
Von ihrer Fusion erhoffen sich Deutsche Börse und Londoner LSE Einsparungen in Höhe von jährlich 450 Millionen Euro.
Frankfurt Die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) machen Ernst mit ihren Fusionsplänen. Der Vorstand der Deutsche Börse habe mit Zustimmung des Aufsichtsrates eine Vereinbarung über einen Zusammenschluss auf Augenhöhe abgeschlossen, teilte der Dax-Konzern am Mittwoch mit. Damit sind die Weichen für die neue europäische Superbörse geschmiedet - doch noch sind nicht alle Hürden aus dem Weg geräumt. Nun sind Aktionäre und Aufseher am Zug.
Die Deutsche Börse und die LSE versprechen sich von ihrem geplanten Zusammenschluss hohe Einsparungen. Beide Unternehmen erwarten Kostensynergien von 450 Millionen Euro pro Jahr, wie die Börsenbetreiber am Mittwoch bei der Vorstellung ihrer detaillierten Fusionspläne mitteilten. Diese entstünden vor allem durch die gemeinsame Nutzung von Technologie und den Wegfall von Doppelarbeit.
Damit wären die Einsparungen deutlich höher als beim letzten Fusionsversuch mit der New York Stock Exchange im Jahr 2011. Damals hatten beide Unternehmen Kostensynergien von 300 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Deutsche Börse und LSE hatten Mitte Februar angekündigt, zum mit Abstand größten Börsenbetreiber Europas verschmelzen zu wollen.
Die Deutsche Börse präsentiert einen Plan für die Gründung de iX international exchange zusammen mit der Londoner LSE. Die beiden Partner hoffen, mit der paneuropäischen Handelsplattform weitere Börsenbetreiber mit ins Boot zu holen. Das Projekt scheitert allerdings an mangelnder Unterstützung.
Der damalige Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, trifft sich mit Euronext-Chef Francois Theodore. Die Gespräche über eine Fusion werden allerdings beendet, nachdem sich beide Seiten nicht über die Bewertung ihrer Häuser einig werden.
Seifert und Theodore nehmen ein weiteres Mal Kontakt auf. Ein Zwist über die Besetzung der Führungspositionen lässt sie abermals ergebnislos auseinandergehen.
Die Schweizer Börse SWX lehnt Pläne der Deutschen Börse für eine Fusion, faktisch eine Übernahme, ab.
Die Deutsche Börse veröffentlicht ein Übernahmeangebot für die LSE über knapp zwei Milliarden Euro, das 2005 am Widerstand des Hedgefonds und Deutsche-Börse-Aktionärs TCI scheitert.
Der neue Börsenchef Reto Francioni legt ein vorläufiges Fusionsangebot für die Pariser Euronext vor und facht damit ein Konsolidierungsfieber in der Branche an.
Die Deutsche Börse dient Euronext-Chef Theodore die Führung eines vereinten Unternehmens an, besteht allerdings auf Frankfurt als Hauptsitz. Auch der Großteil des Managements sollte am Main angesiedelt sein.
Die Deutsche Börse unterbreitet der Euronext einen überarbeiteten Fusionsvorschlag. Die Frankfurter geben in der Hauptquartiersfrage nach, doch der Vorstoß kommt zu spät: Die Euronext schließt sich mit der NYSE zusammen.
Deutsche Börse und NYSE Euronext loten eine Fusion aus. Die Pläne werden vorzeitig bekannt und scheitern.
Die Börse wagt einen weiteren Versuch, mit der Nyse Euronext als Partner eine neue Größenordnung zu erreichen. Die US-Börsen Nasdaq OMX und ICE wollen die Fusion mit einer Gegenofferte für die Nyse torpedieren.
Der Traum Francionis platzt erneut. Die EU-Kommission untersagt die Milliardenfusion mit der Nyse Euronext aus schwerwiegenden wettbewerbsrechtlichen Bedenken. Die EU fürchtet vor allem ein weltweites Monopol im Handel mit europäischen Finanzderivaten.
Die Deutsche Börse und die Londoner Börse machen nach Marktgerüchten Pläne für einen Zusammenschluss öffentlich.
Die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) sind handelseinig und streben eine Fusion auf Augenhöhe an.
Die EU-Kommission untersagt den milliardenschweren Deal, weil er auf dem Markt zur Abwicklung festverzinslicher Finanzinstrumente „ein De-Facto-Monopol“ geschaffen hätte.
Davon werde sich auch ein möglicher EU-Austritt Großbritanniens (Brexit) nicht abbringen. „Das kombinierte Unternehmen wird unabhängig vom Ausgang des britischen Referendums erfolgreich sein“, sagte Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Am 23. Juni stimmen die Briten darüber ab, ob das Land weiter Mitglied in der EU bleibt.
Kengeter betonte, dass auch bei einem negative Votum an den Bedingungen für die Fusion nicht gerüttelt werde. Allerdings hätten beide Seiten ein gemeinsames Beratungsgremium gebildet, dass die Auswirkungen eines Brexits beleuchten soll. Dies könnte zu einer Umverteilung der Geschäfte in der neuen Gruppe führen. Deutsche Börse und London Stock Exchange (LSE) seien überzeugt, dass der Zusammenschluss beide Seiten stärke und die Chance biete, „einen führenden europäischen Anbieter für globale Marktinfrastruktur zu schaffen“.
Die neue europäische Superbörse soll ihren rechtlichen Sitz in London und Hauptsitze in der britischen Hauptstadt sowie in Frankfurt haben. Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter, der den Dax-Konzern erst seit Juni 2015 führt, soll das Gemeinschaftsunternehmen führen. Angestrebt ist, dass nach dem Umtausch der Aktien die Anteilseigner der Deutschen Börse mit 54,4 Prozent eine Mehrheit an der fusionierten Börse halten. LSE-Verwaltungsratschef Donald Brydon wird nach den Plänen diesen Posten auch im fusionierten Unternehmen übernehmen. Als sein Stellvertreter ist der derzeitige Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Börse, Joachim Faber, vorgesehen. Nach Informationen des Handelsblatts soll Multi-Aufsichtsrätin Ann-Kristin Achleitner in das Aufsichtsgremium der neuen Börsen-Holding einziehen.
„Mit dem Zusammenschluss schaffen wir einen weltweit wettbewerbsfähigen Anbieter“, erklärte Kengeter. „Aktionäre werden durch beschleunigtes Unternehmenswachstum und die Realisierung von Kosten- und Umsatzsynergien von diesem wertschaffenden Zusammenschluss profitieren.“ Der seit sieben Jahren amtierende LSE-Chef Xavier Rolet, der im Falle eines erfolgreichen Deals ausscheiden wird, bekräftigte: „Wir erhöhen den Wert für unsere Aktionäre, die von erheblichen Kosten- und Umsatzsynergien profitieren.“
Die beiden Börsenbetreiber hatten nach Marktgerüchten vor drei Wochen ihre Pläne öffentlich gemacht. Für die Deutsche Börse ist es der dritte Anlauf in Sachen LSE nach 2000 und 2005. Zusammen würden Deutsche Börse und LSE nach Börsenwert zu den beiden US-Schwergewichten ICE und CME aufschließen.
Das Übernahmeangebot an die Aktionäre der Deutsche Börse muss zunächst von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) formal genehmigt werden.