Niedrige Zinssätze Lebensversicherer legen Polster an

Hauptverwaltung der Allianz Lebensversicherung: Die Branche steht im Falle weiterhin niedriger Zinsen vor schwierigen Zeiten.
Frankfurt Die deutschen Lebensversicherer verschaffen sich größere Polster für schlechte Zeiten. Sie werden daher die Reserven für Altverträge aus den Jahren 1994 bis 2000 erhöhen. Damit reagiert die Branche auf die niedrigen Zinsen. Diese könnten es künftig schwerer machen, den damals versprochenen Garantiezins von vier Prozent zu zahlen. Wie stark die Unternehmen die neue Regelung belastet, ist noch unklar. Es geht branchenweit aber um Milliardenbeträge.
Die Kunden müssen auf den ersten Blick keine Nachteile befürchten. Denn die Anbieter müssen die Garantiezinsen auf jeden Fall gutschreiben. Diese machen aber nur einen Teil der gesamten Vertragsrendite aus. In die Gesamtverzinsung fließt zudem noch die Gewinnbeteiligung ein. So könnte diese durch die neuen Belastungen tendenziell sinken. Davon wiederum wären alle gut 90 Millionen Policen betroffen.
Damit wird auch das wichtige Neugeschäft für die Branche schwieriger. Denn neben den Garantiezinsen sinkt auch die Überschussbeteiligung seit Jahren. So soll der Garantiezins von derzeit 2,25 Prozent nach den Vorstellungen der Aufsicht BaFin weiter auf 1,75 Prozent sinken. Der Garantiezins gilt jeweils nur für neue Verträge. Daher beträgt der durchschnittliche Garantiezins branchenweit rund 3,4 Prozent. Plus Überschussbeteiligung ergibt sich derzeit eine laufende Verzinsung von rund vier Prozent.
Den entsprechenden Vorstoß der Regierung, die Reserven für die Vier-Prozent-Verträge aufzustocken, wollen die Unternehmen trotz Kritik des drittgrößten Versicherers Talanx jetzt umsetzen. Norbert Heinen, Vorstandsvorsitzender der Württembergischen Lebensversicherung, sagte dem Handelsblatt dazu: „Wir sind einmütig in der Branche der Meinung, dass für die Tarifgeneration mit einem Garantiezins von vier Prozent in einem Umfeld niedriger Zinsen stärker vorgesorgt werden muss.“ Entsprechend äußerte sich Branchenführer Allianz Leben.
Talanx kritisiert die Vorsorge-Methode, trägt die Entscheidung der Branche aber mit
Auch Talanx geht davon aus, dass der Beschluss im Branchenverband GDV umgesetzt wird. „Wir waren nicht sonderlich erfreut über den Regierungsentwurf, aber im GDV-Ausschuss haben wir ja letztlich zugestimmt“, sagte ein Sprecher. Talanx-Finanzvorstand Immo Querner hatte die Branchenentscheidung dagegen infrage gestellt: „Die Pläne sind wohl nicht der Weisheit letzter Schluss und können dem Markt in fünf bis sechs Jahren große Probleme bereiten.“
Die rund 100 Lebensversicherer stehen vor schwierigen Zeiten. Wenn die Zinsen niedrig bleiben, wird es künftig schwerer, Millionen Altverträge mit vier Prozent Garantiezins zu bedienen. Einige Versicherer schaffen das schon heute nicht mehr. Die Ratingagentur Assekurata beobachtet bereits vermehrt „Zwangsspreizungen“. Das heißt, ein Versicherer bedient seine Kunden nicht mehr mit einer einheitlichen Überschussbeteiligung, sondern Verträge mit Garantiezinsen von 3,5 Prozent oder weniger werden schlechter behandelt als Vierprozenter. Das Problem hätten alle Anbieter, die mit ihrer laufenden Verzinsung unterhalb des Garantiezinsniveaus von vier Prozent lägen, erklärt Assekurata.
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