Wechsel des Autoversicherers: Verbraucherschützer raten zur Vorsicht

Online-Vergleichsportale seien ebenfalls mit Vorsicht zu genießen, mahnt Grieble. Oft spielen so viele Faktoren in die Auswahl hinein, dass solche automatischen Rechner nur ein ungenaues Bild der Angebote geben können. Hinzu kommt, dass nicht alle Versicherer auf den Portalen vertreten sind und der Vergleich damit nicht vollständig sein kann.

Am Anfang steht die Frage: Reicht mir eine Basisabdeckung durch die Kfz-Haftpflichtversicherung? Das ist die gesetzliche Mindestanforderung, die jeder Autohalter nachweisen muss. Damit wären bei eigenem Verschulden nur die Schäden des Unfallgegners abgedeckt, aber nicht die am eigenen Auto. Etwa die Hälfte aller 117 Millionen Kfz-Versicherungsverträge in Deutschland waren 2017 solche Haftpflichtpolicen.

Wer mehr Schutz will, kann freiwillig eine Teilkasko- oder Vollkaskoversicherung abschließen. Die Teilkasko zahlt für Schäden am eigenen Fahrzeug, die zum Beispiel durch Diebstahl, Glasbruch, Unwetter oder Marderbisse und Kurzschlüsse entstehen.

Bei einem Vollkaskovertrag ersetzt die Versicherung auch bei einem selbst verschuldeten Unfall die Reparaturkosten für das eigene Auto. Sie ist die zweithäufigste Versicherungsart: Knapp 30 Millionen Vollkaskoverträge gab es 2017 in Deutschland, deutlich mehr als bei der Teilkasko.

Die Vollkaskoversicherung eignet sich in der Regel eher für teure Autos und die Teilkasko für solide, aber ältere Modelle mit geringerem Wert. Doch auch hier lohnt es sich, die Vertragsbedingungen und Beiträge genau zu prüfen, wie Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV) sagt: „Die Vollkaskoversicherung gewährt nach mehreren schadensfreien Jahren einen Rabatt. Bei der Teilkasko zahlen Sie dagegen immer 100 Prozent des Beitrags. In manchen Fällen ist die Vollkasko also sogar günstiger, obwohl sie mehr Leistung bietet.“

Ein Neuabschluss kann möglicherweise zu besseren Vertragsbedingungen führen, weil der Konkurrenzkampf zwischen den Versicherern hart ist. „Manchmal müssen Bestandskunden mehr zahlen als Neukunden“, heißt es bei der verbraucherorientierten Stiftung Warentest. „Es lohnt sich, jedes Jahr erneut Angebote zu vergleichen. Die Preise ändern sich ständig.“

Die Vertragsbedingungen können zudem sehr unterschiedlich ausfallen. Die Liste der Zusatzbausteine ist lang: Sollen Marderschäden abgedeckt sein und auch Folgeschäden, die eventuell dadurch erst später auftreten? Zahlt der Versicherer auch bei grober Fahrlässigkeit? Darf nach einem Unfall jede beliebige Werkstatt das Auto reparieren?

Zu den wichtigsten Punkten zählen laut Verbraucherberatern die richtige Deckungssumme bei Schäden, die über den gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen hinausgehen sollte; die Mitversicherung von Mietwagen im Ausland, genannt „Mallorca-Police“; und bei Erstzulassungen eine Neuwertentschädigung, die den vollen Kaufpreis eines Wagens im Falle eines Unfalls für mindestens zwölf Monate erstattet.

Bei den Versicherungsbeiträgen ergeben sich deutliche Unterschiede auch durch die Person des Versicherten selbst. Fahranfänger zahlen oft höhere Prämien als andere, Familientarife fallen dagegen meist günstiger aus als der Durchschnitt.

Dies nicht nur, weil mehrere Mitglieder zusammen veranschlagt werden, sondern auch, weil die Versicherer davon ausgehen, dass Eltern mit kleinen Kindern im Straßenverkehr automatisch vorsichtiger fahren. Auch die Teilnahme an einem Fahrsicherheitstraining oder die tägliche Benutzung einer Garage bewirken oft einen Preisnachlass.

