlagenen Restrukturierungsanstrengungen, die erste positive Ergebnisse zeigen, konsequent weiterverfolgen.“

Im Falle der Commerzbank gilt nun eine Übernahme durch einen ausländischen Konkurrenten als denkbar. „Die Absage an eine nationale Fusion hat die Tür für eine Konsolidierung auf europäischer Ebene geöffnet“, betonte Deka-Manager Speich. In den vergangenen Wochen hatten sich unter anderem die niederländische ING und die italienische Unicredit ins Gespräch gebracht. Auch französische Banken wurden immer wieder als potenzielle Interessenten für die Commerzbank genannt.

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1 Kommentar zu "Zusammenschluss abgesagt: Deutsche Bank und Commerzbank brechen Fusionsgespräche ab"

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  • Aus wirtschaftlich strategischer Sicht ist die Comerzbank meiner Meinung nach ein Übernahmekandidat für die Bank of China (BOC), Die Chinesen werden sich keineswegs auf die Übernahme von Industrieunternehmen beschränken, sondern sich neben dem Dienstleistungsektor auch in der Finanzbranche, also Banken und Versicherungen, umschauen. Da die EU und allen voran Deutschland ständig dem freien und offenen Welthandel das Wort predigen, müssen Übernahmen in der Finanzbranche ja geradezu euphorisch unterstützt werden.

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