Medienberichte Allianz will offenbar großes US-Lebensversicherungs-Portfolio abstoßen

Der Versicherer will offenbar sein Lebensversicherungs-Portfolio abstoßen.
München Die Allianz will sich einem Medienbericht zufolge von einem großen US-Lebensversicherungs-Portfolio trennen. Damit könnte das Unternehmen mehrere Milliarden US-Dollar Kapital freisetzen, berichtete Bloomberg. Die Agentur beruft sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Europas größter Versicherer arbeite bereits mit Beratern an einer möglichen Transaktion. Die Allianz wollte den Bericht auf Nachfrage des Handelsblatts nicht kommentieren.
In den USA suchen traditionelle Lebensversicherer gerade zuhauf nach neuen Lösungen für ihre Versicherungsbestände. Beobachter sprechen teilweise von einem massiven Wechsel von der alten Lebensversicherungswelt in eine neue.
Unter dem Stichwort „Life-Backbook-Transactions“ versuchen etablierte Häuser, Bestände neu zu strukturieren. Die Situation gleicht der in Europa, wo Lebensversicherer in der Vergangenheit ebenfalls Altverträge abgegeben haben. Die Gründe liegen vor allem an den hohen Kapitalanforderungen, die die Regulatorien für die teils hoch verzinsten Verträge bei niedrigem Zinsniveau vorhalten müssen.
Bei der Allianz ist Marktgerüchten zufolge nun jedoch kein Verkauf eines Portfolios an Altbeständen geplant, sondern lediglich die Absicherung über einen Rückversicherer. Als Folge würde Kapital freigesetzt. Die Intuition des aufnehmenden Rückversicherers ist, dass er dem Lebensversicherer eine feste Verzinsung garantiert, durch flexiblere Anlagemöglichkeiten jedoch eine Rendite erzielt, die über die Garantien an den Lebensversicherer hinaus geht. Ansprechpartner für die Kunden bliebe in dem Fall jedoch die Allianz.
Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte hatte in einer Analystenrunde zum zweiten Quartal bereits solche Pläne angekündigt. „Wir verfolgen also die Strategie und verpflichten uns, Kapital aus diesem Back-Book zu heben. Aber auf eine Weise, die sicherstellt, dass alle Stakeholder, so viel wie möglich, fair behandelt werden“, sagte er dort.
Divers US-Rückversicherer zeigen Interesse
Erst im April hatte die Allianz in Belgien ein Paket mit rund 90.000 Lebensversicherungsverträgen an den Rückversicherer Monument Re abgegeben. Die Allianz begründete das damit, dass sich das Unternehmen künftig auf neuartige Lebensversicherungen konzentrieren wolle, die weniger Kapital binden sollen.
Am deutschen Heimatmarkt hatte die Allianz die Abgabe von Lebensversicherungspolicen immer wieder ausgeschlossen. „Damit haben wir nun generell die Absicht, in den nächsten Jahren den Risikokapitalverbrauch und die Volatilität systematisch zu reduzieren und gleichzeitig die Erträge zu steigern“, so Bäte nach dem zweiten Quartal vor Analysten.
In den USA interessieren sich neben Rückversicherern, die häufig ihren Sitz auf den Bermudas haben, auch Private Equity-Häuser für die Bestände der Lebensversicherer. Insgesamt geht es um einen Bestand von mehr als 160 Millionen Policen. Bekannte Namen wie Apollo, KKR, Blackstone oder Carlyle gelten als Interessenten.
Im Umfeld der Allianz wird betont, dass die Pläne um die Abgabe von US-Lebensversicherungen nichts mit den derzeitigen Ermittlungen der US-Justiz zu tun hätten. Wegen hoher Verluste so genannter Structured Alpha Fonds zu Beginn der Coronakrise klagen derzeit 25 institutionelle Investoren gegen die Allianz-Tochter AGI. Die Schadensumme könnte sich auf bis zu sechs Milliarden Dollar belaufen.
Mit Agenturmaterial
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