Moskau
Die Rettung der drei russischen Großbanken Otkritie, Binbank und Promswjasbank kommt den russischen Steuerzahler immer teurer zu stehen: Bezahlt hat die Zentralbank für die Sanierung nämlich inzwischen fast drei Billionen Rubel, umgerechnet gut 35 Milliarden Euro.
Doch zurückbekommen wird der Staat davon nur einen Bruchteil. Ursprünglich hatte die Zentralbank ‧damit gerechnet, 60 Prozent der Summe an Vermögenswerten zurückzuerhalten, die als Aktiva der Sanierungsfälle an die Auffanggesellschaft Trust Bank überschrieben wurden. Dann wurde die Summe auf 40 Prozent korrigiert.
Doch wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf Insider innerhalb der Zentralbank berichtet, rechnet das Institut inzwischen nur noch mit der Hälfte dieses Anteils: „Die reale Verwertungsquote wird kaum über 20 Prozent liegen. Es wird wahrscheinlich niedriger sein“, zitiert die Agentur ihre Quelle. Ein anderer Insider schätzt den Wert sogar nur auf „zehn bis 20 Prozent“.
Offiziell wollte die Zentralbank den Bericht nicht kommentieren. Im Handelsblatt-Interview vor gut einem Jahr hatte Zentralbankchefin Elvira Nabiullina die Sanierung noch verteidigt: Der Lizenzentzug der Banken hätte sonst einen „Dominoeffekt“ im gesamten russischen Finanzsystem verursachen können, argumentierte sie.
Viele Geldhäuser gefährdet
In der Zwischenzeit hat der russische Regulator allerdings selbst eingeräumt, dass die Vermögenswerte der problembehafteten Banken zu hoch eingeschätzt wurden. „Der reale Wert der Aktiva bei den Pleitebanken lag nach den Resultaten einer Finanzprüfung durch den Insolvenzverwalter 2017 bei 40,2 Prozent der Aktiva, die in Büchern der Kreditorganisationen ausgewiesen waren, und im ersten Halbjahr 2018 bei 49,9 Prozent“, heißt es im Rechenschaftsbericht der Zentralbank.
Und die Sorgen der Zentralbank werden nicht kleiner: Zuletzt musste sie auch noch die in Schieflage geratene Moscow Industrial Bank (MIB) stützen und als Investor einsteigen. Nach den Aktiva gehörte die MIB zu den Top 50 in Russland, die Verluste waren zuletzt allerdings horrend. Der Vizechef der Zentralbank, Wassili Posdyschew, schätzte die Kapitallücke auf umgerechnet knapp eine bis 1,5 Milliarden Euro.
Im Falle der MIB beklagte die Zentralbank zudem unlauteren Wettbewerb. Sobald bekannt geworden sei, dass die Zentralbank wegen der Liquiditätsprobleme einsteigen müsse, hätten Konkurrenzbanken Kunden angerufen und versucht, diese mit Verweis auf den angeblichen Bankrott der MIB abzuwerben, klagte Nabiullina.
Der Konkurrenzkampf ist hart, auch weil es der Branche insgesamt schlecht geht: Berichten zufolge stehen rund 150 russische Banken kurz vor dem Bankrott. Das entspricht etwa einem Drittel der noch existierenden Finanzhäuser im Land.
Das russische Bankensystem ist durch die westlichen Sanktionen nach der Krim- und Ukrainekrise ohnehin massiv ins Schwanken geraten. Augenblicklich wird die Situation durch die seit Jahresbeginn gestiegenen Abgaben für die Einlagensicherung von Spardepots zusätzlich belastet. Vor allem kleine Banken mit einer niedrigen Kapitaldecke klagen über die Erhöhung der Abgaben, die das Geschäft massiv belaste.
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