Christoph Jurecka Ex-Ergo-Manager tritt bei Munich Re in große Fußstapfen

Der Finanzvorstand der Munich Re war zuvor Finanzchef des Tochterkonzerns Ergo.
München Wenn die Blicke der Aktionäre auf der Hauptversammlung über die Gesichter im Vorstand gleiten, wird ein vertrautes Konterfei fehlen. Nach über 18 Jahren als Finanzchef der Munich Re hat sich Jörg Schneider in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger, der erstmals in dieser Rolle auf dem Aktionärstreffen auftritt, dürfte vielen Anlegern aber bekannt vorkommen.
Denn mit dem 44-jährigen Christoph Jurecka hat sich Konzernchef Joachim Wenning im eigenen Konzern bedient. Seit 2011 fungierte Jurecka als Finanzchef der Erstversicherungstochter Ergo in Düsseldorf. Die Berufung des Managers an die Spitze des Finanzressorts des Dax-30-Konzerns aus München ist also auf den ersten Blick eine sichere Wahl. Wenning konnte die Arbeit des gebürtigen Bergisch-Gladbachers Jurecka in den letzten Jahren schließlich aus nächster Nähe verfolgen.
Mit dem neuen Manager, der 2006 seine Aktuarprüfung ablegte, dürfte jedoch eine neue Note in die schmucke, von Jugendstil und Klassizismus geprägte Zentrale nahe dem Englischen Garten einziehen. Folgt doch dem promovierten Juristen und Betriebswirt Schneider nun ein promovierter Physiker und Diplom-Ingenieur, der bereits mit 36 Jahren zum CFO der Düsseldorfer Ergo berufen wurde.
Bei seinem ersten Auftritt auf der Bilanzpressekonferenz gab er sich selbstbewusst. „Wir haben einfach lange so gut verdient, dass wir uns das leisten können“, verteidigte er offensiv den Umstand, dass der Konzern praktisch den gesamten Gewinn ausschüttet.
„Ich habe es immer gern, mich in neue Themen einzuarbeiten“, beschrieb Jurecka einmal in einem Fragebogen sein bestes Investment. Ein Motto, dem er auch beruflich folgte: So studierte der Finanzfachmann zunächst im österreichischen Graz Technische Physik und promovierte über Elektronenkorrelationen und Supraleiter.
Mathematisch gesehen lägen die Welten von Naturwissenschaftlern und Finanzen oft gar nicht so weit auseinander, erklärte Jurecka später, warum er 2002 seine Karriere schließlich bei dem Versicherer DBV-Winterthur in der Schweiz begann.
Als diese dann fünf Jahre später von der Axa übernommen wurde, kehrte der Rheinländer in seine Heimat als Chief Risk Officer der Axa Deutschland zurück. 2009 wechselte er dann zurück zur Axa Winterthur, bevor der begeisterte Skifahrer und Vater eines Sohnes bei der Munich-Re-Tochter in Düsseldorf anheuerte.
Dort machte er offensichtlich einen so guten Job, dass er sich nunmehr für höhere Weihen im Mutterkonzern weiterempfahl. So ist die von Ergo-Boss Markus Rieß vorangetriebene Sanierung der Erstversicherungstochter Ergo finanziell auf Kurs. Sie soll künftig zu einem Wachstumstreiber des Konzerns werden.
Zeit für neue Qualitäten
Für Munich Re ist die Berufung des Ergo-Managers eine der ersten wichtigen Personalentscheidungen des neuen Vorstandschefs, der im April 2017 den Chefsessel von Nikolaus von Bomhard übernommen hatte. Wenning will das Unternehmen, das in den letzten Jahren mit schrumpfenden Gewinnen zu kämpfen hatte, wieder stärker auf Wachstumskurs trimmen.
Der neue Herr der Zahlen wird dabei die richtige Balance zwischen einer gerade auch von Schneider vorgelebten Zurückhaltung und Vorsicht und einem tendenziell neuen Wagemut finden müssen, ohne unvertretbare Risiken einzugehen. In Düsseldorf stellen Weggefährten dem bisherigen Ergo-Manager ein freundliches Zeugnis aus.
„Jurecka ist zuverlässig und arbeitet auf hohem Niveau“, sagt jemand, der seit Jahren seine Arbeit verfolgt. Unter den Mitarbeitern sei er ausgesprochen beliebt, er gehe anständig mit den Kollegen um. Als Manager sei er jedoch nicht unbedingt als Gestalter aufgefallen, sondern eher als Verwalter.
In München wird Jurecka, der selbst einräumt, dass sein Schreibtisch am „kreativen Chaos und am Foto seines Sohnes“ zu erkennen sei, indes auch neue Qualitäten beweisen müssen. Der langjährige Finanzchef Schneider fungierte als klare Nummer zwei im Konzern, der auch Einfluss auf die Strategie des Rückversicherers nahm. Es sind also keine kleinen Fußstapfen, in die Jurecka tritt.
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