Anbang und HNA Interessenten aus China schielen auf die Allianz

Die Versicherungsgruppe hat wenig Interesse an einer Übernahme.
Hongkong/Frankfurt/Berlin Die Allianz ist Insidern zufolge ins Visier zweier mächtiger Investoren aus China geraten. Die Versicherungsgruppe Anbang und der Mischkonzern HNA loteten in diesem Jahr jeweils unabhängig voneinander den Erwerb eines Mehrheitsanteils an dem Münchner Konzern aus, wie zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch sagten. HNA hätte sich auch mit einem Minderheitsanteil zufriedengegeben. Die Gespräche – beide in einem frühen Stadium – seien aber vor einiger Zeit beendet worden, weil die regulatorischen Hürden in Deutschland und China als zu hoch eingestuft wurden. Die Allianz-Führung habe zudem wenig Interesse gezeigt, berichteten die Insider.
Die genannten Unternehmen wollten sich zu den Informationen nicht äußern. Über das Interesse von HNA an der Allianz hatte zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Nach Reuters-Informationen dauerten die Gespräche der Bayern mit Anbang und HNA aber nur kurz. Dass die Pläne in naher Zukunft wiederbelebt werden, sei „sehr unwahrscheinlich“, betonte einer der Insider.
Anbang und HNA haben zwar beide die Ambition, ein weltweites Finanzimperium zu schmieden – so ist HNA bereits Großaktionär der Deutschen Bank. Doch die Rahmenbedingungen sind schwieriger geworden. So schränkt die Führung in Peking die Einkaufstour chinesischer Firmen im Ausland inzwischen ein, weil sie Investitionen eher ins Inland lenken will. Im Falle der Allianz kommt erschwerend hinzu, dass sie mit einer Marktkapitalisierung von rund 80 Milliarden Euro zu den wenigen global systemrelevanten Versicherern zählt. Die hiesigen Aufseher haben deshalb einen strengen Blick auf den Konzern, seine Geschäfte und Eignerstruktur. Außerdem schaut sich Allianz-Chef Oliver Bäte gerade selbst nach Übernahmezielen um.
Das Bundesfinanzministerium erklärte am Mittwoch auf Nachfrage, keine Informationen über einen möglichen Einstieg von Anbang und HNA bei der Allianz zu haben. Das sei am Ende aber auch eine privatwirtschaftliche Angelegenheit, sagte eine Sprecherin.
Bei der Deutschen Bank ist HNA seit dem Frühjahr dabei. In mehreren Schritten kauften die Chinesen ein Paket von 9,9 Prozent zusammen - und zählen jetzt zusammen mit der Herrscherfamilie aus Katar und dem US-Vermögensverwalter Blackrock zu den größten Anteilseignern der Bank. Wie die Kataris haben sie sich auch einen Sitz im Aufsichtsrat von Deutschlands größtem Geldhaus gesichert. Spekulationen über eine weitere Aufstockung der Anteile wies die HNA-Seite erst vor kurzem offiziell zurück. Anders als die Allianz ist die Deutsche Bank nach ihren vielen Sanierungsjahren und Strategiewechseln aber immer noch ein Schnäppchen: Ihre Marktkapitalisierung liegt derzeit bei weniger als 30 Milliarden Euro.
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