Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Falsche Riester-Verträge Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ergo-Manager

Es gibt neuen Ärger für die Ergo: Interne Dokumente legen mehr als 3500 Betrugsfälle bei Riester-Verträgen nahe. Die Versicherung verschleppte die Aufklärung jahrelang.
04.10.2012 - 06:19 Uhr 29 Kommentare
Torsten Oletzky, Vorstandsvorsitzender der Ergo Versicherungsgruppe: neuer Ärger. Quelle: dpa

Torsten Oletzky, Vorstandsvorsitzender der Ergo Versicherungsgruppe: neuer Ärger.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die fehlerhaften Abrechnungen von Riester-Verträgen der Ergo-Versicherung könnten zu strafrechtlichen Konsequenzen führen. Nach Informationen des Handelsblatts ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen vier ehemalige und aktive Führungskräfte der Ergo wegen des Verdachts auf Betrugs nach Paragraph 263 des Strafgesetzbuches. Gegen sieben weitere Manager wird wegen Beihilfe zum Betrug ermittelt. Unter ihnen: Ludger Griese, bis vor wenigen Tagen Vorstand der Ergo Lebensversicherung AG. Interne Dokumente der Ergo zeigen, dass Griese seit November 2005 von den fehlerhaften Abrechnungen Kenntnis hatte.

Die Versicherung gab auf Anfrage an, es gebe keinen Zusammenhang zwischen den Ermittlungen und der abrupten Trennung von Griese. Griese selbst reagierte nicht auf Anfragen. Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers wollte keine Angaben zum Stand des Verfahrens machen und bestätigte lediglich, dass die Ermittlungen andauern.

Anstoß für die Ermittlungen sind tausende von fehlerhaften Abrechnungen von Riester-Verträgen aus den Jahren 2005 und 2006. Die Kunden wurden laut Ergo aus Versehen, durch einen Druckfehler, zu falschen Kosten abgerechnet. Sie seien irrtümlich besser gestellt worden als geplant. Fakt ist: Die Kunden zahlten 25 Prozent mehr als vertraglich vereinbart. Insgesamt ging es um rund eine Million Euro.

Als ein Kunde den Fehler im Oktober 2005 bemerkte, zog die Versicherung daraus sechs Jahre lang keine Konsequenzen. Der eine Kunde wurde zwar entschädigt, die anderen aber nicht. Interner Mail-Verkehr zeigt den Grund. „Ich persönlich habe den Eindruck, dass man auch gar nicht so genau alle Fälle wissen will, da eine Korrektur nur händisch mit erheblichem Aufwand möglich ist, “ schrieb ein Abteilungsleiter, der im Zuge der Aufklärungsarbeit um Stellungnahme gebeten wurde. Er sprach von den „üblichen Begleiterscheinungen“ einer Tarifumstellung.

Erst nach Bekanntwerden 2011 wurden unter öffentlichem Druck alle 12.000 Kunden entschädigt. Bei rund einem Viertel von ihnen reicht dies aber möglicherweise nicht aus. Sie stornierten ihre Verträge oder wechselten zu seiner anderen Versicherung. Dadurch kam es zu niedrigeren Rückkaufs- oder Übertragungswerten, als vertraglich vereinbart. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hegt deshalb in 3552 Fällen den Verdacht eines „vollendeten Betruges“. Betrug kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.

Ergo hält die Mitarbeiter für unschuldig. „Einem Betrugsvorwurf treten wir entschieden entgegen. Ein strafrechtlich relevantes Handeln der beschuldigten Personen sehe ich nicht“, sagte Johannes Lörper, Mitglied des Vorstands der Ergo Lebensversicherung AG, dem Handelsblatt. „Aber selbstkritisch müssen wir sagen: Schon als der Fehler im Herbst 2005 bekannt wurde, hätten wir reagieren müssen.“

Laut Ergo sind fünf der betroffenen Manager sind noch heute bei der Versicherung tätig, einer von ihnen in einer höheren Position als vor der Riester-Affäre.

Hier ging Herr Kaisers Truppe an Land
Hedonism_Screenshot
1 von 12

Die Ergo-Tochter Hamburg Mannheimer hat laut der Ergo-Revisionsberichte „Jamaika I und II“ in den Jahren 2009, 2010 und 2011 Lustreisen ins „Hedonism II Resort“ durchgeführt.

(Foto: )
Hedonism7
2 von 12

Das „Hedonism II“ ist ein „Swinger-Hotel“ auf Jamaika – das stellte die Ergo laut ihrem Revisionsbericht auch selbst nach Internetrecherchen fest.

