Handelsblatt testet Altersvorsorge-Ranking: Die besten privaten Versicherungen

Wer viel Zeit für den Aufbau seiner Altersvorsorge hat, sollte mit einer hohen Aktienquote beginnen und möglichst auf eine Garantie verzichten.
Düsseldorf Die staatliche Rentenversicherung gerät in den kommenden Jahren unter Druck. Finanzierten 1970 noch 4,5 Beitragszahler einen Rentner, waren es 2019 nur 2,1 aktive Arbeitnehmer. Wenn das Versorgungsniveau nicht stark fallen soll oder die Beitragssätze nicht weit stark steigen sollen, müssten die Bundeszuschüsse zur Rentenversicherung von 101,8 Milliarden Euro auf 185 Milliarden Euro bis 2045 steigen.
Damit würde die Hälfte des Bundeshaushalts an die Rentenversicherung gehen. Der Staat würde massiv an Handlungsspielraum verlieren. Wer angestellt arbeitet, sollte sich nicht nur auf die staatliche Rentenversicherung verlassen. Sie reicht bei den allermeisten Menschen nicht aus, um den Lebensstand zu halten.
Hinzu kommt, dass das Rentenniveau in den kommenden Jahren weiter sinken wird. Eine private Altersvorsorge ist für Menschen ohne Vermögen elementar. Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat für das Handelsblatt Produkte für die Altersvorsorge von Versicherungen unter die Lupe genommen und bewertet.
Private Vorsorge ist der Schlüssel, um im Alter den Lebensstandard zu halten. Dabei gibt es zwei Stellschrauben für den Erfolg. Nämlich so früh wie möglich anzufangen und in möglichst rentable Anlagen zu investieren. In Deutschland werden viele Vorsorgeprodukte mit einer Kapitalgarantie versehen.
So zum Beispiel die Riester-Rente. Das Problem: Um die Kapitalgarantie abzubilden, müssen die Anbieter einen großen Anteil des Kapitals in Zinsanlagen investieren. Diese werfen aber kaum noch Zinsen ab. „Produkte mit einer vollen Kapitalgarantie ergeben in einem Umfeld mit niedrigen oder sogar negativen Zinsen keinen Sinn“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer der Ratingagentur Franke und Bornberg.
Vorsorgeprodukte auf Fondsbasis bieten große Vorteile
Deswegen sollten Sparer Produkte ohne Garantie bevorzugen. Zinsanlagen, die hierzulande besonders beliebt sind, sind nicht mehr angesagt: „Private Rentenversicherungen, die in reine Zinsanlagen ohne Kapitalmarktorientierung investieren, sind in Zeiten niedriger Zinsen nicht attraktiv“, sagt Franke. Grundsätzlich bieten Vorsorgeprodukte auf Fondsbasis große Vorteile.
Dann können Sparer auch in renditestarke Aktienfonds investieren, die langfristig überdurchschnittliche Erträge erzielen. Wer viel Zeit hat, braucht auch Schwankungen nicht zu fürchten. Die Versicherungsbranche bietet ein großes Angebot an fondsbasierten Lösungen. Wer ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis hat, kann eine Beitragsgarantie von 80 Prozent wählen.
So wie das Produkt „PrivatRente KomfortDynamik REKU1“ der Allianz, das die Höchstnote erhält. Sowohl die Finanzstärke als auch das Produkt werden mit sehr gut bewertet. „Das Vorsorgekonzept bietet eine attraktive Balance aus Renditechancen und Sicherheit“, sagt ein Sprecher der Allianz.
Die Anlageexperten des Versicherers verwalten das Portfolio und wählen die Fonds aus. Um die Garantie darzustellen, geht ein Teil des Kapitals in das Sicherungsvermögen der Allianz Lebensversicherung. Sie sorgt dafür, dass bei Renteneintritt in jedem Fall 80 Prozent der eingezahlten Beiträge zur Verfügung stehen.
Bei dem ebenfalls mit sehr gut bewerten Produkt „PrivatRente InvestFlex mit Garantie RF1GD“ der Allianz gestalten Anleger die Kapitalanlage mit. Sie können aus verschiedenen Fonds und gemanagten Vorsorgedepots wählen. „Die Aufteilung zwischen Fondsanlage und Sicherungsvermögen wird börsentäglich überprüft, sodass die Garantieleistungen zum Rentenbeginn sichergestellt sind“, erklärt der Allianz-Sprecher.
Rentenversicherungen ohne Garantie punkten mit mehr Spielraum
Beim Produkt „GarantieRente Index“ der Gothaer Lebensversicherung kann der Anleger zwischen vier verschiedenen Indizes wählen und bis zu zwei miteinander kombinieren. Die Garantie wird durch monatliches Umschichten zwischen Deckungsstock und dem Indextopf dargestellt.
Deutlich mehr Spielraum bei der Geldanlage haben Rentenversicherungen ohne Garantie. Das gilt auch für die mit sehr gut ausgezeichnete „fondsgebundene Rentenversicherung Tarif E-FR“ der Europa Lebensversicherung. Dabei können Anleger aus 30 Fonds wählen.
„Der Fonds muss auf jeden Fall ein gutes Rating und eine gute Wertentwicklung aufweisen, die Kosten dürfen nicht zu hoch sein, das Fondsvermögen darf nicht zu klein sein“, sagt Thomas Pollmer, Leiter Produktmanagement Leben im Continentale Versicherungsverbund. Die Kunden können bis zu zehn Fonds wählen. Bis zu sechsmal pro Jahr können sie Fonds kostenfrei austauschen.
Beliebig oft kostenlos lassen sich Fonds beim Produkt „Ergo Rente Chance“ der Ergo Vorsorge Lebensversicherung austauschen. Auch bei dieser Variante obliegt die Auswahl der Fonds dem Kunden. Sie können unter 60 verschiedenen Fonds für verschiedene Regionen und Themen wählen.
„In Kooperation mit Assekurata haben wir einen Auswahlprozess für die Fonds entwickelt. Wichtig ist ein gutes bis hervorragendes Rating von namhaften Ratingagenturen“, sagt Oliver Horn, Bereichsleiter Produktmanagement der Ergo Vorsorge Lebensversicherung.
Investmentprofis übernehmen die Aufteilung
Zwischen Einzelfonds und gemanagten Depotmodellen können Sparer beim Produkt „Vorsorgeinvest Spezial“ von Zurich Deutscher Herold wählen. Diese Depots bilden unterschiedliche Chancen- und Risikoprofile ab. Die Aktienquote reicht von 30 Prozent in der ausgewogenen Variante und bis zu 90 und 100 Prozent in der dynamischen Variante.
Hier übernehmen Investmentprofis die Festlegung der Asset-Allocation, also die Aufteilung der verschiedenen Anlageklassen. Sie wird monatlich überprüft und angepasst. „Der Kunde kann aber jederzeit in das Depotmodell oder in die individuelle Fondsauswahl wechseln und sein Fondsportfolio selbst zusammenstellen“, sagt Daniel Happ, Senior Investment Manager bei Zurich Investment Management. Wer viel Zeit für den Aufbau seiner Altersvorsorge hat, sollte mit einer hohen Aktienquote beginnen und möglichst auf eine Garantie verzichten.
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