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Allianz Aufsichtsratssitzung: Vertragsverlängerung bei vier Vorständen wird geprüft

Zwei von ihnen könnten ausgetauscht werden. Konzernchef Oliver Bäte hatte zuletzt die Vorreiterrolle der Allianz bei der Frauenquote betont.
30.09.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Nach Klagen von 25 Großinvestoren gegen die Konzerntochter Allianz Global Investors (AGI) steht der Versicherungskonzern unter Druck. Quelle: dpa
Allianz

Nach Klagen von 25 Großinvestoren gegen die Konzerntochter Allianz Global Investors (AGI) steht der Versicherungskonzern unter Druck.

(Foto: dpa)

München Die Allianz steht vor wichtigen personellen Weichenstellungen. Wenn am Donnerstag der Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Michael Diekmann zusammenkommt, wird eine Vertragsverlängerung bei vier der zehn Vorstände geprüft.

Besonders im Blickfeld: die Nachfolge von Vorständin Jacqueline Hunt, die unter anderem für das Asset-Management zuständig ist. Hunts Abgang vor Ablauf ihres bis Ende 2022 laufenden Vertrags gilt als sicher, nachdem 25 Großinvestoren gegen die Konzerntochter Allianz Global Investors (AGI) geklagt haben. In den USA drohen deshalb Schadenszahlungen in Milliardenhöhe.

Wer ihre Position übernehmen soll, ist offiziell noch nicht bekannt. Im Haus rechnen viele Beobachter mit einem externen Topmanager – oder einer Topmanagerin. Konzernchef Oliver Bäte hatte zuletzt die Vorreiterrolle der Allianz bei der Frauenquote betont. Von zehn Vorständen sind aktuell sieben männlich und drei weiblich. Sollte Hunt ausscheiden, könnte durch eine Nachfolgerin die Quote konstant gehalten werden.

Intern wird mit einem Kandidaten oder einer Kandidatin aus dem angelsächsischen Raum gerechnet. Das liegt am Zuschnitt der Position, die die Verantwortung für die beiden Vermögensverwalter Pimco und AGI sowie das US-Lebensversicherungsgeschäft umfasst. Der Fondsanbieter Pimco, der als einer der größten und mittlerweile auch wieder erfolgreichsten Anleiheinvestoren der Welt gilt, sitzt mit gut 3000 Mitarbeitern in Newport Beach in Kalifornien. Die Allianz-Tochter gilt im Konzern als selbstbewusst und eigenständig, auf gute Ratschläge aus München legt man wenig Wert. Schließlich trägt Pimco knapp 80 Prozent zur gesamten Vermögensverwaltung des Hauses bei.

Die deutlich kleinere AGI in Frankfurt, deren Fonds hierzulande Privatanlegern ein Begriff sind, hat ihre größten Probleme derzeit ebenfalls in den USA. Ein Randbereich, in dem institutionellen Anlegern wie Pensionskassen seit dem Jahr 2005 Hedgefonds angeboten werden, geriet mit seinen hochspekulativen Produkten zu Beginn der Coronakrise massiv unter Druck. Einige Fonds mussten liquidiert werden, der Schaden ist immens.

Portfolio soll nachhaltiger werden

Wer auch immer Jacqueline Hunt nachfolgt, trägt für die Aufarbeitung des Schadens nur bedingt Verantwortung. Vorstandschef Bäte hat den Vorfall inzwischen zur Chefsache erklärt. Hunts Nachfolge wäre damit zwar ebenfalls befasst, mindestens ebenso wichtig ist jedoch die künftige Ausrichtung der Vermögensverwaltung mit dem Schwerpunkt eines Umbaus des Portfolios in Richtung Nachhaltigkeit.

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Nachdem der Konzern sich schon vor rund zwei Jahren zum Ziel der Klimaneutralität bis ins Jahr 2050 bekannt hatte, kam Anfang dieses Jahres ein anspruchsvolles Zwischenziel dazu. Nun sollen die Emissionen bei ausgewählten Portfolios aus Aktien und Unternehmensanleihen bis ins Jahr 2025 schon um 25 Prozent gegenüber 2019 sinken.

Die Nachfolge von Jacqueline Hunt könnte jedoch nicht die einzige Veränderung im Allianz-Vorstand bleiben. Sergio Balbinot, der im Vorstand seit 2015 für die Märkte in West- und Südeuropa sowie im Raum Asien/Pazifik zuständig ist, hat mit seinem 63. Geburtstag Anfang September die konzerninterne Altersgrenze von 62 Jahren überschritten. Denkbar ist ein weiteres Jahr, in dem Balbinot den Bereich noch führen könnte. Aber auch der Schritt in den Ruhestand ist möglich.

Balbinot gilt als sehr geschätzt von Vorstandschef Bäte und vom Aufsichtsrat. Im vergangenen Jahr bekam er vom Aufsichtsrat die zweitbeste Bewertung im Vorstand hinter Bäte.

Aussichtsreicher interner Kandidat

Hausintern fällt in der Riege möglicher Aufstiegskandidaten in den Vorstand seit Längerem der Name Joachim Müller. Der Schwabe ist seit Ende 2019 für die lange Zeit defizitäre Industriesparte AGCS zuständig und hat in diesem Jahr sogar die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft.

Bereits bei seinem Einstieg bei AGCS galt die Aufgabe als Gradmesser für Müllers weitere Karriere im Haus. Zuvor machte Müller bei der deutschen Allianz-Tochter den Vertrieb zu einer renditestarken Einheit. Fraglich sei indes, ob Aufsichtsratschef Diekmann Müllers Arbeit bei AGCS bereits als beendet ansehe oder erst eine nachhaltige Rückkehr des langjährigen Verlustbringers abwarten wolle, heißt es im Konzern.

Neben Hunt und Balbinot stehen im Aufsichtsrat am Donnerstag auch die Verträge der beiden Vorstände Renate Wagner und Klaus-Peter Röhler zur Überprüfung an. Die Verlängerung gilt in beiden Fällen als Formsache – wobei beide im kommenden Jahr auch einen Teil ihrer bisherigen Aufgaben verlieren werden. Röhler ist neben seiner Aufgabe im Konzernvorstand noch Chef der Allianz Deutschland. Wagner ist dort im Vorstand unter anderem für Personalfragen zuständig. Mit dem im Frühjahr angekündigten Ende der Allianz Deutschland in der bisherigen Form sind beide Positionen hinfällig.

Dafür ist sowohl Röhler als auch Wagner an anderer Stelle vermehrt gefordert. Röhler ist neben dem Versicherungsgeschäft im deutschsprachigen Raum auch für die Länder in Mittel- und Osteuropa zuständig. Nachdem im Frühjahr das Polengeschäft des Konkurrenten Aviva übernommen wurde, muss Röhler nun dafür sorgen, dass die Allianz dort am Markt künftig weit mehr ist als nur eine Randerscheinung. Wagner ist neben Personalfragen für ein breites Portfolio aus Recht, Compliance sowie Fusionen und Übernahmen zuständig. In jedem Bereich dürften die Aufgaben in Zukunft weiter zunehmen.

Mehr: Allianz-Vorständin Hunt nach Hedgefonds-Affäre wohl vor dem Aus

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