(Foto: )
Hedonism2
3 von 12

Die Hotelanlage: „Seit dem Augenblick als Hedonismus II die Tore öffnete, vor rund 25 Jahren, ist es das berüchtigste Hotel in der Welt für Singles und Paare ab 18 Jahren“, heißt es auf der Internetseite des „Swinger-Hotels“.

(Foto: )
Hedonism3
4 von 12

Auf der Hotel-Webseite wird mit blumigen Worten umschrieben, warum man zum „Hedonism II“ reisen sollte: „Wörter können das Gefühl nicht wirklich gut beschreiben als den Reiz tatsächlich dort gewesen zu sein.“

(Foto: )
Hedonism4
5 von 12

Weiter heißt es: „Es ist das ultimative Vergnügen. Ein wirkliches Leben im Garden of Eden.“

(Foto: )
Hedonism5
6 von 12

Die Bilder des Hotels zeigen nur die halbe Wahrheit. Eine Google-Suche führt schnell zu anderen Aufnahmen aus diversen „Swinger-Urlauben“.

(Foto: )
Hedonism10
7 von 12

Hotelgäste schwärmen von den verspiegelten Decken in den Zimmern und debattieren das Für und Wider von Sex im Pool.

(Foto: )
Startseite
29 Kommentare zu "Falsche Riester-Verträge: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ergo-Manager"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Es ist schon arg auffällig,dass da irgendwas zwischen dem Handelsblatt und der Ergo läuft.Wenn sich die Strippenzieher bekriegen (CLEMENS VEDDER vs ERGO),dann mutiert plötzlich diese Zeitschrift zur Marionette!Die Handlanger vom Handelsblatt können einem nur Leid tun.

  • So langsam offenbart sich das ganze Ausmaß dieser Sumpf- und Müll-Versicherung... Die BaFiN möchte doch mal den Laden komplett zezieren... oder haben die Jungs Angst vor einem unbewältigbaren Berg bislang unbekannten Ausmaßes?
    .
    Wo der Dreck schon bis zur Oberfläche steigt, liegt das Chaos oft im Inneren. T.O. wollen Sie nicht mehr bieten gegen einen etwaigen Strafbonus? (Sie würden so der Branche und vor allem den geschundenen Verbrauchern einen Bärendienst erweisen...)
    .
    Zur PRO-Schine, bleibt nur festzustellen, dass die HMi-Brüder genauso wie die DVAG-JÜnger nie anderst in Erscheinung getreten sind. Man beachte4 die hohe Anzahl an Privat-Insolvenzen bei diesen Vertriebschaoten... die am Markt mehr Schaden anrichten als mit Versicherungspolicen zu verhindern!
    .
    Und dann bitte gleich mal beim Deutschen Herold vorbeischauen und die Abrechnungen nach Storno speziell bei Fondspolicen azf rechtliche Haltbarkeit prüfen - Danke!

  • Ich muss mich auch hier wieder erinnern wie mir ein Bekannter (aus dem Nähkästchen plaudernd)berichtete: "welch' tolle Tipps er von seinem Humbug-Mülleimer-Vertreter bekäme um seinen Wohngebäudeschaden (Sturm) zu "OPTIMIEREN". Ähem... man will den Namen Betroffener nicht nennen aber er kommt aus dem schwäbisch/bayerischen Raum...

    Einzelfall?

    Der Kunde hat den Tipp-Geber übrigens angeblich mit der Regulierungssumme auch berücksichtigt...
    .
    Einzelfall? - Oder systemischer Problemsumpf?
    Bei Humbug-Müllheimer?
    .
    Nicht nur dass der Wettbewer so nachhaltig behidnert wird, nein es wird dem Betrug auf Kosten der ehrlichen Kunden Tür und Tor geöffnet und die ehrlichen sind die Dummen... so wie auch der Prämienanteil, der für PuFF-Incentives auf dem Balkan im wörtlichen Sinne "verschossen" wird...
    .
    Berufsbetroffener
    .
    Anm: Nur soviel um das Abwälzen der ERGO-Jünger auf die pöse PRO-Vertriebsschiene ins rechte Licht zu rücken!

