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Insurtechs Fusionen, Übernahmen, Auslandsexpansion: Das sind die Pläne der Versicherungs-Start-ups im neuen Jahr

Der Insurtech-Markt ist 2021 deutlich reifer geworden. Dadurch rücken neue Themen auf die Agenda.
28.12.2021 - 14:45 Uhr Kommentieren
Zahlreiche Insurtechs wollen nach Frankreich expandieren – oder sind bereits dort tätig. Quelle: Bloomberg
Weihnachtsmarkt im Pariser Geschäftsviertel La Défense

Zahlreiche Insurtechs wollen nach Frankreich expandieren – oder sind bereits dort tätig.

(Foto: Bloomberg)

Frankfurt 2021 war kein schlechtes Jahr für junge technologiegetriebene Unternehmen in der Versicherungsbranche. Die sogenannten Insurtechs kamen nicht nur besser durch die Pandemie als anfangs befürchtet, Firmen wie Wefox, Clark und Getsafe gelang es sogar, sich größere Finanzierungsrunden zu sichern. „Der Insurtech-Markt ist in diesem Jahr deutlich reifer geworden“, so lautet das Fazit von Thomas Broichhausen, Partner und Versicherungsexperte bei der Kanzlei Linklaters.

Jetzt rücken neue Themen auf die Agenda: „Wir gehen davon aus, dass Fusionen und Übernahmen, Umstrukturierungen und Auslandsexpansionen 2022 zunehmen werden“, prognostiziert Broichhausen. Auch Dietmar Kottmann, Partner bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman, rechnet für das nächste Jahr damit, dass die „Internationalisierung vieler Insurtechs deutlich Fahrt aufnehmen wird“.

Manche Entwicklungen sind schon im zu Ende gehenden Jahr erkennbar. Seit Längerem gibt es bereits einen Trend zur Zusammenarbeit zwischen den Insurtechs selbst oder zwischen den Neugründungen und großen Versicherern. Neu ist, dass sich die jungen Unternehmen nun nicht mehr nur an Kooperationen wagen, sondern auch an Übernahmen: Beispielsweise hat der digitale Versicherungsmanager Clark vor Kurzem angekündigt, die Finanzen Group zu übernehmen.

Laut Angaben im Handelsregister hat jüngst der Online-Krankenversicherer Ottonova zudem KVPro.de gekauft – ein Portal, das Qualitäts- und Leistungsvergleiche in der privaten Krankenversicherung anbietet. Ottonova arbeitet seit einiger Zeit verstärkt mit Partnern zusammen und schaut sich weiter nach strategischen Partnerschaften und M&A-Opportunitäten um. Ein Sprecher bestätigte den Deal.

Auch bei der Expansion in neue Märkte haben einige Insurtechs aus dem deutschsprachigen Raum Fortschritte gemacht. „Vor allem Start-ups, die Versicherern helfen, ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren, haben gezeigt, dass sie international erfolgreich sein können“, sagt Kottmann. So sind Jarowa aus der Schweiz und Riskine aus Österreich mittlerweile auch in Deutschland tätig. Sie waren aufgrund der überschaubaren Größe ihrer Heimatmärkte früh gezwungen, auch ins Ausland zu gehen.

Anpassung an lokale Gegebenheiten ist nötig

Für Neugründungen, die selbst als digitaler Versicherer und Vertrieb auftreten, sei die Auslandsexpansion hingegen nicht ganz so einfach, da sie ihre Geschäftsmodelle stark an die lokalen Gegebenheiten anpassen müssten, so Kottmann. Doch auch hier gebe es positive Beispiele. Der Digitalversicherer der Wefox-Gruppe startete im April in Polen und einem Unternehmenssprecher zufolge im November in Italien. Bereits Ende 2020 erfolgte der Markteintritt in der Schweiz.

