Geldhäuser 512 Deutsche-Bank-Filialen nicht berücksichtigt: Bundesbank korrigiert Standort-Statistik

Die deutschen Geldhäuser streichen seit Jahren Standorte.
Frankfurt Die deutsche Bundesbank hat ihre Angaben zur Zahl der Bankfilialen korrigiert. Sie registriert nach den neuen Zahlen weniger Schließungen im Jahr 2020 als zunächst gemeldet. Das Handelsblatt hatte am Dienstag bereits über einen Erfassungsfehler berichtet.
Die Zentralbank erklärte, im vergangenen Jahre seien 2567 Zweigstellen weggefallen, was einem Minus von knapp zehn Prozent entspricht. Damit zählt die Notenbank zum Jahresende 24.100 Filialen. Am Dienstag hatte sie einen Rückgang von 3079 Standorten bekanntgegeben.
Als Grund für den Fehler führte die Bundesbank an, dass sie einen Teil der Deutsche-Bank-Filialen versehentlich nicht berücksichtigt hatte, konkret 512 Geschäftsstellen. Die Folge: Die Bundesbank wies den Filialabbau bei der Deutschen Bank und damit für die gesamte Branche als zu hoch aus.
Die deutschen Geldhäuser streichen seit Jahren Standorte. Der Großteil der Kunden erledigt seine Bankgeschäfte weitgehend digital. Dennoch treffen Filialschließungen immer wieder auf Kritik. Gerade bei den öffentlich-rechtlichen Sparkassen gilt die Präsenz vor Ort aus Sicht vieler Kommunalpolitiker als unentbehrlich.
Für Verwirrung in der Bundesbank-Statistik sorgte jedoch nicht nur die fehlerhafte Erfassung, sondern auch der starke Rückgang der Deutsche-Bank-Filialen insgesamt. Denn die Bundesbank zählt zu den Zweigstellen der größten deutschen Bank auch bestimmte Paketshops. Dabei geht es um Kioske und andere kleine Läden, die als Partner der Deutschen Post beispielsweise auch Pakete annehmen – und obendrein Postbank-Kunden Geld auszahlen oder Überweisungen annehmen. Die Postbank ist eine Marke der Deutschen Bank.
Zahl der Paketshops mit Mini-Bankdienstleistung stark rückläufig
Von diesen Paketshops mit Geldauszahlung gibt es nach wie vor sehr viele. Insgesamt kommt die Bundesbank auf nahezu 4000 Zweigstellen der Deutschen Bank – also halb so viele, wie alle 370 deutschen Sparkassen zusammen haben. Sie teilen sich wie folgt auf: Die Deutsche Bank hatte per Ende 2020 mit der Marke Deutsche Bank etwa 500 Filialen und die Postbank gut 800 echte Filialen. Dazu kommen ungefähr 2600 Paketshops mit Mini-Bankdienstleistungen als Partnerfilialen.
Für das vergangene Jahr wurden laut Bundesbank insgesamt 869 Deutsche-Bank-Zweigstellen geschlossen. Etwa 830 davon – und damit ein Drittel aller bundesweit geschlossenen Filialen – waren Partner-Paketshops. Die Konsequenz: Um die Filialgröße verständlich darzustellen, müsste man eigentlich die 2600 Paketshops aus der Filialstatistik herausrechnen. Es bleiben dann 21.500 Zweigstellen, also zehn Prozent weniger als in der Bundesbank-Übersicht.
Peter Barkow vom Analysehaus Barkow Consulting zieht daher das Vorgehen der Bundesbank in Zweifel. „Partnerfilialen mögen regulatorisch als Zweigstellen gelten, ökonomisch sind sie es eher nicht.“ Die Tatsache, dass sie Teil der Statistik seien, schränke deren Aussagefähigkeit deutlich ein, kritisiert Barkow.
Die Bundesbank argumentiert, dass es sich bankaufsichtlich um eine Auslagerung von Dienstleistungen durch die Deutsche Bank auf diese Partnerfilialen handle. „Die Deutsche Bank AG bleibt somit für die ordnungsgemäße Abwicklung dieser Bankgeschäfte verantwortlich und hat deshalb auch Prüfungsrechte.“ Für die Definition als Zweigstelle reiche zum Beispiel schon die Annahme von Geldern als Teil des Einlagengeschäfts.
Die Zahl der Geschäftsstellen sinkt bereits seit einigen Jahren. Derzeit spricht viel dafür, dass das Tempo nun weiter zunimmt. In der Corona-Pandemie schlossen zahlreiche Geldhäuser etliche oder sogar alle Filialen, was noch mehr Kunden zu Onlinebanking bewegte.
So kündigte die BW-Bank, die Tochter der Landesbank Baden-Württemberg, erst am Montag an, dass von derzeit 100 Filialen bis Ende 2022 rund 40 wegfallen sollen. Auch die Deutsche Bank will etliche Geschäftsstellen streichen. Von den knapp 500 Filialen der Marke Deutsche Bank sollen bis Jahresende fast 100 Standorte schließen. Die Commerzbank wiederum plant, bis 2024 rund 340 Filialen dichtzumachen.
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