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Anlagestrategie Diese fünf Versicherer bieten die beste Aktienrendite

Die Coronakrise hat alle an der Börse notierten Assekuranzen unterschiedlich heftig erwischt. Das Beratungshaus BCG filtert die attraktivsten Aktien der Branche heraus.
11.08.2020 - 04:02 Uhr 1 Kommentar
Mit welchen Papieren sind Anleger in den letzten Jahren weltweit bei den Versicherern am besten gefahren? Die Berater von BCG haben nachgerechnet. Quelle: imago/Ikon Images
Kursdiagramme

Mit welchen Papieren sind Anleger in den letzten Jahren weltweit bei den Versicherern am besten gefahren? Die Berater von BCG haben nachgerechnet.

(Foto: imago/Ikon Images)

Frankfurt Joachim Wenning hat ein glückliches Händchen bewiesen. Der Vorstandschef des Rückversicherers Munich Re aus dem deutschen Leitindex Dax kaufte mitten im Börsenabsturz im Monat März zu einem Kurs von unter 149,21 Euro je Aktie für mehr als eine halbe Million Euro Papiere des eigenen Unternehmens.

Ein Treuebekenntnis, das sich für den Topmanager bereits gelohnt hat: Sein Investment liegt inzwischen mit mehr als 286.000 Euro im Plus. Den meisten Anlegern fehlte es allerdings an Chuzpe, als im Frühjahr wegen Corona die Börsen ins Trudeln gerieten. Viele Investoren warfen reihenweise Aktien aus dem Depot – und auch die als vergleichsweise defensiv geltenden Papiere der Versicherer wurden davon nicht verschont. Inzwischen hat sich die Lage an den Börsen wieder etwas beruhigt, und die Investoren schauen auch wieder auf Branchen, die sie zuvor verschmäht haben. Doch welche Papiere sind bei den Versicherern tatsächlich einen Blick wert?

Die Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) hat sich in einer Studie der Frage angenommen, welche Unternehmen unter den großen Assekuranzen zu den Top-Performern der Branche gehören und in den letzten fünf Jahren die größte Wertschöpfung geschafft haben. Dafür wurden 97 börsennotierte Versicherer weltweit mit mehr als fünf Milliarden Dollar Marktkapitalisierung daraufhin untersucht, wer sich in den Geschäftsjahren 2015 bis einschließlich 2019 am besten entwickelt hat. Die Studie liegt dem Handelsblatt vor.
Das Ergebnis überrascht und lenkt den Blick dabei vielfach nach Übersee: Unter den fünf Top-Performern auf der Liste der BCG findet sich nur ein Unternehmen aus Deutschland. Der Großteil kommt dagegen aus Übersee – und aus einem speziellen Segment.

„Grundsätzlich haben sich in den letzten Jahren weltweit die Sach- und Haftpflichtversicherer deutlich besser geschlagen als die meisten Lebensversicherer“, sagt BCG-Partner und Autor der Studie Thomas Seidl. „Gerade im Leben-Geschäft sinken die Margen seit Jahren, während bei den Sach- und Haftpflichtversicherungen gerade das Privatkundengeschäft noch immer recht gut läuft.“

Der Spitzenreiter kommt aus Südamerika

Ganz oben auf der Liste der langfristig beständigen Wertschöpfer unter den Versicherern steht ein Unternehmen aus Südamerika: die brasilianische Assekuranz Sul America, deren Papiere allerdings in Deutschland nicht handelbar sind. Das 1895 gegründete Unternehmen ist einer der größten unabhängigen Versicherer Brasiliens und verzeichnete zuletzt Prämieneinnahmen von umgerechnet 5,2 Milliarden Dollar und einen Gewinn von rund 233 Millionen Dollar.

Zu den größten Aktionären gehört mit 14,9 Prozent der Rückversicherer Swiss Re. Der Spitzenreiter lieferte seinen Anteilseignern nach Berechnung von BCG im Vergleichszeitraum 2015 bis 2019 die höchste durchschnittliche Aktienrendite.

Messgröße für die Berater ist dabei der sogenannte Total Shareholder Return (TSR), also die absolute Wertsteigerung, die Anleger mit der Aktie des Unternehmens erzielen konnten. In diese Größe fließen Kursgewinne, Ausschüttungen, die Veränderung der Margen, der freie Cashflow sowie etwaige Aktienrückkäufe und Kapitalerhöhungen mit ein. Wer in den vergangenen fünf Jahren den höchsten TSR erzielte, steht oben im BCG-Ranking.

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Diese Spitzenreiter bescheren Anlegern dabei nicht nur regelmäßig bessere Erträge als breite Aktienindizes wie der weltweite MSCI World, sondern sie versprechen auch ein hohes Maß an Krisenfestigkeit: Alle Konzerne verfolgen messbar langfristige Wachstumsstrategien.

Nummer zwei auf der Liste ist der US-Versicherer Progessive Corp., dessen Aktie in Deutschland im Freiverkehr handelbar ist. Der 1937 gegründete Konzern aus Ohio brachte es zuletzt auf einen Umsatz von 30,9 Milliarden Dollar und gilt als einer der größten Sachversicherer der Vereinigten Staaten. Die Aktien des Unternehmens werden seit 1971 an der Börse gehandelt.

