
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken kämpft gegen noch strengere Kapitalvorgaben für Geldinstitute.
FrankfurtDie Europäische Zentralbank (EZB) neigt in manchen Dingen zu Geheimniskrämerei. In der Bankenaufsicht zum Beispiel schreibt sie allen 129 von ihr direkt kontrollierten Banken vor, wie dick ihre Eigenkapitalpolster sein müssen. Die Vorgabe ist für jede Bank unterschiedlich und oft ist sie deutlich höher als das gesetzliche Minimum. Darüber reden, wie hoch diese individuelle Vorgabe ist, sollen die Banken aber nicht.
Diese Regeln für den Kapitalaufschlag, im Fachjargon SREP genannt, hält der Hauptgeschäftsführer des privaten Bankenverbands BdB, Michael Kemmer, für falsch. „Wir würden es begrüßen, wenn die SREP-Quoten veröffentlicht werden“, sagte Kemmer am Montag vor Journalisten. „Meine persönliche Meinung ist, dass mehr Transparenz zu begrüßen wäre.“
Bislang hält die EZB dagegen. „SREP-Entscheidungen sollen nicht veröffentlicht werden, es sei denn es gibt andere, gesetzliche Veröffentlichungspflichten für die Institute“, sagte eine EZB-Sprecherin. Die Notenbank befürchtet, dass manche Bank unter Rechtfertigungsdruck geraten würde, wenn sie eine besonders hohe Quote aufgebrummt bekäme. Das könnte dann Investoren nervös machen.
Helaba
Bilanzsumme: 151 Milliarden Euro
(Stand, wenn nicht anders angegeben: 31.12.2014)
Postbank
Bilanzsumme: 155 Milliarden Euro
NordLB
Bilanzsumme: 198 Milliarden Euro
BayernLB
Bilanzsumme: 232 Milliarden Euro
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
Bilanzsumme: 266 Milliarden Euro
Hypovereinsbank
Bilanzsumme: 300 Milliarden Euro
KfW-Bankengruppe
Bilanzsumme: 489 Milliarden Euro
DZ- und WGZ-Bank
Bilanzsumme: rund 500 Milliarden Euro
Davon entfallen etwa 400 Milliarden auf die DZ-Bank und ungefähr 95 Milliarden auf die WGZ-Bank. Am 19. November 2015 wurde bekannt, dass die beiden Genossenschaftsbanken fusionieren werden.
Commerzbank
Bilanzsumme: 564 Milliarden Euro
Deutsche Bank
Bilanzsumme: 1.700 Milliarden Euro
Doch von solchen Argumenten hält Kemmer aber nicht viel. „Das Argument der Transparenz wiegt stärker“, sagt er. Ohnehin würden Banken ja längst einer „wahnwitzigen Internetpublizität“ unterliegen und ohnehin enorm viele Details veröffentlichen müssen. „Da erscheinen mir die Argumente der EZB ein bisserl fadenscheinig“, so Kemmer.
Mit seiner Kritik steht der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken nicht alleine da. Auch die Londoner Bankenaufsichtsbehörde EBA, die für Aufsichtsstandards in der Europäischen Union zuständig ist, spricht sich für mehr Offenheit aus. Die zuständigen Bankenaufseher „sollten verlangen oder zumindest nicht verhindern, dass ein Institut diese Information veröffentlicht“, heißt es in einer Stellungnahme der EBA von Ende Dezember.