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Hauptversammlung 2021 Munich Re setzt auf Schulterschluss mit Regierungen

Konzernchef Wenning fordert bei der HV ein gemeinsames Vorgehen von Staat, Unternehmen und Versicherern gegen systemische Risiken. Für Munich Re wäre das von Nutzen.
28.04.2021 - 20:00 Uhr Kommentieren
Der Konzernchef stellt auf der Hauptversammlung klar, dass im Moment keine Akquisition geplant sei. „Bei guten Gelegenheiten sind wir allerdings in Lauerstellung.“ Quelle: Munich Re
Joachim Wenning

Der Konzernchef stellt auf der Hauptversammlung klar, dass im Moment keine Akquisition geplant sei. „Bei guten Gelegenheiten sind wir allerdings in Lauerstellung.“

(Foto: Munich Re)

München Der digitale Auftritt ist nach über einem Jahr in der Pandemie inzwischen geübt. Routiniert blickt Vorstandschef Joachim Wenning in die Kamera und redet zu Investoren, Journalisten und mehreren Tausend Aktionären. Sie alle sind am Mittwoch erneut nur digital zur Hauptversammlung des Rückversicherers Munich Re zugeschaltet und können den Auftritt des Vorstandschefs nicht wie unzählige Male vorher live in den Münchener Messehallen verfolgen. Dort steht derzeit ein Impfzentrum.

Die Pandemie ist allgegenwärtig. Kein Wunder also, dass Wenning gleich zu Beginn seiner 21-minütigen Rede darauf Bezug nimmt: Knapp 3,5 Milliarden Euro an Belastungen durch Covid-19 verbuchte der weltgrößte Rückversicherer im vergangenen Jahr. Rund 600 Millionen Euro dürften im laufenden Jahr dazukommen, so die Schätzung. „Wir leisten damit einen erheblichen Beitrag zur Abmilderung der Folgen der Krise“, stellt Wenning die Verantwortung seines Konzerns in der weltweiten Krise heraus.

Für die Aktionäre hat das indes keine negativen Folgen. Wie schon ein Jahr zuvor soll es erneut 9,80 Euro je Aktie an Dividende geben. Auch wenn der Gewinn im vergangenen Jahr gut 60 Prozent niedriger ausgefallen ist als 2019 und nur noch bei rund 1,2 Milliarden Euro lag.

„In einem Jahr mit solch außergewöhnlich hohen Belastungen ist es aber keine Selbstverständlichkeit, positiv abzuschließen“, versucht Wenning, die Verhältnisse zurechtzurücken. Ein Seitenhieb auf den ärgsten Wettbewerber Swiss Re schwingt dabei mit, denn der verzeichnete in dieser Zeit einen hohen Verlust. „Widerstandsfähigkeit ist ein Wesensmerkmal guter Versicherer“, ergänzt Wenning.

Der Vorstandschef der Munich Re, seit 2017 im Amt und seit drei Jahrzehnten im Unternehmen, blickt bereits nach vorn. „Wir müssen neue Wege finden, um unsere Volkswirtschaften gegen die nächste Pandemie zu wappnen“, fordert er. Sein Blick richtet sich dabei auf die Politik und die Privatwirtschaft, die seiner Ansicht nach ihre Kompetenzen bündeln sollten, um gemeinsam vorausschauende Lösungen zu finden.

Public-private-Partnership zwischen Staat und Versicherern

Wenning greift einen Vorschlag aus dem vergangenen Jahr wieder auf, als eine Reihe namhafter Versicherer zum Schutz vor künftigen Pandemien das Modell einer Public-private-Partnership zwischen Staat und Versicherern vorgeschlagen hat.

Dieser Vorschlag ist noch immer aktuell, viel getan hat sich seither allerdings nicht. Deswegen versucht Wenning, die Aktionäre des weltgrößten Rückversicherers auf seine Seite zu ziehen, indem er ihnen noch einmal in einfachen Worten das Modell erklärt.

So sollen die Versicherer im Rahmen eines staatlich gestützten Risikopools für einen Mindestschutz gegen Pandemierisiken sorgen. Das wiederum soll bei kleinen und mittleren Unternehmen selbst Anreize schaffen, um dort Vorkehrungen zu treffen. Wenn das im Extremfall immer noch nicht ausreicht, greift der Staat ein.

Wenning appelliert dabei an eine möglichst standardisierte Ausgestaltung der Bedingungen. „So verliert man im Ernstfall keine Zeit. Die Wirkung entfaltet sich sofort.“ Der Seitenhieb auf die aktuelle Herangehensweise, bei der viele Unternehmen langwierige und viel zu komplexe Fördermethoden immer wieder kritisieren, ist unüberhörbar.

Das angepriesene Partnerschaftsmodell zwischen Staat, Unternehmen und Versicherern würde er zudem gern für weitere systematische Risiken einsetzen. Besonders die in Corona-Zeiten stark gestiegene Zahl von Cyberangriffen auf systemrelevante Netzwerke und die kritische Infrastruktur würde er gern in ein solches Konzept einbeziehen. „Ein solches digitales Blackout-Szenario wäre privatwirtschaftlich genauso wenig versicherbar wie eine Pandemie“, zieht er Parallelen.

Absicherung von Cyberrisiken zählt zu den großen Wachstumshoffnungen

Doch Wenning sagt das nicht ohne Eigennutz für sein Unternehmen. Die Absicherung von Cyberrisiken zählt seit Jahren zu den großen Wachstumshoffnungen bei der Munich Re und bei vielen Wettbewerbern. Die Münchener sehen sich dabei als Vorreiter in der Branche. Allerdings differenziert der Vorstandschef auch hier. Höchstens schwache systemische Risiken lassen sich seiner Meinung nach eingrenzen und entsprechend versichern.

Hier sieht Wenning hohe Wachstumschancen und nennt als Beispiel die vor wenigen Wochen verkündete Kooperation mit der Google Cloud und der Allianz zur Absicherung von Cloud-Risiken von Unternehmen. „Es ist unser Anspruch, die Grenzen der Versicherbarkeit auch im Bereich Cyber kontinuierlich zu erweitern“, so Wenning.

Erste Ergebnisse in der digitalen Transformation zeigen sich bereits in einer automatisierten Plattform für die Vertragsgestaltung mit Großkunden sowie in Versicherungen für die Leistungen von Algorithmen. Dieser Trend soll mit der neuen Strategie „Ambition 2025“, die im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, fortgeführt werden. „Mit einem breiten Portfolio an Digitalinitiativen, Partnerschaften und Beteiligungen sind wir hervorragend aufgestellt“, ist sich Wenning sicher.

Weiteres Wachstum könnte ebenfalls aus möglichen Zukäufen kommen. Der Konzernchef stellte zwar klar, dass im Moment keine Akquisition geplant sei. „Bei guten Gelegenheiten sind wir allerdings in Lauerstellung“, macht Wenning auf die Frage eines Aktionärs deutlich.

Interessante Kaufgelegenheiten könnten aus der Erstversicherung oder aus dem Technologiesektor kommen. Allerdings sei das derzeitige Preisniveau gerade bei Insurtechs atemberaubend. „Wir hoffen, dass wir am Ende der Krise gut dastehen, um Gelegenheiten nutzen zu können“, so Wenning wörtlich. Der Anspruch der Munich an eine gute Kaufgelegenheit sei jedoch stets die strategische Passung.

Mehr: Sieben Fakten zur Bilanz: Munich Re ragt trotz Gewinneinbruch heraus.

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