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Digitaler Versicherungsmanager Warum das Insurtech Clark mitten in der Coronakrise in Österreich startet

Eine Verschiebung der Expansion kam für Clark nicht infrage. Das Start-up hofft, dass sich digitale Geschäftsmodelle in der Krise noch schneller durchsetzen.
01.04.2020 - 18:04 Uhr Kommentieren
Der digitale Versicherungsmanager hält Österreich für einen attraktiven Markt. Quelle: Clark
Smartphone mit Clark-App

Der digitale Versicherungsmanager hält Österreich für einen attraktiven Markt.

(Foto: Clark)

Frankfurt Mitten in der Coronakrise ist es ein gewagtes Unterfangen: Der digitale Versicherungsmanager Clark startet in dieser Woche in Österreich. Kunden können dort ab sofort alle ihre Versicherungen per App oder am Computer digital managen – und sich durch ein Expertenteam beraten lassen.

Dass das Frankfurter Unternehmen in diesem Frühjahr den ersten Schritt ins Ausland wagen will, hat es zwar schon vor einiger Zeit angekündigt. Angesichts der steigenden Infektionszahlen auch in Europa hat das Projekt die junge Digitalfirma aber vor besondere Herausforderungen gestellt.

„Die Entscheidung, den Marktstart in Österreich im Umfeld der Corona-Pandemie durchzuziehen, war nicht ganz einfach. Gerade als wir mit dem Projekt auf der Zielgeraden waren, sind alle unsere Mitarbeiter ins Home Office abgebogen“, sagte Clark-Chef Christopher Oster im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Glücklicherweise sind wir aber so aufgestellt, dass wir mit der Situation gut umgehen können. Das ganze Team ist es gewohnt, über Laptop und Telefon zu arbeiten – und hat ohnehin keinen physischen Kundenkontakt“, erklärt Oster.

Den Marktstart zu verschieben, sei keine Option gewesen. „Es gibt natürlich eine Unsicherheit, wie viele Kunden wir während der Coronavirus-Krise gewinnen können. Die Versicherungsverträge neu zu sortieren, hat für viele Menschen momentan sicherlich vermutlich keine Priorität“, sagt Oster. Entsprechend respektvoll müsse man beim Marketing vorgehen und sich fragen, ob die Nachrichten, die vermittelt würden, noch „zeitgemäß sind und die Bedürfnisse der Menschen aktuell gut ansprechen“.

Andererseits hätten viele Verbraucher nun auch mehr Zeit, sich mit derlei Themen überhaupt zu beschäftigen. „Wir glauben daher, dass die aktuelle Situation digitalen Geschäftsmodellen noch schneller zu einem Durchbruch verhelfen kann“, ist Oster überzeugt.

Die App habe in der aktuellen Krise Vorteile, betont Clark: Kunden hätten trotz der aktuellen Einschränkungen aufgrund des Coronavirus jederzeit eine Übersicht über ihre Versicherungen und könnten Verträge online vergleichen und abschließen. Bei Fragen oder Beratungsbedarf seien ausgebildete Versicherungsexperten per Chat, Email oder Telefon kostenlos erreichbar.

Neben Österreich-Geschäftsführer Philip Steiner treibt Clark-Mitgründer Marco Adelt den Aufbau von Clark in der Alpenrepublik voran. Aktuell beschäftigt das Unternehmen zehn Mitarbeiter im Wiener Büro, plant aber, dass es schnell mehr werden. Insgesamt hat Clark über 200 Mitarbeiter.

Digitalaffine Kunden

Oster sagt: „Für Österreich als ersten Auslandsmarkt haben wir uns entschieden, weil das Land uns sprachlich und kulturell sehr nah steht, viele Menschen dort gerne Online-Services in Anspruch nehmen, es aber bislang kein digitales Versicherungsprodukt mit ausreichend Kundenakzeptanz gibt.“

Der österreichische Versicherungsmarkt sei dem deutschen ähnlicher als andere Märkte in Europa. Österreichische Verbraucher haben im Schnitt 6,1 Versicherungsverträge und zahlen jährlich rund 2.000 Euro Versicherungsprämien – fast so viel wie die Deutschen, die im Schnitt 2.400 Euro ausgeben.

