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Kommentar Ergos Politik der Trippelschritte

Ergo will nach den Negativschlagzeilen endlich aus der Defensive - und setzt auf die Verschärfung des Verhaltenskodex für Mitarbeiter und eine Aufwertung der Compliance-Abteilung. Doch der große Wurf ist das nicht.
03.08.2011 - 15:29 Uhr 12 Kommentare
Ergo-Chef Torsten Oletzky bei der Pressekonferenz über die internen Prüfungsergebnisse zu Vorwürfen gegen das Unternehmen. Quelle: dpa

Ergo-Chef Torsten Oletzky bei der Pressekonferenz über die internen Prüfungsergebnisse zu Vorwürfen gegen das Unternehmen.

(Foto: dpa)

Wir können es uns im Fall Ergo einfach machen: Erst eine Sexreise von Versicherungsvertretern nach Budapest, dann ein lange bekannter aber lieber verschwiegener Formfehler in Versicherungsverträgen zu Lasten von Kunden, dann Unsauberkeiten bei Betriebsrenten – das Untermnehmen Ergo scheint durch und durch marode. Am besten, es würde von Grund auf durchgeschüttelt, der Vorstand nähme seinen Hut und Vertreter, die Versicherungen auf Provisionsbasis vertreiben, ließe niemand mehr ins Haus. Ausreden wie „Einzelfälle“ oder „uralte Geschichten“, wie sie der Versicherer als Entschuldigung für seine peinlichen Pannen nennt, lassen wir nicht gelten. So sieht die Sicht von außen aus.

Doch so einfach ist es nicht. Ergo mit seinen rund 55.000 festen und freien Mitarbeitern hat auch ein Recht auf eine Binnensicht. Die sieht anders aus. Ergo ist ein Kunstname, der eine Einheit vorgaukelt für eine Gebilde, das aus lange etablierten Marken besteht. Innerhalb des Hauses gibt es noch immer Victorianer und Hamburg-Mannheimer. Die Integration, die der 2008 angetretene Vorstandschef Torsten Oletzky vorantreibt, ist noch längst nicht abgeschlossen. Ergo ist also nicht immer gleich Ergo.

Oliver Stock ist Leiter der Finanzzeitung des Handelsblatts.

Oliver Stock ist Leiter der Finanzzeitung des Handelsblatts.

Dazu kommt: Die Fälle unterscheiden sich. Die Lustreise war eine moralische Verfehlung. Wer sie plante und in die Tat umsetzte, hat in einem seriösen Unternehmen nichts verloren. Die falschen Verträge waren ein Fehler, der - wie immer bei Fehlern - schlimmer wurde, als er erkannt, aber nicht sofort beseitigt wurde. Die Mauscheleien bei Betriebsrenten schließlich fallen in das Fach übereifriger Verkäufer, die mit allen Tricks ihren Kunden das Geld aus der Tasche ziehen. Sie erinnern an das Klischee des Gebrauchtwagenhändlers, der den Rost übertüncht, um ein paar Euro mehr zu bekommen. Schön ist das nicht. Der beste Weg dagegen vorzugehen, ist als Kunde um solche Vertreter ihrer Zunft einen Bogen zu machen.

Oletzky ist mit Ergo soweit verwachsen, dass er sich die Binnensicht der Dinge zu eigen gemacht hat. Folgerichtig versucht der Ergo-Frontmann die Mängel in seinem Unternehmen abzustellen, in dem er hier mal einen Verhaltenskodex für Mitarbeiter verschärft und dort mal die Kontrolleure der Compliance-Abteilung aufwertet.

Der große Wurf ist das sicher nicht und Oletzky kann diese Politik der Trippelschritte auch nur betreiben, weil Ergo mit der Munich Re ausschließlich einen Eigentümer hat. Bis so einem 100-Prozent-Eigner der Geduldsfaden reißt, fließt sehr viel Wasser den Rhein hinunter. Es dauert auf jeden Fall länger, als wenn mehrere Interessengruppen im Eigentümerkreis eines Unternehmens um ihre Position ringen und Druck machen.

Ob der Versicherer damit durchkommt, liegt jetzt in der Hand der Kunden. Sie zählen - und nicht die Binnen- oder die Mediensicht. Und sie bleiben bislang erstaunlich gelassen.

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12 Kommentare zu "Kommentar: Ergos Politik der Trippelschritte"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • und wenn die Handelsblatt-Vize zum Ergo-Mitbewerber Allianz wechselt ist das mit der unabhängigen Berichterstattung so eine Sache
    Sie auch http://kress.de/alle/detail/beitrag/109372-nach-24-jahren-beim-handelsblatt-vize-chef-knipper-wird-allianz-kommunikator.html

    Aber darauf kann sich jeder selber einen Reim drauf machen.