Um Tarife vergleichen zu können, hat das Ratinghaus Franke und Bornberg in drei Musterbeispielen fast 70 Kfz-Versicherungen unter die Lupe genommen. Durchgerechnet wurden sämtliche Angebote einmal für eine 19-jährige, ledige Fahranfängerin; einmal für einen 36-jährigen Familienvater und seine Ehefrau; und einmal für einen 70-jährigen, kinderlosen Versicherungsnehmer mit einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern. Spitzenreiter wurden in allen drei Kategorien die Angebote der WGV-Versicherungen und deren Onlinesparte WGV-himmelblau.

MUSTERFALL 1: Fahranfänger

Für Fahranfänger, die teuerste Kategorie, folgte hinter WGV und WGV-himmelblau auf dem dritten Platz der „Premium“-Tarif der Signal Iduna. Hier zeigten sich auch die größten Preisspannen bei den Policen: Zwischen dem teuersten und dem günstigsten Angebot lagen sowohl bei der Haftpflicht als auch bei den beiden Kaskovarianten jeweils mehr als 1.500 Euro jährlich. Immerhin 15 der 65 getesteten Tarife erhielten die Bestnote „sehr gut“.

KFZ-Versicherungen – Zielgruppe Einsteiger
(Tabelle zum Download)

HV: Haftpflicht, TK: Teilkasko, VK: Vollkasko

Musterfall:
19 Jahre zum Versicherungsbeginn 01.01.2019; weiblich
ledig
keine Kinder
deutsch
Fahrleistung 15.000 km/ Jahr
alleiniger Fahrer
keine Teilnahme am begleitetem Fahren
VN = Halter
Nutzung ausschließlich privat
keine Betriebsausgabe
nächtliche Abstellung auf der Straße
keine Sonderausstattung
Verwendung im gesamten Geltungsbereich gem. AKB
Finanzierung
kein Wohneigentum
keine weiteren Fahrzeuge
keine weiteren Verträge beim Versicherer
KH mit SF1
KH; TK (150€ SB) mit SF 1
KH; VK (500€  SB) TK (150€ SB) mit jeweilsSF 1
jährliche Zahlungsweise
per Abbuchung

unbekannter Versicherer
versichert seit Erstzulassung
Kündigung durch VN
keine Schäden

KH mind. 50 Mio. € Sach- und Vermögensschäden
KH mind. 8 Mio. € Personenschäden

Fahrzeugdaten:
PLZ Kennzeichen: 81825
Fahrzeugtyp: Fiat 500 1.2
Herstellerschlüsselnummer: 1727
Typschlüsselnummer: AAM
Erstzulassung/ Zulassung auf VN: 02.01.2018
Leistung: 51 kW/69  PS

Methodik:
Ermittlung Gesamtpunktzahl und Gesamtnote aus Teilbewertung für Beitrag und bedingungsseitige Qualität im Verhältnis 30:70;
berücksichtig wurde nur der Beitrag für Haftpflicht + Vollkasko

Notenskala:
ab 85 Punkte: sehr gut
ab 75 Punkte: gut
ab 65 Punkte: befriedigend
darunter: ausreichend

© Franke und Bornberg • Stand 09.2018 • alle Angaben ohne Gewähr • www.franke-bornberg.de

MUSTERFALL 2: Familien

Für Familien schlägt der Testsieger „WGV Optimal“ mit einem Tarif von lediglich 200 bis 376 Euro jährlich zu Buche und bekommt damit in der Gesamtwertung dieser Sparte als einziger Anbieter die volle Punktzahl.

Mit den günstigsten Tarifen lassen sich hier immerhin im Vergleich zu den teuersten bis zu 430 Euro pro Jahr sparen. Fast zwei Drittel aller Angebote bekamen die Noten „sehr gut“ oder „gut“.

