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Frau unter einem Aktenschrank
(Foto: Stone/Getty Images)
Handelsblatt testetSchutz für den Ernstfall – Diese Versicherungen eignen sich bei Berufsunfähigkeit
Bei einer Berufsunfähigkeit reichen staatliche Leistungen meist nicht aus, um den Lebensstandard zu halten. Private Absicherungen können in dem Fall helfen.
Düsseldorf Niemand denkt gerne an die großen Lebensrisiken: ein Unfall oder eine Krankheit, die es unmöglich machen, den eigenen Beruf weiter dauerhaft auszuüben. Wer sich nicht absichert, kann im unglücklichen Fall der Fälle seinen Lebensstandard nicht halten und muss zu seinem physischen und psychischen Leid noch einen materiellen Abstieg hinnehmen. Umso wichtiger ist es, sich mit diesen Lebensrisiken zu beschäftigen und sich vor den finanziellen Folgen abzusichern.
Dabei ist eines klar: Die Erwerbsminderungsrente der gesetzlichen Rentenversicherung reicht nicht aus. Diese volle staatliche Rente bekommt, wer nur noch drei Stunden am Tag in einem beliebigen Beruf arbeiten kann. Die staatliche Erwerbsminderungsrente lag 2017 im Schnitt bei 716 Euro pro Monat. Damit lässt sich der Lebensunterhalt meist nicht bestreiten. Wer noch drei bis sechs Stunden arbeiten kann, bekommt zudem sogar nur die Hälfte der Erwerbminderungsrente ausbezahlt.
Um das Risiko der Arbeitsunfähigkeit abzusichern, sind daher private Versicherungen unverzichtbar. Darin sind sich Verbraucherschützer einig. Das Spektrum ist groß und reicht von der Grundfähigkeitsversicherung über die Erwerbsunfähigkeitsversicherung bis hin zur bekanntesten und beliebtesten Variante, der Berufsunfähigkeitsversicherung. Auf eine Absicherung kann dagegen nur verzichten, wer über ein ausreichendes Vermögen verfügt.
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung springt nur ein, wenn der Betroffene überhaupt in keinem Beruf mehr arbeiten kann. Und eine Grundfähigkeitsversicherung bezahlt dann, wenn der Versicherte bestimmte Fähigkeiten, wie zum Beispiel Sitzen oder Autofahren, nicht mehr ausüben kann.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung bezahlt dagegen eine monatliche Rente, wenn der Versicherte in seinem Beruf zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig ist. „Die Berufsunfähigkeitsversicherung sollte der Standard sein, um sich vor dem Verlust der Arbeitsfähigkeit und dem damit verbundenen Einkommensverlust abzusichern.
„Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung kommt nur für einen kleinen Teil der Risiken auf“, sagt Peter Grieble, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Umfassende Auswertung
Für das Handelsblatt hat das Analysehaus Franke und Bornberg alle Versicherungen rund um das Thema Arbeitskraftsicherung anhand von Musterfällen untersucht. So haben die Experten analysiert, welche Kosten auf einen 30-Jährigen Maschinenbauingenieur zukommen, der im Falle seiner Berufsunfähigkeit eine monatliche Rente von 1500 Euro erhalten möchte.
Methodik und Musterfälle
In die Gesamtbewertung der Versicherungen ging die Qualität der Vertragsbedingungen zu 70 Prozent sowie die Höhe und Nachhaltigkeit der Prämienkalkulation zu 30 Prozent ein. Die Qualität wurde anhand des Produktratings von Franke und Bornberg für die jeweilige Versicherungsart bewertet. Wenn ein Unternehmensrating für die Leistungsregulierung von Franke und Bornberg vorliegt, wurde das berücksichtigt.
Eintrittsalter 30 Jahre; Rentenbeginn 67 Jahre; 1500 Euro monatliche Rente; Beruf: Bankkaufmann, Abitur, kaufmännische Ausbildung; vollständig kaufmännische Tätigkeit, keine Personalverantwortung.
Eintrittsalter 30 Jahre; Rentenbeginn 67 Jahre; 1500 Euro monatliche Rente; Beruf: Maschinenbauingenieur, Abitur, Studium; zu 70 Prozent kaufmännische und zu 30 Prozent körperliche Tätigkeit, keine Personalverantwortung.
Es gibt aber auch den Musterfall des Akademikers. Von 34 untersuchten Tarifen erhalten im Musterfall zwölf Berufsunfähigkeitsversicherungen die Topnote. Dabei können sich Arbeitnehmer mit einem akademischen Abschluss in den vergangenen Jahren über einen Rückgang der Prämien freuen. Der Grund dafür: „Die Versicherungen differenzieren viel stärker als früher nach beruflichen Risiken. In der Folge sind die Prämien für viele Menschen mit geringeren beruflichen Belastungen günstiger geworden“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses.
Wie die Auswertung zeigt, unterscheiden sich aber die Prämien erheblich. Die Nettoprämien reichen im Musterfall des Akademikers von 51,76 Euro bis zu 87,48 Euro pro Monat. Dabei handelt es sich um die tatsächlich zu zahlende Prämie, die auch Überschüsse berücksichtigt: „Der Versicherer kann die Prämie an die Bruttoprämie anpassen. Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchte, sollte sich daher nicht nur von einer günstigen Nettoprämie leiten lassen“, sagt Franke.
