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Mario Schlosser Ein Deutscher greift mit seinem Start-up die US-Krankenversicherer an

Mario Schlosser hat sein Unternehmen Oscar Health an die Börse gebracht und renommierte Investoren hinter sich geschart. Bei ihrem Debüt verlor die Aktie elf Prozent.
04.03.2021 - 12:29 Uhr Kommentieren
Wie beim deutschen Hausarzt-Modell sollen auch die eigenen Oscar-Ärzte regelmäßige Zahlungen pro Patient bekommen. Quelle: Oscar Health
Oscar-Gründer Mario Schlosser

Wie beim deutschen Hausarzt-Modell sollen auch die eigenen Oscar-Ärzte regelmäßige Zahlungen pro Patient bekommen.

(Foto: Oscar Health)

New York Es war nicht gerade ein Traumstart an der Börse. Elf Prozent verlor die Aktie von Oscar Health am Mittwoch bei ihrem Debüt an der New York Stock Exchange. Doch Mario Schlosser will sich davon die Laune nicht verderben lassen. „Es ist ein Meilenstein für das Team und unsere Kunden, und wir haben mehr Kapital in unserer Bilanz. Wo der Kurs nach dem ersten Tag steht, ist da nicht so wichtig“, sagt der CEO und Mitgründer im Gespräch mit dem Handelsblatt.

1,4 Milliarden Dollar hat Oscar mit dem Börsengang eingesammelt, mehr als ursprünglich geplant. Der deutschstämmige Manager hat damit etwas geschafft, was schon lange niemandem mehr gelungen ist: Als er Oscar vor acht Jahren gegründet hat, war es der erste neue Versicherer seit 25 Jahren, der im Bundesstaat New York eine Lizenz bekommen hat. Seitdem ist Oscar Health auf Wachstumskurs. Derzeit zählt der Versicherer über eine halbe Million Kunden in 18 Bundesstaaten.

Das Start-up besticht mit seinem großen Fokus auf Technologie. Schon von Anfang an setzte Oscar auf Telemedizin und Digitalisierung und zog damit zunächst junge und tendenziell gesunde Kunden an – genauso wie eine ganze Reihe von techorientierten Geldgebern, allen voran Joshua Kushner. Der Bruder von Donald Trumps Schwiegersohn Jared hat Oscar gemeinsam mit Schlosser gegründet. Heute ist er die Nummer zwei im Verwaltungsrat.

Kushners Venture-Capital-Fonds Thrive Capital hält mit knapp 76 Prozent die Mehrheit der Stimmrechte. Zu den anderen Investoren gehören unter anderem die Google-Mutter Alphabet, Khosla Ventures und der Founders Fund vom ebenfalls deutschstämmigen Starinvestor Peter Thiel.

Bisher schreibt Oscar wie so viele Start-ups hohe Verluste. Wie aus dem Prospekt zum Börsengang hervorgeht stand bei einem Umsatz von 463 Millionen Dollar im vergangenen Jahr ein Minus von 407 Millionen Dollar unterm Strich. Schlosser begründet das vor allem mit dem aggressiven Wachstum der vergangenen Jahre. „Unsere Investoren wussten, dass wir ein paar Jahrzehnte daran schrauben werden“, stellt er klar.

Der 42-Jährige, der seine Karriere bei McKinsey begann, sieht noch viel Potenzial, die Kosten zu senken, indem zum Beispiel gleichwertige, aber günstigere Medikamente verschrieben werden.

Oscar ist in den USA auf einem extrem schwierigen und komplizierten Markt unterwegs. Als er das Unternehmen mit Kushner gründete, lag ihr Fokus vor allem auf den Individualverträgen unter Obamacare. Diese richten sich an Amerikaner, die nicht über einen großen Arbeitgeber versichert sind. Schlosser geht davon aus, dass dieser Markt für individuelle Policen weiter wachsen wird.

Oscar tritt gegen amerikanische Versicherungsriesen an

Von Joe Biden erwartet Schlosser, dass das Modell von Obamacare, bei dem sich die Amerikaner ihren eigenen Plan aussuchen können, weiter gestärkt wird. Von einer Abschaffung von Obamacare – wie sie immer unter Trump drohte – ist jedenfalls derzeit nicht mehr die Rede.

Dabei tritt der Oscar-CEO als kleiner Angreifer gegen große Versicherer wie Anthem, Centem oder United Health an, die jeweils rund zehn Prozent der Marktanteile haben. Die Versicherungspläne in den USA sind oft extrem teuer und die Kosten für die Kunden völlig intransparent. Außerdem entscheidet der Arbeitgeber, welchen Versicherungsplan die Mitarbeiter bekommen.

Das Start-up tritt gegen große Versicherer wie Anthem, Centem oder United Health an. Quelle: Bloomberg/Getty Images
Oscar-Center in New York

Das Start-up tritt gegen große Versicherer wie Anthem, Centem oder United Health an.

(Foto: Bloomberg/Getty Images)

„Wir hoffen, dass wir in der Zukunft dahin kommen, dass immer mehr Arbeitgeber ihren Mitarbeitern einfach das Geld für die Krankenversicherung zur Verfügung stellen und sie dann selbst entscheiden können, welchen Versicherungsplan sie wählen“, sagt Schlosser.

Dieser Ansatz würde stark dem deutschen Modell ähneln, wo sich der Arbeitgeber an der Krankenversicherung beteiligt, die die Mitarbeiter auswählen.

Insurtech-Börsengänge boomen

Auch bei einem anderen Thema orientiert sich Schlosser an Deutschland. Wie beim deutschen Hausarzt-Modell sollen auch die eigenen Oscar-Ärzte regelmäßige Zahlungen pro Patient bekommen, egal, wie oft er oder sie in der Praxis oder in der Videosprechstunde erscheint. So ein Modell schwebt Schlosser auch für die Partner-Krankenhäuser vor.

Eine Reihe von anderen Start-ups aus dem sogenannten Insurtech-Bereich zog es in den vergangenen Monaten an die Wall Street. Lemonade, ein digitaler Versicherer für Hausrat und Haustiere, war einer der erfolgreichsten Börsengänge des vergangenen Jahres. Tel-a-Doc, ein Anbieter von Telemedizin, verzeichnete 2020 das beste Jahr überhaupt.

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Rohit Kulkarni vom Analysehaus MKM Partners begrüßte Oscars „Fokus darauf, jeden Baustein im Gesundheitssystem zu überdenken und mit Technologien zu unterlegen“, schrieb er in einer Studie, auch wenn er keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung für das Start-up abgab.

Für Schlosser ist klar: „Die Pandemie verpasst auch den Krankenversicherern einen Schub in Richtung Digitalisierung. Jeder kam letztes Jahr in den Genuss eines Televisits.“ Für sein Geschäft kann das nur gut sein.

Mehr: Oscar-Health-Mitgründer Joshua Kushner: Im Dunstkreis des Präsidenten

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