  • Sie schreiben … erpresserische Ex-Vertreter der HMI .... womit erpresst hier wer wenn ? Kann Wahrheit Erpressung sein? Wenn ich richtig gelesen habe, stimmt doch bis jetzt alles was in der Presse/HB stand, oder? Mich würden mal interessieren was diese „Bösen Buben“, die EX Vertreter, wollen. Oder hat die Ergo dann wieder etwas zu erklären ?

  • Wow, dieser chris(wieso klein geschrieben?)ist wahrscheinlich ein Engel- unfehlbar. Der denkt wohl auch, dass JEDER Arzt seinen Job macht, weil er den Menschen "helfen" will und keinerlei finanzielle oder status Gründe hat...Alle 55.000 Mitarbeiter bei der ERGO über einen Kamm zu scheren ist provinziell und albern. Hat da jemand ein Problem noch nicht verdaut?

  • Ja, Lieber Herr Stock schöner wäre es, wenn Sie auf die eigentlichen Hintergründe dieser ERGO Kampagne eingehen würden. Stattdessen verkommt das Handelsblatt Online leider immer mehr zur Bildzeitung. Aber Sie werden schon Ihre Gründe dafür haben.

  • Ja, Lieber Herr Stock schöner wäre es, wenn Sie auf die eigentlichen Hintergründe dieser ERGO Kampagne eingehen würden. Stattdessen verkommt das Handelsblatt Online leider immer mehr zur Bildzeitung. Aber Sie werden schon Ihre Gründe dafür haben.

  • Es ist Aufgabe einer Wirtschaftszeitung über unseriöse Praktiken in einem Unternehmen - und v.a. auch darüber, was dagegen getan wird - zu berichten.

    Wenn hier statt einer Lösung der grundsätzlichen Probleme nur Flickwerk vollbracht werden soll, darf dies durchaus gerügt werden.

    Eine Versicherung ist ein Finanzunternehmen, dem Menschen mitunter bis an ihr Lebensende große Mengen Geld anvertrauen.

    Das erfordert doch etwas mehr Sensibilität und eine geringere Toleranz, was Pfusch und das Verdrängen von Problemen angeht...

  • Auch wenn man sich das bei der ERGO nicht vorstellen kann, die gibt es...

  • Ein guter Artikel.

    Die ERGO hat es weit über 10 Jahre hinweg versäumt,
    sich gemeinsame Werte und Regeln zu eigen zu machen und damit dem Unternehmen eine Identität zu geben.

    Die HMI heißt eben nicht nur immer noch HMI,
    sondern arbeitet auch fernab des Selbstbildes, das die ERGO gerne für sich in die Realität umsetzen würde.

    Dabei gäbe es mittlerweile Unternehmensberatungen,
    die sich gerade dem Thema Unternehmenskultur
    - auch in Verbindung mit Change Mangement -
    gewidmet haben und ihr Können schon bei diversen Fusionen beweisen konnten.

    Es kann mir niemand erzählen, dass die bisherige Praxis der HMI-Vertreter sich mit den Aussagen der ERGO-Werbefilme deckt. Da war man eher froh, wenn der Kunde nicht gewusst hat, was er da unterschreibt - und somit den Fehler (Betrug?) nicht durchschaut.

    Kundenfreundlichkeit, Fairness und Anstand - was will man uns nicht alles in der Werbung über die ERGO erzählen...

    Verglichen mit der Realität wirkt diese ganze Kampagne lächerlich. ERGO erscheint somit eher als realitätsfremd:
    Große Klappe - nix dahinter.

    Das alles, weil die Werte eben in Teilen des Unternehmens nicht gelebt werden.

    Es sind nicht nur einzelne schwarze Schafe, sondern es ist eine ganze Herde, die keinerlei Gefühl dafür hat, was aus Sicht des ERGO-Selbstbildes als richtig oder falsch angesehen wird.
    In so einer Situation ist nur eine Frage der Zeit bis hier wieder mal Mist gebaut wird.

    Einzelne Regeln sind ein erster Schritt, ersetzen aber keine Kultur, die so eingeübt ist, dass deren Regeln und Werte allein schon gefühlsmäßig (=unterbewusst) eingehalten werden.

    Dass die Verteter zukünftig bei jedem Schritt im Regelwerk nachschlagen, darf hier nämlich durchaus bezweifelt werden...

  • Haben wohl selber da schon gearbeitet, weil Sie sich so gut auskennen ! Oder sind Sie nur ein Trittbrettfahrer?!

  • Finger weg von dem Konzern und seinen Vertretern.
    Dies ist ein Verbrecherverein der dicht gemacht gehört.

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