Produktionskonzepte Porsche und Munich Re verstärken die Zusammenarbeit

„Die Herausforderung besteht darin, auch Kleinserien wirtschaftlich zu fertigen“, sagt Lutz Meschke, der stellvertretende Vorstandschef des Zuffenhausener Autobauers.
München Den Demonstrationsraum im hippen Werkviertel am Münchener Ostbahnhof gibt es schon seit zwei Jahren. Jetzt erweitern der Autobauer Porsche, dessen Management- und IT-Beratungs-Tochter MHP sowie der Rückversicherer Munich Re ihre Zusammenarbeit.
Stimmen die Behörden zu, dann soll ein Joint Venture unter dem Namen „Flex Factory: Digital Factory Performance“ entstehen, an dem der Porsche-Konzern und die Munich Re jeweils die Hälfte der Anteile halten. Das wurde am Donnerstag bekannt.
Ziel des gemeinsamen Unternehmens ist die Entwicklung von digitalen und flexiblen Produktionskonzepten und Software-Lösungen, mit denen auch kleinste Volumina wirtschaftlich produziert werden können. Der Rückversicherer bringt Expertise im Bereich Risiko-Management mit, Porsche steuert technisches Produktions-Know-how bei. Gerade bei dessen hochpreisigen Sport- und Geländewagen gibt es häufig den Kundenwunsch nach Individualisierung. „Die Herausforderung besteht darin, auch Kleinserien wirtschaftlich zu fertigen“, sagt Lutz Meschke, der stellvertretende Vorstandschef des Zuffenhausener Autobauers.
Auch bei der Munich Re hegt man hohe Erwartungen an die Zusammenarbeit mit dem Autobauer. Konzernchef Joachim Wenning hatte bei öffentlichen Auftritten zuletzt immer wieder betont, welche Bedeutung der digitale Wandel für sein Haus hat. Beispiele gab es dafür etliche. So können schwer zugängliche Katastrophengebiete nun mit hochauflösenden Kameras überflogen werden, dabei berechnen Algorithmen deutlich schneller als bisher die Schäden.
Zudem hatte der Rückversicherer vor wenigen Monaten einen dreistelligen Millionenbetrag in das junge US-Unternehmen Next Insurance investiert. Auch in den Berliner Internet of Things-Spezialisten Relayr floss eine vergleichbare Summe. Wenning sieht in der Zusammenarbeit mit jungen Technologieunternehmen im Moment größeren Nutzen für sein Unternehmen als in der Übernahme eines Wettbewerbers.
Schon längst geht es bei dem Münchener Rückversicherer um mehr als die reine Absicherung gegen Naturkatastrophen oder von Erstversicherern. Vorstand Torsten Jeworrek sieht demnach den wesentlichen Vorteil in dem neuen Zusammenschluss darin, so insgesamt in Zukunft ein rundes Paket anbieten zu können, bei dem neben den technischen Fragen auch das entsprechende Risiko geklärt ist.
Dabei ist die Zusammenarbeit von Porsche und der Munich Re nicht neu. Schon vor rund zweieinhalb Jahren eröffnete der Rückversicherer mit der Porsche-Tochter MHP und dem Anlagenbauer Kuka mitten in der Start-up-Szene am Münchener Ostbahnhof die so genannte „Smart Factory as a Service“. Darin sollten neue Produktionsmethoden erprobt werden, bei denen durch ein durchgängiges Daten- und Risikomanagement der Produktentwicklungsprozess bei Industriekunden verkürzt werden soll. Unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ sollen so neue Produktionsmethoden und damit auch neue Geschäftsmodelle entwickelt werden.
Die Smart Factory der drei Partner MHP, Munich Re und Kuka soll auch weiterhin existieren. Die neue Partnerschaft aus dem Porsche-Konzern und der Munich Re soll Beobachtern zufolge in der ersten Jahreshälfte an den Start gehen. Davor steht noch die Genehmigung der zuständigen Behörden an, mit der in den kommenden Wochen gerechnet wird.
Die Aktie der Munich Re stieg am Donnerstagvormittag um 1,3 Prozent auf 268,30 Euro. Der Kurs von Porsche stieg um ein halbes Prozent auf 68 Euro.
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