Kommentar Die bessere Bank

Die Allianz profitiert vom Geschäft des Vermögensverwalters Pimco.
Düsseldorf Die Allianz ist die bessere Bank. Während Deutschlands Banken unter Schuldenkrise, Regulierung und selbstgemachten Skandalen leiden, erhöht Deutschlands größter Finanzkonzern seinen Gewinn. Der kommt zudem immer weniger aus dem Kerngeschäft mit den Versicherungen, sondern er stammt aus der Geldanlage. Der Versicherungskonzern hat sich dank seiner Tochter Pimco zu einem der größten Vermögensverwalter der Welt entwickelt. Und er betreibt dieses Geschäft erfolgreicher als manche Bank.
Für die Allianz zahlt sich aus, dass sie früh auf dieses Geschäft gesetzt hat und mit Pimco einen der erfolgreichsten Anlagespezialisten weltweit in ihrem Portfolio hat. Der Erfolg hat auch eine andere Seite: Trotz des soliden Ergebnisses mit Lebensversicherungen: Das Geschäft mit den Policen stagniert. Höhere Prämieneinahmen stammen in Europa überwiegend aus Preissteigerungen. Offenbar entscheiden sich immer weniger Menschen zum Abschluss einer langfristigen Versicherung. Die Produkte stimmen nicht mehr. und den Anbietern fällt wenig ein, was sie dagegen tun können.

Oliver Stock, stellvertretender Chefredakteur des Handelsblatts
Und noch eine Schattenseite gibt es: Wenn Versicherer wie die Allianz mehr und mehr zur Bank werden, dann gibt es auch keine Ausreden bei der Regulierung. Die Banken ringen hart darum, wer, wann, wieviel Eigenkapital zurücklegen muss. Die Regulierer geben sich hart, die Bonitätswächter haben ein wachsames Auge darauf. Im Vergleich dazu sind die Diskussionen, die die Versicherer führen, harmlos. Das Ergebnis der Allianz zeigt jedoch, dass die Unterscheidung zwischen einer Bank und einem Versicherer aus Denkmustern von gestern stammt.
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In dem Artikel wird leider völlig vergessen, dass es die Allianz war, die bei zwei ihrer Banktöchter so schlecht gesteuert hat, dass diese von anderen Banken übernommen werden mußten, damit sie nicht in Insolvenz gehen. Dies waren (Mitte der 1990er) die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank, die mit der Bayerischen Vereinsbank verschmolzen wurde, was den Aktionären seinerzeit als Merger unter Gleichen verkauft wurde, sowie die Dresdner Bank, die von der Commerzbank übernommen wurde, was eher einem Reverse Take-over gleichkam. In beiden Fällen hat sich die Allianz erfolgreich vor den Verlusten gedrückt zu Lasten anderer.
Jede Großbank wäre froh, wenn sie nur 300 Mio dort verloren hätte ;-)
Hm, 300 Mio bei vieviel Mrd verwaltetem Vermögen?
Über die vielvielte Nachkommastelle heulen Sie denn hier eigentlich?
Kleiner Unterschied:
Kundeneinlagen bei Banken werden entweder wieder als Kredite an die Wirtschaft (Unternehmen, Private, Konsumenten) ausgeliehen oder wandern in den Handelssaal, wo die Bank auf eigene Rechnung zockt. Beides ist risikobehaftet, eventuelle Gewinne aus dem Handelssaal oder dem Investmentbanking werden dem Kunden jedoch vorenthalten.
Kundeneinlagen bei Versicherungen werden langfristig und möglichst sicher, jedoch mit Ertrag angelegt, in der Strategie etwa einem Vermögensfond vergleichbar. Und da diese Struktur nun einmal schon da ist (Pimco), nimmt sie auch Kundeneinlagen entgegen, denen kein Versicherungsvertrag gegenübersteht. Da dieses zweite Bein nicht den staatlichen Auflagen des Versicherungsgeschäfts unterliegt, ist es natürlich ertragreicher und gräbt langfristig dem (Lebens-)Versicherungsgeschäft das Wasser ab.
"Kundengelder" finden sich bei Bankbilanzen auf der Aktiv- (Kredite) und Passivseite (Geldanlage), bei Lebensversicherern lediglich auf der Passivseite. Schon darin manifestiert sich die Andersartigkeit des Geschäftsmodells der Lebensversicherer. Wer nun fordert, aufgrund eines geänderten Kundenverhaltens im Neugeschäft (macht nur einen Bruchteil des Gesamtbestandes aus) die Regulierung zweier auch bilanziell völlig unterschiedlicher Geschäftsmodelle nach gleichen Maßstäben vorzunehmen outet sich als bar tiefen Wissens. Vom Handelsblatt erwarte ich mehr Qualität! Nur wenn die fachliche Basis stimmt, können sich daraus brauchbare Gedanken und Kommentare entwickeln.
Natürlich sind Versicherer wie die Allianz die bessere Bank. Wäre schlimm, wenn dies nicht so wäre.
Bei ihr jammern keine 100 Verbraucherschützerverbände rum, wenn dort die Prämien für Sachversicherungen in jedem Jahr steigen, da wird kurz das Wort "Schadensverläufe" genannt und schon wird jede Preisanhebung akzeptiert.
Die Renditen für die Lebensversicherungen werden jedes Jahr mit dem Hinweis auf das Zinsniveau immer weiter nach unten gesetzt, stört auch niemanden. Und worin die Vermögensverwalter bei Pimco das Geld anlegen, ist scheinbar auch allen egal. Selbst wenn sie wie im Bericht genannt in Griechenland über 300 Mio. in den Sand setzen, kein Problem, bekommen die LV-Kunden in den nächsten Jahren halt weniger ausgeschüttet.
Dies ist bei Banken anders. Da sollen es am besten gar keine Kontogebühren sein, die Sparzinsen müssten viel höher sein und die Kreditzinsen sind eigentlich auch viel zu hoch. Und selbst wenn sich der Kunde einer Bank mal selbst verspekuliert, werden die Verluste einfach unter dem Deckmantel Falschberatung von der Bank eingeklagt.
Solche Diskussionen gibt es merkwürdigerweise bei den Versicherern nicht. Wahrscheinlich sind die Rechenmodelle der Versicherer zu kompliziert für die sogenannten Verbraucherschützer. :-)
Eigenkapital muss auch arbeiten.Das ist die Krux der heutigen Zeit.
Auch über hohe Zinsen der PIIGS müssten sich eigentlich die Banken freuen,stattdessen trennen sie sich von diesen Papieren und legen ihr Geld zum Negativzins an.
Auch der Interbankenhandel funktioniert nicht,ebenso das Verbriefungs- und Emmissionsgeschäft.
Gewinnwarnungen werden deshalb zur Regelmäßigkeit werden.