KFZ-Versicherungen - Zielgruppe Familie
(Tabelle zum Download)

HV: Haftpflicht, TK: Teilkasko, VK: Vollkasko

Musterfall:
36 Jahre zum Versicherungsbeginn 01.01.2019; männlich
verheiratet
2 Kinder (2 Jahre, 7 Jahre)
deutsch

Fahrleistung 15.000 km/ Jahr
zusätzliche Fahrerin Ehefrau; 32 Jahre
keine Teilnahme am begleitetem Fahren
VN = Halter
Nutzung ausschließlich privat
keine Betriebsausgabe
nächtliche Abstellung in Garage
keine Sonderausstattung
Verwendung im gesamten Geltungsbereich gem. AKB
eigenfinanziert
kein Wohneigentum
keine weiteren Fahrzeuge
keine weiteren Verträge beim Versicherer
KH mit SF18
KH; TK (150€ SB) mit SF 18
KH; VK (500€ SB) TK (150€ SB) mit jeweils SF 18
jährliche Zahlungsweise
per Abbuchung

unbekannter Versicherer
versichert seit Erstzulassung
Kündigung durch VN
keine Schäden
KH mind. 50 Mio. € Sach- und Vermögensschäden
KH mind. 8 Mio. € Personenschäden

Fahrzeugdaten :
PLZ Kennzeichen: 81825
Fahrzeugtyp: VW Golf VII Variant
Herstellerschlüsselnummer: 603
Typschlüsselnummer: CBI
Erstzulassung/ Zulassung auf VN: 02.01.2018
Leistung: 81 kW/ 110 PS

Methodik:
Ermittlung Gesamtpunktzahl und Gesamtnote aus Teilbewertung für Beitrag und bedingungsseitige Qualität im Verhältnis 30:70;
berücksichtig wurde nur der Beitrag für Haftpflicht + Vollkasko

Notenskala:
ab 85 Punkte: sehr gut
ab 75 Punkte: gut
ab 65 Punkte: befriedigend
darunter: ausreichend

© Franke und Bornberg • Stand 09.2018 • alle Angaben ohne Gewähr • www.franke-bornberg.de

MUSTERFALL 3: Senioren

Für Senioren kosten Kfz-Policen wieder deutlich mehr als Versicherungen für „mittelalte“ Fahrer, aber weniger als für Führerschein-Neulinge. Auffällig: Oft gibt es kaum Preisunterschiede zwischen einer reinen Haftpflicht- und einer Teilkaskoabsicherung.

Auf den ersten beiden Plätzen liegen auch hier die WGV und WGV-himmelblau, gefolgt von der Sparkassen-Versicherung ab 410 Euro. Die teuerste Vollkaskovariante in dieser Sparte stammt von der Itzehoer und kostet den Halter rund 1.700 Euro.

KFZ-Versicherungen – Zielgruppe Senioren
(Tabelle zum Download)

HV: Haftpflicht, TK: Teilkasko, VK: Vollkasko

Musterfall:
70 Jahre zum Versicherungsbeginn 01.01.2019; männlich
verheiratet
keine Kinder
deutsch

Fahrleistung 15.000 km/ Jahr
zusätzliche Fahrerin Ehefrau, 68 Jahre
keine Teilnahme am begleitetem Fahren
VN = Halter
Nutzung ausschließlich privat
keine Betriebsausgabe
nächtliche Abstellung in Garage
keine Sonderausstattung
Verwendung im gesamten Geltungsbereich gem. AKB
eigenfinanziert
Wohneigentum
keine weiteren Fahrzeuge
keine weiteren Verträge beim Versicherer
KH mit SF 30
KH; TK (150€ SB) mit SF30
KH; VK (500€ SB) TK (150€ SB) mit jeweils SF 30
jährliche Zahlungsweise
per Abbuchung

unbekannter Versicherer
versichert seit Erstzulassung
Kündigung durch VN
keine Schäden

KH mind. 50 Mio. € Sach- und Vermögensschäden
KH mind. 8 Mio. € Personenschäden

Fahrzeugdaten:
PLZ Kennzeichen: 81825
Fahrzeugtyp: Mercedes C200 D
Herstellerschlüsselnummer: 1313
Typschlüsselnummer: HTK
Erstzulassung/ Zulassung auf VN: 02.01.2018
Leistung:118 kW/ 160 PSh

Methodik:
Ermittlung Gesamtpunktzahl und Gesamtnote aus Teilbewertung für Beitrag und bedingungsseitige Qualität im Verhältnis 30:70;
berücksichtig wurde nur der Beitrag für Haftpflicht + Vollkasko

Notenskala:
ab 85 Punkte: sehr gut
ab 75 Punkte: gut
ab 65 Punkte: befriedigend
darunter: ausreichend

© Franke und Bornberg • Stand 09.2018 • alle Angaben ohne Gewähr • www.franke-bornberg.de