Frankfurter Leben darf Bestände der Basler Leben übernehmen
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Nach 15 Monaten WartezeitBafin genehmigt Deal für die Frankfurter Leben
Die Frankfurter Leben darf die Bestände der Basler Leben jetzt offiziell übernehmen. Schon jetzt ist klar: Bei den Lebensversicherern ist das nur der Anfang. Für die Kunden soll sich nichts ändern.
Frankfurt Es waren zähe 15 Monate. So lange haben die Experten der Börsenaufsicht Bafin geprüft, nachgefragt und wieder geprüft. Seit Mittwoch hat Bernd Neumann, Vorstandschef der Frankfurter Lebensversicherungs-AG, nun Gewissheit: Die Bonner Behörde erteilte ihm die Erlaubnis, die insgesamt 128.000 Lebensversicherungsverträge der Basler Leben AG in Deutschland zu übernehmen. Für den 48-Jährigen Chef einer so genannten Run-Off-Plattform ist das so etwas wie Existenzberechtigung und Startschuss zugleich.
Es setzt sich ein Trend durch, der beispielsweise in Großbritannien seit längerem schon Praxis ist. Ausgelöst durch die Nullzinspolitik der EZB verabschieden sich immer mehr Versicherer vom klassischen Geschäft mit Lebensversicherungen. Neue Verträge werden nicht mehr abgeschlossen, Altbestände hingegen an so genannte Run-Off-Plattformen abgegeben. Die führen diese weiter, entweder bis zum Ablauf oder dem Eintritt des Versicherungsfalls. Gerade weil hier im Moment vieles im Umbruch ist und Verbraucherschützer bereits vor Nachteilen für den Kunden gewarnt haben, haben die Aufseher in diesem Fall besonders lange und intensiv hingesehen.
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Voraussichtlich zum 1. Februar werden die 128.000 Basler-Kunden nun Post bekommen, in der sie über den Übergang ihres Vertrages informiert werden. Nicht nur logistisch ist das eine große Herausforderung, gehen doch auch Kapitalanlagen in Höhe von aktuell 1,72 Milliarden Euro an die Frankfurter Leben über. Auch 87 Mitarbeiter, die bislang für diesen Bestand zuständig waren, haben das Angebot zum Wechsel angenommen und betreuen diese künftig weiter. Ziel ist es, dass der Kunde zwar weiß, dass ein Übergang stattgefunden hat, aber ansonsten möglichst wenig Veränderung spürt. Die Kundenbetreuung vor Ort durch Berater der Basler soll weitergehen, auch bleibt der Anspruch auf eine Überschussbeteiligung bestehen.
Die größten Lebensversicherer in Deutschland (nach Bruttobeiträgen)
Nürnberger Versicherung
Marktanteil 2014: drei Prozent (2013: drei Prozent)
Bayern-Versicherung
Marktanteil 2014: drei Prozent (2013: drei Prozent)
Axa
Marktanteil 2014: drei Prozent (2013: drei Prozent)
Ergo
Marktanteil 2014: drei Prozent (2013: vier Prozent)
Generali
Marktanteil 2014: vier Prozent (2013: fünf Prozent)
Debeka
Marktanteil 2014: vier Prozent (2013: vier Prozent)
Zurich
Marktanteil 2014: vier Prozent (2013: vier Prozent)
Aachen Münchener
Marktanteil 2014: sechs Prozent (2013: fünf Prozent)
R+V
Marktanteil 2014: sechs Prozent (2013: sechs Prozent)
Allianz
Marktanteil 2014: 21 Prozent (2013: 19 Prozent)
Quelle: Map-Report
Alle Angaben beziehen sich auf die verdienten Bruttobeiträge im Lebensversicherungsgeschäft.
Denkbar ist, dass dem Beispiel Basler Leben in diesem Jahr noch weitere folgen. „Die Pipeline ist gut gefüllt“, sagt Frankfurter-Leben-Chef Neumann gegenüber dem Handelsblatt. Deal Nummer zwei ist schließlich bereits bei den Aufsehern in Prüfung. Im Herbst hatte man sich über die Übernahme von rund 322.000 Verträgen der Düsseldorfer Arag Lebensversicherung geeinigt. Im Gegensatz zur Übertragung des Bestandes bei der Basler Leben handelt es sich dabei um den Großteil der Aktienanteile, die an die Frankfurter Leben gehen sollen. Neumann hofft deshalb, dass das in diesem Fall schneller passiert als bei der Basler.
Zu den Kapitalanlagen von 1,72 Milliarden Euro dort käme dann ein Bestandsvolumen von 2,8 Milliarden. Euro – immer noch wenig im Vergleich zu dem, was in Zukunft geplant ist. „In den kommenden fünf Jahren wollen wir Kapitalanlagen von rund 30 bis 40 Milliarden Euro übernehmen“, kündigte er im Herbst an.
Die knapp 90 deutschen Lebensversicherer dürften das mit Interesse verfolgen. Um rund ein Drittel dürfte ihre Zahl in den kommenden Jahren sinken, rechnen Experten. Intern sind die Altbestände mit den teils noch immer hohen Garantiezinsen für viele nur noch Last. Hinzu kommen steigende Anforderungen der Regulatoren und eine teils völlig veraltete und dringend verbesserungwürdige IT. Die Kontaktaufnahme zu einer Run-Off-Plattform ist somit in der Regel besonders der wirtschaftlichen Notwendigkeit geschuldet.
Ein Selbstläufer werden künftige Deals für die Frankfurter Leben jedoch nicht. Wenige Kilometer weiter südlich in Neu-Isenburg sitzt mit der Viridium Gruppe der größte Wettbewerber. Das Unternehmen, das sich bis Herbst vergangenen Jahres Heidelberger Leben Gruppe nannte, hat bereits die Heidelberger Lebensversicherung AG und der Skandia Lebensversicherung AG im Portfolio. Weitere Kandidaten sollen auch dort in diesem Jahr hinzukommen.
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