Britischer Versicherer Standard Life wagt den Vorstoß nach Deutschland

Standard Life gehört zu den weltweit größten Versicherern.
Frankfurt Der britische Versicherer Standard Life sieht Wachstumspotenzial auf dem deutschen Markt und will mit neuen Lebensversicherungsprodukten expandieren. "Es heißt immer, Deutschland sei ein gesättigter Markt", sagt Vorstandschef David Nish dem Handelsblatt: "Aber haben die Deutschen wirklich schon die Sparlücke für die Altersvorsorge geschlossen?"
Standard Life gehört zu den weltweit größten Versicherern und liegt derzeit nach eigenen Angaben beim Neugeschäft auf Rang 31 der Lebensversicherer in Deutschland. Bei Lebensversicherungen gegen laufenden Beitrag lag das Neugeschäft 2011 bei 59,7 Millionen Euro, bei Policen gegen Einmalbeitrag bei 56,6 Millionen Euro. In den nächsten fünf Jahren will der Konzern unter die Top 25 vorrücken. Helfen sollen neue Produkte und mehr Werbung.
Standard Life verkauft seine Produkte in Deutschland nur über Makler. Der hierzulande recht unbekannte Konzern muss mit ungewöhnlichen Produkten locken, damit die Makler seine Produkte statt die bekannter Größen wie zum Beispiel Allianz oder Ergo anbieten. Da Standard Life den britischen Aufsichtsbehörden unterliegt, ist der Konzern bei der Produktgestaltung und der Kapitalanlage freier.
Das neueste Produkt ist die fondsgebundene Lebensversicherung "Maxxellence Invest". Wie bei solchen Policen üblich, gibt es keine garantierte Mindestverzinsung. Allerdings verspricht Standard Life mit einem neuen Sicherheitskonzept weniger Volatilität als bei vergleichbaren Produkten: Die Kapitalmanager ziehen bei langen Abwärtsphasen das Geld aus dem betroffenen Fonds ab und schichten automatisch in einen sicherheitsorientierten Fonds um. Geht es wieder aufwärts, wird wieder in die ursprüngliche Fondsauswahl investiert.
Ganz ohne Risiko ist das nicht: Erwischen die Kapitalmanager den falschen Zeitpunkt, sind schlechte Renditen und sogar Verluste möglich. Der Erfolg von Standard Life ist offen. Fondsgebundene Lebensversicherungen ohne Garantien verkaufen sich nur schleppend. "Garantie ist für mich ein reines Marketingwort", sagt dazu Standard-Life-Deutschland-Chef Sven Enger: "Schauen Sie sich an, was sich in den Bilanzen der Versicherer befindet - da haben Sie keine Garantie."
Der Vorstoß von Standard Life ist interessant, weil die gesamte Branche über Alternativen zum Garantiezins nachdenkt. Die für klassische Lebensversicherungen branchenweit geltende Mindestverzinsung liegt derzeit nur noch bei 1,75 Prozent - mehr erlaubt der Gesetzgeber aus Sicherheitsgründen nicht. Die 1,75 Prozent sind für den Kunden kaum attraktiv. Sie werden zwar jenseits des Garantiezinses an weiteren Überschüssen beteiligt, doch die sind nicht sicher.
Es gibt aber auch Policen mit einem höheren Garantiezins. So bietet die Lebensversicherung von 1871 seit kurzem ein Produkt mit 2,25 Prozent Garantiezins. Möglich wird das über ein Tochterunternehmen des Münchener Konzerns im Fürstentum Liechtenstein, wo höherer Zins erlaubt ist.
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