Handelsblatt testet Altersvorsorge: Diese Riester-Renten lohnen sich

Die vor 20 Jahren eingeführte geförderte private Altersvorsorge steht unter Druck.
Düsseldorf Die Kritik an der Riester-Rente hält an. Die vorgeschriebene Kapitalgarantie, die den Erhalt der eingezahlten Beiträge zu Beginn der Rentenphase vorschreibt, wird zum Hemmschuh. Sie lässt sich bei minimalen oder sogar negativen Zinsen kaum noch darstellen.
Mit der Senkung des Garantiezinssatzes von 0,9 Prozent auf 0,25 Prozent ab 1. Januar 2022 wird das Problem weiterverschärft. Weil die Anbieter von Riester-Renten in Zukunft mit dem Höchstrechnungszinssatz von 0,25 Prozent kalkulieren müssen, können sie unter Berücksichtigung von Kosten die Garantie nicht mehr abbilden.
„Wir gehen davon aus, dass viele Anbieter ab 2022 neue Verträge für Riester-Renten nicht mehr im Programm haben werden“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Die Fondsgesellschaft DWS hat ihr Neugeschäft bereits eingestellt.
Das Fondshaus Union Investment bietet Riester-Renten nur noch bei einer Mindestlaufzeit von 20 Jahren an. Wer 47 Jahre oder älter ist, kann also keinen Vertrag mehr abschließen. Franke und Bornberg hat für den Test von Riester-Renten die Produkte von Versicherungsgesellschaften auf Fondsbasis unter die Lupe genommen.
Beim Test erhielten sieben Produkte die Höchstnote sehr gut. Entscheidend war die Finanzkraft, die Produktqualität und die Rentenhöhe. Die Qualität der Fonds wurde dabei nicht analysiert. Wie die Tabelle zeigt, unterscheiden sich die garantierten monatlichen Renten.
Das überrascht auf den ersten Blick, schließlich ist in allen Fällen die Höhe des eingezahlten Kapitals für den Musterfall gleich. „Allerdings unterscheiden sich die Kosten für die Verrentung des Kapitals, und zum Teil gehen die Versicherer von unterschiedlichen Lebenserwartungen aus“, sagt Franke.
So liegt die Spanne der monatlich garantierten Mindestrente zwischen 183,24 Euro und 222,98 Euro. Bei einer unterstellten Mindestverzinsung von zwei Prozent unterscheiden sich die monatlichen Renten aufgrund unterschiedlicher Kosten.
Zu den mit der Höchstnote sehr gut ausgezeichneten Angeboten zählt die Hanse Merkur Lebensversicherung mit dem „Riester Care Invest Tarif RA“. Wie die meisten Anbieter operiert Hanse Merkur mit zwei Töpfen. Um die Garantie abzubilden, wird ein Großteil des Kapitals im Sicherungsvermögen angelegt.
„Die Garantie wird also nicht mit Fonds hergestellt“, sagt Dieter Ameln, Leiter der Produktentwicklung bei der Hanse Merkur Lebensversicherung. Um die Garantie darzustellen, fließt ein Großteil des Kapitals in niedrig verzinste Anlagen. Der nicht für die Garantie benötigte Anteil wird nach Abzug der Kosten und der Überschussanteile in Investmentfonds angelegt, die der Kunde auswählen kann.
Darunter finden sich neben drei Strategiefonds in den Varianten sicherheitsbewusst, ausgewogen und chancenreich noch 13 weitere Investmentfonds zur Auswahl. Gerade zu Beginn der Sparphase ist der Fondsanteil niedrig. Bei einer Laufzeit von 37 Jahren beträgt der Fondsanteil bei einer Restdauer von 20 Jahren rund 20 Prozent, bei zehn Jahren 25 Prozent und bei fünf Jahren 33 Prozent. Ein Vertragsabschluss für Menschen ab einem Alter von 50 Jahren ist nicht möglich.
Riester-Rente wird unbeliebter
Das Produkt der Continentale Lebensversicherung wird ebenfalls mit der Höchstnote sehr gut ausgezeichnet. Auch hier wird das Kapital im Sicherungsvermögen angelegt. Für den Anteil, der frei investiert werden kann, können Anleger die Fonds selbst aussuchen. „Bei der Anlage kann der Kunde aus mehr als 70 Fonds und ETFs bis zu zehn Fonds gleichzeitig kombinieren und mehrfach jährlich kostenlos ändern“, sagt Thomas Pollmer, Leiter Produktmanagement Leben im Continentale Versicherungsverbund.
Die vor 20 Jahren eingeführte geförderte private Altersvorsorge steht unter Druck. Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales stagniert die Zahl der abgeschlossenen Riester-Verträge seit 2013 bei rund 16 Millionen, seit 2017 geht sie zurück.
Ein Fünftel der Verträge ist ruhend gestellt, es werden also keine Beiträge mehr bezahlt. Die Reform der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge wird ein Thema der nächsten Bundesregierung sein. Vor allem die Kapitalgarantie schmälert nach Auffassung vieler Experten die Attraktivität. Ohne grundlegende Reform droht der Riester-Rente das Aus.
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