  • Hallo ERGO.....tut mir leid, dass du für so einen Scheißverein arbeitest und nun den Mist ausbaden musst.Als die HMI vor vielen Jahren DKV, Rechtsschutz und auch Sachgeschäft an die Victoria,also euch vermittelt hat....und ihr euch die Bestandspflege einverleibt habt, obwohl ihr nie etwas dafür getan habt, da waren das "tolle Jungs"......hört auf mit dem scheinheiligen Getue......Keiner, ja wirklich keiner war je im Auftrag des Kunden unterwegs......nur für euren Geldbeutel...... Nie war auch nur auf einer Schulung das Wohl des Kunden das Ziel......nur die Umsatzzahlen für die Geschäftsstellen, die Direktionsassistenten und Direktionsbeauftragten ........ und nichts Anderes.Hoffentlich hat es bald ein Ende mit EUCH !!!!

  • Banken und Versicherung, die größten Häuser und die größten Ganoven!
    selber schuld wer dehnen sein Geld gibt.
    blos gut das ich keines zuviel habe:-)

  • Man mag ja unterschiedlicher Meinung über die Intensität und Motivation der Berichterstattung sein, nur scheinen manche zu vergessen, dass die öffentlich gewordenen Verfehlungen und Problemehausgemacht sind. Da ist offensichtlich jahrelang bekannt, dass Riesterverträge zum Nachteil der Kunden ausgefertigt wurden, und es wird nichts unternommen??? Und ein Pressesprecher stellt sich letztes Jahr morgens hin und sagt, das könne gar nicht sein, um nachmittags zu korrigieren, dass der Umfang wohl doch etwas größer sei? Was für eine katastrophale Kommunikationsstragie und Arroganz. Es ist richtig, dass ermittelt wird und fragwürdig, warum nicht schon längst personelle Konsequenzen gezogen wurden.

  • Ich kann mich der Kommentierung von »Bietchekoopen« nur vollumfänglich anschliessen.

    Angefangen von einer höchst offenherzigen Maklerbetreuerin die sich beim Ersttermin ungefragt auf meinem Schreibtisch niederlässt ...

    ... über einen gebundenen Versicherungsvertreter gemäß § 34d Abs. 4 GewO, der auf seiner offiziellen Vertreterhomepage die offizielle Produktpalette anpreist, während er in XING seit (m)einer persönlichen Rückfrage ob seiner Zulassungen und dem Deckungsumfang seiner Vermögensschadenhaftpflicht anonymisiert auftritt, dafür aber dringend Kontakte zu Photovoltaikherstellern in China sucht und als CEO im Bereich Venture Capital & Private Equity auftritt …

    … über einen DBA der für seine besondere Vorlieben im Anschluss an gute Geschäftstermine bekannt ist …

    … bis hin zum Abteilungsleiter »de Bea......« der mich als zahlenden Kunden im Januar 2012 anruft und während des 01:59 Minuten andauernden, höchst einseitig geführten, Telefonates aggressiv jede weitere telefonische Kontaktaufnahme mit seinem Hause verbieten will und danach einfach auflegt.

    Dabei erfolgten (meine) sämtlichen Rückfragen ausschließlich schriftlich.

    Weder Beschwerden an den, ach so viel und kostenintensiv beworbenen, Kundenanwalt noch an die Bereichsleitung des jeweiligen Fachbereiches wurden bisher beantwortet.

    Es scheint, als ob man für derartige Hinweise garnicht erst zuständig sei.

  • @Mitarbeiter-und-Kunde
    Ein neuerliches Einschalten der Staatsanwaltschaft als "abgestandes Essen aufwärmen" zu bezeichnen ist tatsächlich irrelevant.
    Ich hatte selber schon als Kunde mit ERGO zu tun, allerdings mit keinem einzigen der tausenden "guten" Mitarbeitern!
    @Mazi
    Eine Umstrukturierung und Verbesserung der Finanzaufsicht wäre angebracht! Diese aber abzuschaffen würde Versicherungs- und Finanzbetrügern Tür und Tor öffnen

  • Wenn Sie der Artikel nicht interessiert, warum lesen sie ihn und investieren Zeit in Kommentare?
    Ein Unternehmen, welches mit Transparenz wirbt und dann mit fragwürdigen Praktiken versucht eine Berichterstattung zu unterbinden, ist schon einen Bericht wert, wenn die Staatsanwaltschaft schon wieder ermittelt.

    Jetzt versuchen Stimmung für den Ergo-Konzern zu machen ist wohl fehl am Platz.
    Noch dazu ohne Argumente.

  • Die neue Information ist, dass die Staatsanwaltschaft schon wieder ermittelt.
    Wenn Sie Verträge bei dem Unternehmen haben, würde ich mir eher darüber Gedanken machen, ob es sich lohnt noch weiter bei diesem Unternehmen zu investieren oder Alternativen in Betracht zu ziehen.

Alle Kommentare lesen
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%