Frankreichs Versicherungsmarkt Allianz hofft auf den Macron-Effekt

Seine Wahl wurde von der französischen Wirtschaft positiv aufgenommen.
München Franzosen gelten als Meister der abwägenden Formulierung. Doch wenn es um die Zukunft der Allianz im Nachbarland geht, lässt Jacques Richier, der Frankreich-Chef des deutschen Versicherungsriesen, jede Diplomatie vermissen. „Der Versicherungsmarkt in Frankreich wird in den kommenden Jahren wieder härter werden“, sagte Richier dem Handelsblatt. „Frankreich ist ein gesättigter Versicherungsmarkt, da wachsen Sie nur, wenn die Konkurrenten Fehler machen.“
So seien in den vergangenen Jahren der französische Rivale Axa und der italienische Konkurrent Generali aus unterschiedlichen Gründen teilweise mit sich selbst beschäftigt gewesen – ein Umstand, der sich nun jedoch ändern werde. Für umso wichtiger für die Branche und die übrige Wirtschaft hält Richier den Ausgang der französischen Parlamentswahlen, deren zweiter Wahlgang am kommenden Sonntag stattfinden wird.
„Die Wahl von Emmanuel Macron ist in der französischen Wirtschaft sehr positiv aufgenommen worden“, betont Richier. Viele Manager seien positiv gestimmt, was enorme Bedeutung habe, denn Wirtschaft sei zu 50 Prozent Psychologie. Davon würden auch die Versicherer profitieren. „Das Geschäft der großen Versicherer hängt erheblich an der Entwicklung des Bruttosozialprodukts in den jeweiligen Ländern“, erklärt Richier. „Geht es dem Land gut, geht es auch den Versicherern besser.“
Die Aussichten dafür stehen nicht schlecht. Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, glaubt, dass Frankreich das Zeug hat, zur Konjunkturlokomotive in Europa zu werden. Macron hatte im ersten Wahlgang aus dem Stand 32,3 Prozent der Stimmen bei der Parlamentswahl in Frankreich gewonnen.
Frankreich hat für die Allianz eine besondere Bedeutung. Das Nachbarland ist nicht nur einer der wichtigsten Märkte für die Münchener. Es ist für den Konzern auch Schauplatz eines wichtigen Prestigeduells. Denn an der Seine tritt die Allianz gegen ihren bedeutendsten Rivalen in Europa an: die französische Axa, die Nummer zwei nach Marktkapitalisierung in Europa.
In Frankreich jedoch ist diese Hackordnung umgekehrt: Axa dominiert klar den Markt, die Allianz sieht sich auf Rang zwei mit rund 5,5 Millionen Kunden und Bruttoprämien in Höhe von 12,3 Milliarden Euro. Dennoch fühlt sich Richier nicht so, als ob er in der Höhle des Löwen kämpfe. „Wenn große Adressen nach einem Angebot suchen, kommen Sie neben der Axa auch immer zur Allianz“, sagt Richier.
Es ist eine Position, die die Allianz nutzt, um sich auch selbst politisch zu positionieren. „Als Allianz engagieren wir uns in Frankreich auch im politischen Diskurs“, betont Richier. „Wir veranstalten beispielsweise regelmäßig politische Runden mit hochrangigen Politikern aus Deutschland und Frankreich, um das gegenseitige Verständnis zu vertiefen.“ Es sind Gesprächsangebote, die in Paris offensichtlich auf offene Ohren stoßen. So hatte die Allianz bei diesen Runden sogar schon den Gast im Haus, auf dem nun viele Hoffnungen ruhen: „Auch Emmanuel Macron war bei uns schon zu Besuch.“
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