Die Firma aus Mayfield Village steigerte ihre Eigenkapitalrendite in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 21 Prozent, wie die Experten von BCG berechneten. Die meisten Analysten sehen das Papier positiv. Von den 19 Analysten, die das Papier regelmäßig verfolgen, geben laut Zahlen des Finanzdatenanbieters Bloomberg elf eine Kaufempfehlung.

Platz drei geht an den weltgrößten chinesischen Versicherer Ping An, dessen Aktien in Frankfurt über ADR-Wertpapiere handelbar sind. Der Gigant aus dem Reich der Mitte setzt ganz auf digitale Technik und beschäftigt ein Heer von 23.000 IT-Entwicklern. So hat sich Ping An im Heimatmarkt China zu einem gigantischen Dienstleistungs-Supermarkt entwickelt und ist mit einer Beteiligung am Berliner Start-up Finleap bereits auch in Europa indirekt präsent.

Die Chinesen sind der Favorit der Analysten. Von 32 Bankexperten, die die Aktie Bloomberg zufolge regelmäßig beobachten, raten 29 zum Kauf – und niemand zum Verkauf.

Hannover Rück im Ranking

Erst auf Platz vier folgt dann der erste europäische Versicherer: der im MDax notierte Versicherer Hannover Rück, der zum niedersächsischen Versicherungskonzern Talanx zählt. Die Hannover Rück ist an der Börse knapp 18 Milliarden Euro wert und der drittgrößte Rückversicherer der Welt, also ein Versicherer, bei dem sich andere Assekuranzen gegen Großschäden absichern.

Die Coronakrise traf allerdings auch die Niedersachsen. Doch der Rückversicherer ist ein beständiger Dividendenzahler, der trotz der Pandemie auch für das abgelaufene Jahr eine Dividende von 5,50 Euro ausschüttete. Die meisten Analysten sind für den Wert inzwischen allerdings skeptisch. Von den 30 Experten, die die Aktie nach Bloomberg-Daten regelmäßig covern, empfehlen nur noch vier den Kauf – die meisten raten zum Halten der Papiere.

Platz fünf geht dann wiederum nach Südamerika an die brasilianische Porto Seguro. Die drittgrößte Versicherungsgesellschaft des Landes zählt zu den größten Kfz-Versicherern Brasiliens, hat ihren Hauptsitz in São Paulo und brachte es zuletzt auf eine Bilanzsumme von 8,6 Milliarden Dollar. Die Aktien des Unternehmens sind in Deutschland jedoch nicht handelbar.

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Der Grund für die vergleichsweise Schwäche der Europäer liegt BCG zufolge vor allem an einem Punkt, dem Wachstum. „Die amerikanischen Versicherer und noch mehr die Asiaten haben einfach viel höhere Wachstumsaussichten“, sagt Seidl. „Das ist einer der wichtigsten Gründe, warum sich so wenige europäische Versicherer unter den Top-Performern finden.“

So liege die Allianz im Vergleich mit europäischen Wettbewerbern gut im Rennen, international dominierten aber fokussierte Versicherer mit höherem profitablem Wachstum. Und bei der Munich Re gebe es kaum Wachstum des Buchwerts, befinden die BCG-Experten. Der Aktienkurs wurde nach ihrer Einschätzung bisher gestützt von einer soliden Dividendenrendite und Aktienrückkäufen. Zugleich achte der Rückversicherer aber auf einen soliden Kapitalpuffer.

BCG hält somit jetzt den Zeitpunkt für die Branche gekommen, sich neu auszurichten. „Wer sich die Renditeentwicklung an den Anleihemärkten anschaut, erkennt, dass die Erträge aus den Kapitalanlagen Jahr für Jahr fünf bis zehn Prozent nach unten gehen werden“, sagt Seidl voraus. „Wir glauben, dass die Krise nun der Anlass sein sollte, um bei den Versicherern die Digitalisierung noch stärker voranzutreiben.“

Viele Kunden hätten erlebt, dass sich Beratungsgespräche und Vertragsabschlüsse durchaus über das Internet durchführen ließen, meinen die Berater. Und auch in den internen Abläufen gebe es dank Künstlicher Intelligenz noch viel Automatisierungspotenzial. „Unter dem Strich sollten sich 40 bis 50 Prozent der nach wie vor hohen Verwaltungs- und Vertriebskosten der Versicherer reduzieren lassen“, sagt Seidl voraus. „Viel Potenzial steckt auch noch in der stärkeren, flexiblen Nutzung von Homeoffice, das einen Teil der teuren Büroflächen überflüssig macht.“

Generali-Deutschlandchef Giovanni Liverani dürfte inzwischen nachvollziehen können, was die Berater meinen. Er wurde im März von der Coronakrise in Italien in seinem Ferienhaus in Tarvisio in den Julischen Alpen überrascht.

So managte er das deutsche Milliardenunternehmen 71 Tage lang per Laptop aus dem 1749 gebauten Waldhaus – und stellte fest, dass dies besser klappte, als er gedacht hatte. „Wir haben die Firma ohne Probleme geleitet“, stellte er jüngst rückblickend fest. Dennoch: Lieber wäre Liverani nach eigenem Bekunden in der Deutschlandzentrale in München oder dem Generali-Konzernsitz in Triest gewesen.

Mehr: Allianz macht Homeoffice zur Dauerlösung – mit weitreichenden Folgen.

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  • Letztlich zählt 'Thieme zahlt' ! Lieber ein gesundes Buchwert Unternehmen als eine Versicherung, die aus einem Kartenahaus besteht!

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