Es gebe aber ein paar Produktunterschiede: Beispielsweise kombiniert die Haushaltsversicherung die Hausrat- und Haftpflichtversicherung, während diese Versicherungen in Deutschland in der Regel getrennt verkauft werden. „Solche Unterschiede konnten wir in unserer App aber vergleichsweise schnell anpassen“, betont Oster. Dank eigener Maklerlizenz in Österreich kann Clark den Verbrauchern dort Angebote von über 70 Versicherungsgesellschaften bieten.

Firmenchef Christopher Oster, Österreich-Geschäftsführer Philip Steiner und Mitgründer Marco Adelt (von links) hoffen auf einen schnellen Durchbruch digitaler Geschäftsmodelle. Quelle: Clark
Führungsteam von Clark

Firmenchef Christopher Oster, Österreich-Geschäftsführer Philip Steiner und Mitgründer Marco Adelt (von links) hoffen auf einen schnellen Durchbruch digitaler Geschäftsmodelle.

(Foto: Clark)

In Österreich soll die App ähnlich schnell wachsen wie in Deutschland, konkrete Zahlen will Oster aber nicht nennen. Wenn der Start in Österreich gut läuft, peilt Clark im Jahr 2021 den Eintritt in einen weiteren europäischen Markt an. „Hier werden wir uns zwischen Frankreich, Italien, Spanien oder Holland entscheiden“, so Oster.

In Deutschland ist Clark 2015 an den Start gegangen. Nach eigenen Angaben hat das Insurtech mittlerweile mehr als 200.000 Kunden und zahlreiche Banken und Marken als Partner gewonnen, unter anderem die Deutsche Kreditbank (DKB), die Online-Bank N26 sowie das Vielflieger- und Prämienprogramm Miles & More.

Schwierige Lage für Start-ups

Insgesamt, räumt Oster ein, sei die Situation in der Coronakrise für junge Digitalunternehmen aber „momentan herausfordernd“. In den vergangenen ein bis zwei Jahren sei es verhältnismäßig einfach gewesen, frisches Kapital bei Investoren einzuwerben: „Im nächsten halben Jahr dürfte der Markt jedoch fast vollständig zum Erliegen kommen. Wer jetzt einen Liquiditätsengpass hat, könnte schnell Probleme bekommen.“

Ähnlich äußerte sich Christian Wiens, Chef des Heidelberger Digitalversicherers Getsafe: „Kein Start-up hat so etwas je erlebt – die Krise wird also ein Stresstest für sie sein.“ Die Pandemie werde jene Unternehmen aussortieren, die kein nachhaltiges Geschäftsmodell haben. Für die anderen könnte sie ein Brandbeschleuniger sein, der die digitale Transformation vorantreibt.

Laut einer Umfrage des Bundesverbands Deutscher Start-ups seien allerdings neun von zehn Start-ups in Deutschland negativ von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise betroffen, mehr als jedes siebte fürchte sogar um seine Existenz. Besonders beeinträchtigt seien Firmen aus den Bereichen Personalwesen und Tourismus. Details zu Insurtechs gab es in der Auswertung nicht. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) stellte den betroffenen Start-ups indes schnelle Finanzhilfe in Aussicht. Am Dienstag kündigte er zusätzlich zu den bestehenden Programmen eine Unterstützung von insgesamt zwei Milliarden Euro an.

Insurtechs wie Clark benötigen diese aber offenbar nicht: „Wir haben aktuell keinen Finanzierungsbedarf und sind sehr solide aufgestellt, selbst wenn sich die Krise bis ins nächste Jahr ziehen sollte“, erklärt Oster.

Mehr: Star-Investor Larry Fink über die Coronakrise: „Ich habe bisher nichts Vergleichbares erlebt“.

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