Der Konkurrent Getsafe hat sich mittlerweile in Großbritannien etabliert. Nach der Finanzierungsrunde im Oktober und mit der neuen Bafin-Lizenz für das Sachversicherungsgeschäft sollen weitere Schritte ins Ausland folgen. Der nächste Markt wird wohl Frankreich sein. Ein konkretes Datum stehe aber noch nicht fest, betont eine Firmensprecherin. Das Wachstum im Ausland soll dazu beitragen, die Kundenzahl von aktuell über 250.000 im nächsten Jahr über die Marke von 400.000 zu heben.

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Auch der White-Label-Versicherer Element, der Policen entwickelt, die andere Anbieter unter ihrer eigenen Marke vertreiben können, will im Ausland wachsen. Aktiv ist das Start-up, das in diesem Jahr über 20 neue Partner hinzugewonnen hat, bereits in Österreich. Element will vor allem seine Cloud-Ausfallversicherung zeitnah in weitere Länder bringen.

Der Leiter des Versicherungsbetriebs bei Element, Eric Schuh, sagt: „Italien und Frankreich folgen in den nächsten Monaten, weitere fünf EU-Länder im Verlauf des nächsten Jahres.“

Die Plattform für Gewerbeversicherungen, Thinksurance ist in diesem Jahr nach Frankreich expandiert. Laut Firmenchef Florian Brokamp stehen nun Italien, Spanien und die Niederlande oben auf der Liste – genaue Termine will Brokamp allerdings nicht nennen. Auch die USA könnten in Zukunft interessant für Thinksurance werden. Das sei aber nochmals „ein anderes dickes Brett“, betont der Manager.

Börsengänge geraten stärker in den Fokus

Frederik Winter, Experte für Aufsichtsrecht bei Linklaters, warnt: „Eine Expansion in die USA birgt deutlich höhere regulatorische Hürden als die Expansion innerhalb Europas.“ Diesen Weg sollten nur die Start-ups einschlagen, die sich sehr gute Chancen in dem Markt versprechen.

Wefox hatte seine Pläne, in die USA zu gehen, kurz nach dem Ausbruch der Coronapandemie zwischenzeitlich auf Eis gelegt, mittlerweile aber bekräftigt, dass die Vereinigten Staaten und Asien künftige Zielmärkte sind.

In die USA schauen viele deutsche Start-ups auch deshalb, weil dort bereits einige Insurtechs börsennotiert sind – darunter Lemonade, Metromile und Root. Allerdings war deren Kursentwicklung zuletzt äußerst schwach. Deutsche Start-ups wie Wefox und Getsafe, die sich mittelfristig einen Börsengang vorstellen können, werden diesen Abwärtstrend genau beobachten. Dennoch hält es Broichhausen von Linklaters für realistisch, dass in den nächsten zwei Jahren hierzulande zwei bis drei Insurtechs an die Börse gehen.

Auch größere Finanzierungsrunden wird es 2022 wohl erneut geben: „Das Finanzierungsumfeld bleibt für Insurtechs extrem günstig. Das Interesse ausländischer Investoren insbesondere aus den USA und Kanada ist hoch“, sagt Broichhausen. Die Mega-Finanzierungsrunde von Wefox in Höhe von 650 Millionen Dollar dürfte sich aber im neuen Jahr nur schwer überbieten lassen.

Trotz aller positiven Entwicklungen läuft es nicht bei jedem Start-up rund. Die Finanzaufsicht Bafin hatte zu Jahresanfang kritisiert, dass die Insurtechs zum Start oft zu wenig Geld einplanen und zu optimistische Prognosen abgeben. „Die Befürchtung, dass die Start-ups Probleme mit der Finanzierung bekommen könnten, hat sich nicht bewahrheitet“, meint Linklaters-Experte Winter. Dennoch schätzt sein Kollege Broichhausen, dass es „im neuen Jahr möglicherweise auch zu der ein oder anderen Geschäftseinstellung oder zu einer Übernahme eines Insurtechs durch einen großen Versicherer kommen könnte“.

Mehr: Neues Einhorn im Versicherungsmarkt: Insurtech Clark übernimmt Finanzen Group

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