Hochwasserkatastrophe Allianz erwartet mehr als 500 Millionen Euro Schäden durch jüngstes Unwetter

Erste Schätzungen gehen insgesamt von Schäden zwischen vier und fünf Milliarden Euro aus.
München Mehr und mehr Versicherer gehen mit ihren Prognosen zu den versicherten Schadensummen durch das verheerende Unwetter „Bernd“ an die Öffentlichkeit. Am Dienstag nannte Marktführer Allianz die Gesamtzahl von mehr als 500 Millionen Euro, die der Konzern voraussichtlich an seine betroffenen Kunden auszahlen dürfte.
Bislang liegen der Allianz schon rund 13.000 Schadenmeldungen im Bereich Hausrat und Wohngebäude vor, hinzu kommen etwa 3000 Meldungen zu beschädigten Fahrzeugen. „Wir rechnen aber damit, dass sich diese Zahl in den nächsten Tagen noch deutlichen erhöhen wird“, sagt Schaden-Vorstand Jochen Haug. Dann dürften es 30.000 Schadenmeldungen bei Hausrat und Wohngebäuden sowie 5000 Fahrzeugschäden sein, so die Erwartung.
Insgesamt dürften laut Schätzungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rund 40.000 Fahrzeuge beschädigt sein, was die Versicherer etwa 200 Millionen Euro kosten dürfte. Etwa 100 Millionen Euro dürften zusätzlich für Transportversicherungen fällig werden, dazu jeweils zweistellige Millionenbeträge für diverse Großschäden.
Insgesamt geht der GDV jetzt von einem versicherten Gesamtschaden von 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro aus, wie Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen am Dienstag sagte. In der vergangenen Woche noch lagen die Schätzungen bis vier bis fünf Milliarden Euro. Es werde aber weiterhin ständig aktualisiert.
In den aktuellen Zahlen sind neben den Schäden in den am meisten betroffenen Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auch die Auswirkungen in Bayern und Sachsen berücksichtigt.
Auch andere große Anbieter rechnen mit immensen Belastungen. So hat die genossenschaftliche R+V Versicherung in der vergangenen Woche für das Gesamtjahr bereits Elementarschäden aus Hausrat und Wohngebäuden von 387 Millionen Euro gemeldet.
Dabei sind auch die Schäden vom Juni mit eingerechnet. In der Gesamtsumme sind 154 Millionen Euro enthalten, die zu dieser Zeit unter anderem die Sturmtiefs „Peter“, „Wolfgang“ und „Xero“ angerichtet haben.
Expertenteams sind in den Krisenregionen unterwegs
167 Millionen Euro waren bis zur vergangenen Woche für das Juli-Unwetter „Bernd“ angesetzt. Eine Zahl, die in den nächsten Tagen ebenfalls noch deutlich ansteigen dürfte. „Wir beobachten seit einigen Jahren, dass Unwetter an Stärke und Häufigkeit zunehmen“, macht Vorstandschef Norbert Rollinger wenig Hoffnung auf eine Besserung. Für das Gesamtjahr geht er davon aus, dass Elementarschäden durch Hochwasser und Überschwemmungen eine neue Größenordnung erreichen werden.
Die Versicherer sind inzwischen mit großen Teams in den betroffenen Gebieten unterwegs, um die Schäden bei ihren Kunden aufzunehmen. Die Allianz hat dafür 80 eigene und 150 externe Schadenexperten in den betroffenen Gebieten im Einsatz. Die unterstützen die Versicherer auch mit Notstromgeneratoren, Trocknungsgeräten und beauftragen Trocknungsfirmen. Bei der R+V ziehen sie inzwischen aus dem gesamten Bundesgebiet verfügbare Mitarbeiter zur Schadenaufnahme in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Rheinland-Pfalz zusammen. Fünf bis zehn Prozent der Gesamtsumme entfallen auf Schäden im Süden und Osten Deutschlands. Vom großen Rest entfallen zwei Drittel auf Rheinland-Pfalz und ein Drittel auf NRW.
Auch die Huk-Coburg als größter Kfz-Versicherer im Land ist derzeit mit einem Großaufgebot im Schadengebiet unterwegs. Dort beginnen in dieser Woche die Sammelbesichtigungen. Fahruntüchtige Autos werden abgeholt.
Sofern ein Totalschaden festgestellt wird, kümmern sich die Versicherer auch um die Entsorgung und Abmeldung. Nötig ist dafür allerdings mindestens eine Teilkasko-Versicherung. Die zahlt auch die Reparatur bis zur Höhe des Wiederbeschaffungswerts.
In der Branche rechnet man jetzt schon mit einem Rekordjahr bei den Schadensummen. „Insgesamt dürfte dieses Jahr mit Stürmen, Überschwemmung, Starkregen und Hagel zum schadenträchtigsten Jahr seit 2002 werden“, erwartet GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen. Vor 19 Jahren lag der versicherte Unwetterschaden bei 10,9 Milliarden Euro. Bereits im Juni hatten Starkregen und Hagel einen geschätzten versicherten Schaden von 1,7 Milliarden Euro verursacht.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.