HB FRANKFURT/M. Dies wurde bei einem Handelsblatt-Forum deutlich, an dem DZ-Bank-Chef Ulrich Brixner, Goldman-Sachs-Deutschland-Chef Alexander Dibelius, WestLB-Chef Thomas Fischer und Jürgen Fitschen von der Deutschen Bank teilnahmen. „Global Player oder nationaler Champion zu sein ist kein Wert an sich“, sagte Dibelius.
Das Thema „nationaler Champion“ nach französischem Vorbild kam in letzter Zeit in Mode, weil der Rückstand der deutschen Finanzinstitute gegenüber den internationalen Konkurrenten allzu offensichtlich wurde. Nur noch die Deutsche Bank liegt beim Börsenwert unter den zehn größten Häusern Europas, der Rest rangiert unter „ferner liefen“. Als dann vor Jahresfrist auch noch die Citigroup Interesse an der Deutschen Bank zeigte, bedrängte die heimische Wirtschaft Bundeskanzler Gerhard Schröder, den Verkauf des einzigen nationalen Champions zu verhindern. Die Industrie fürchtet ohne starkes Heimatinstitut Nachteile gegenüber ausländischen Konkurrenten, die womöglich auf Hilfe von Banken aus dem eigenen Land bauen können.
Die von Ertragsproblemen geplagten Banker haben ganz andere Sorgen. „Wichtiger als die Schaffung eines großen nationalen Champions ist die Wiederherstellung der Ertragskraft des gesamten Bankensektors“, meint Jürgen Fitschen, Deutschland-Chef der Deutschen Bank. WestLB-Chef Fischer assistiert: „Ein nationaler Champion ist eine politische Kategorie, keine betriebswirtschaftliche.“
In anderen Ländern geht dies Hand in Hand. Quer durch Europa entstanden durch Fusionen schlagkräftige Finanzriesen, die nicht nur auf Basis hoher Marktanteile in der Heimat vermehrt ins Ausland drängen, sondern auch extrem profitabel sind. In Großbritannien etwa sitzen mit HSBC und der Royal Bank of Scotland gleich zwei der fünf nach Börsenwert weltgrößten Banken. Auch Länder wie die Schweiz mit UBS und Credit Suisse oder Spanien mit Santander und BBVA können wenigstens mit zwei international respektierten Häusern aufwarten.