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Munich-Re-Chef von Bomhard „Die Medizin der EZB macht abhängig“

Nikolaus von Bomhard warnt im Gespräch mit dem Handelsblatt vor der riskanten Geldpolitik der EZB. Der Vorstandschef des Rückversicherers Munich Re sieht eher Kollateralschäden als mögliche positive Effekte.
15.04.2015 - 17:02 Uhr Kommentieren
„Die EZB hat ihr letztes Pulver verschossen.“ Quelle: Thomas Einberger für Handelsblatt
Munich-Re-Chef Nikolaus vom Bomhard

„Die EZB hat ihr letztes Pulver verschossen.“

(Foto: Thomas Einberger für Handelsblatt)

München Bei der Munich Re werden zum Interview Kekse gereicht, die auch Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard sehr schmecken. An dieser Stelle zu sparen, hält der 58-Jährige für dumme Symbolpolitik. Sorgen um sein Gewicht muss sich der Manager nicht machen, schließlich kommt von Bomhard mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Herr von Bomhard, Sie sind einer der lautesten Kritiker der lockeren Geldpolitik. Doch Ihre Warnung vor einer atemberaubend großen Liquidität hat nichts genutzt. Die Europäische Zentralbank kauft jetzt auch noch massiv Staatsanleihen. Wie gefährlich ist das?
Die von der Europäischen Zentralbank geschaffene, riesige Liquidität hat eine kontraproduktive Wirkung: Die institutionellen Anleger haben sich aus bestimmten Märkten zurückgezogen, weil die Zinssätze das Risiko nicht mehr angemessen widerspiegeln. Neudeutsch sagt man dazu: Crowding-out. Für risikobewusste Anleger ist das eine schwierige Situation.

Haben Sie EZB-Präsident Mario Draghi schon persönlich Ihre Meinung gesagt?
Man kennt bei der Zentralbank unsere Haltung zu diesem Thema.

Gibt es Verständnis für diese Meinung?
Jein. Das ist eine Frage der Prioritäten. Die Notenbanker verweisen auf ihr oberstes Ziel der Preisstabilität und sehen die Korrektur unerwünschter Kollateralschäden nicht als ihre primäre Aufgabe. Aber man kann sich lange darüber unterhalten, was die EZB wirklich erreichen will.

Was vermuten Sie denn?
Zunächst will sie gewiss die längerfristigen Zinsen drücken. Ich vermute aber, eine Schwächung des Euros ist zumindest ein sehr willkommener Nebeneffekt. Denn Tatsache ist, dass die Auswirkungen auf den Wechselkurs besonders spürbar sind. Und ein schwacher Euro wirkt wie ein Konjunkturprogramm für die Euro-Staaten – und treibt die Inflation über eine Verteuerung der Importprodukte.

Eigentlich sollten niedrige Zinsen doch vor allem die Kreditvergabe der Banken ankurbeln.
Es lässt sich bisher nicht erkennen, dass durch die niedrigen Zinsen die Kreditaktivitäten deutlich zugenommen hätten. Das ist auch schwer vorzustellen, solange sich Unternehmen und Bürger richtigerweise weiter entschulden. Bleibt die Frage, wer will einen Kredit? Das sind dann häufig Unternehmen, die ihn wahrscheinlich auch nicht bekommen sollten. Und dafür die Schwelle zu senken und diesen Unternehmen Kredit zu geben führt mittel- bis langfristig dazu, dass Bankbilanzen wieder angesteckt werden mit schlechten Risiken. Das bringt erneut Risiken für die Finanzstabilität.

Sie argumentieren wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann.
Der Bundesbankpräsident ist weit kompetenter in diesen Fragen als ich. Aber Herr Weidmann und ich liegen in der Tat sehr nah beieinander.

In den USA hat die geldpolitische Lockerung und der Kauf von Staatsanleihen gut funktioniert. Warum soll sich der Erfolg in Europa mit den gleichen Instrumenten nicht wiederholen lassen?
Man kann die USA nicht mit einem Europa souveräner Nationalstaaten vergleichen, die beiden Regionen sind einfach zu unterschiedlich. Die Wirtschafts- und Fiskalpolitik wird in Europa bislang nur ansatzweise koordiniert. Oder nehmen Sie die Frage der Strukturreformen. In Europa sind tiefgreifende Reformen schon wegen der demografischen Entwicklung viel, viel wichtiger. Die USA können ihr Wachstum durch eine konstant hohe Zuwanderung befördern. Das geschieht in Europa nicht in diesem Maße.

„Es wird schwierig, die Medizin abzusetzen“
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