Wichtiger seien die Vertragsbedingungen und die langfristige finanzielle Stabilität der Versicherung. So beträgt bei dem im Musterfall am besten bewerteten Tarif, der Berufsunfähigkeits-Police Plus der Allianz Lebensversicherung, die monatliche Nettoprämie 80,68 Euro. Sie gehört damit zwar nicht zu den billigen Anbietern, zeichnet sich aber bei der Qualität durch ein Toprating aus.
Grundsätzlich sollte ein Vertrag auch keinen abstrakten Verweis auf einen anderen Beruf beinhalten. Beim Tarif der Allianz passt sich die Altersgrenze an die gesetzlichen Rentenversicherung an.
Doch wie hoch sollte die monatliche Rente gewählt werden? „Das Ziel muss es sein, den zukünftigen Einkommensstrom und den konkreten finanziellen Bedarf abzusichern“, betont Verbraucherschütze Grieble. Deswegen empfiehlt er, genau zu rechnen.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten kann da schnell ein Bedarf in Millionenhöhe entstehen. Und die eigenen Lebensumstände können sich permanent ändern. Deswegen ist es sehr wichtig, die Berufsunfähigkeitsversicherung ohne erneute Gesundheitsprüfung aufstocken zu können. Wenn eine Nachversicherungsoption vereinbart ist, lässt sich die BU-Rente dem veränderten individuellen Bedarf anpassen: „Im Zweifelsfall würde ich eher etwas mehr absichern und auch daran denken, dass ich im Fall der Berufsunfähigkeit eine private Altersvorsorge aufbauen kann“, so Grieble.
Anders als bei einer Hausratsversicherung kommt es bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung auf die individuellen Risiken an, die Versicherungen in der Praxis aber meist unterschiedlich bewerten. Der Gesundheitszustand und der Beruf spielen dabei eine zentrale Rolle. Experten raten dazu, Vorerkrankungen vollständig anzugeben. Grundsätzlich müssen Antragssteller ambulante Krankheiten aus den vergangenen fünf Jahren und stationäre aus den vergangenen zehn Jahren angegeben.
Grundfähigkeitsversicherung
Immer wieder sorgen fehlerhafte Angaben beim Abschluss der Versicherung für den späteren Ausschluss im Leistungsfall. Deswegen empfehlen Experten, einen Auszug aus der Krankheitsakte von Ärzten anzufordern und die Fragen genau zu beantworten. „Bedeutsame Krankheiten sind immer anzugeben. Wenn unbedeutende Krankheiten anzugeben sind, sollten keine bedeutenden vergessen werden“, so Grieble.
Immer wieder zu Problemen kommt es bei Rückenschmerzen, die schon bei Abschluss der Versicherung bekannt waren: Wurden diese nicht angegeben, kann der Versicherte dann im Ernstfall leer ausgehen. Deswegen rechnet es sich nicht, bei Antragsstellung unvollständige Angaben zu machen.
Geduld zahlt sich aus
„Bei der ersten Ablehnung einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollte man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Die Versicherungen unterscheiden sich ganz erheblich darin, wie sie Krankheiten und Risiken bewerten“, erklärt Franke.
Eine gute Beratung können hier Versicherungsmakler und Versicherungsberater leisten, die erfahren sind und Versicherungen gut kennen. Sie können auch anonyme Anfragen stellen oder Online-Plattformen wie vers.diagnose für eine individuelle Risikoeinschätzung nutzen und damit unabhängig für den Kunden recherchieren.
Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Aus einer täglichen Beratungspraxis weiß Peter Grieble, dass sich beim Abschluss einer Versicherung gegen Berufsunfähigkeit die Interessenten oft zu sehr auf die eigene Person konzentrieren: „Dabei ist es sinnvoll und rational, die gesamte Familie einzubeziehen und abzusichern. Der Fokus auf Kinder fehlt oft völlig im Vertrieb und in der Öffentlichkeit.“
So hätten zwar viele Eltern für ihre Kinder eine Unfallversicherung abgeschlossen, doch diese mache nur ein Prozent der Invaliditätsfälle bei Kindern aus. Zu 99 Prozent würde die Invalidität bei Kindern durch Krankheiten ausgelöst. Er empfiehlt daher auch eine Kinderinvaliditätsversicherung.
Später im Schüleralter könnten die Kinder dann ganz oder teilweise in eine Berufsunfähigkeitsversicherung wechseln. Der große Vorteil: So hätten Kinder schon frühzeitig die Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen und würden durch den frühen Einstieg eine geringe Prämie bezahlen. Gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit gilt es ohnehin, eine Versicherung so früh wie möglich abzuschließen. Je älter ein Mensch wird, desto größer sind die gesundheitlichen Risiken und so teurer wird die Prämie.
Sehen Sie hier die einzelnen Fälle zur Arbeitskraftsicherung im Überblick:
Mehr: Für einzelne Personen und noch mehr für Familien ist die Absicherung des Einkommens wichtig. Aber Berufsunfähigkeitsversicherungen haben ihre Tücken.
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