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Spezial: Versicherungen im Test Diese Haftpflichtversicherungen bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Haftpflicht gilt für Versicherte als ein Muss, für Anbieter als Türöffner für weitere Leistungen. Ein aktuelles Ranking zeigt die besten Policen.
5,1 Milliarden Euro zahlten Haftpflichtversicherer 2017.
(Foto: Photographer's Choice/Getty Images)
Köln Auf Haftpflichtversicherer kommt in diesen Tagen Arbeit zu. Wenn die ersten wärmeren Sonnenstrahlen den Frühling ankündigen, verlagert sich das Leben wieder nach draußen. Ein Klassiker: Kinder spielen auf der Straße Fußball, doch die Schussgenauigkeit lässt in der Frühphase der Saison zu wünschen übrig – mancher Vollspannstoß schlägt quer.
Ob zerdepperte Fensterscheibe oder abgeknickter Autospiegel – für so etwas kommt die Haftpflichtversicherung auf. Sie deckt Schäden ab, die anderen zugefügt werden – sofern freilich dahinter keine Absicht steckt.
Schäden im Wert von mehr als 5,1 Milliarden Euro wurden im Jahr 2017 nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hierzulande reguliert – ein neuer Rekordwert. Hauptgrund für die hohe Summe: Die alltäglichen Risiken sind vielfältig – und wenn es sich um Unfälle mit gesundheitlichen Folgen handelt, kann der Schaden schnell in die Millionen gehen.
Ohne Versicherung droht dann die private Insolvenz. „Die Privathaftpflichtversicherung gilt daher zu Recht als eine der wichtigsten, wenn nicht als die wichtigste Versicherung“, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Ratingagentur Franke und Bornberg in Hannover.
Orientierung für Verbraucher
Die Deutschen haben die Notwendigkeit erkannt. Zum Jahresende 2017 erreichte der Bestand bei den allgemeinen Haftpflichtversicherern laut GDV 46,4 Millionen Verträge und damit 1,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Nur die Kfz-Versicherung ist hierzulande noch stärker verbreitet. Das Statistische Bundesamt zählte bei der letzten Stichprobe 2013 eine Haftpflicht-Abdeckung von 85 Prozent. Die Zahlen von 2018 sind noch nicht ausgewertet.
130 Unternehmen werben um die Gunst der Verbraucher. Ein neues Ranking von Franke und Bornberg erleichtert die Orientierung. Die Ratingagentur hat jeweils 28 Policen für Singles und Familien auf ihre Leistungen hin untersucht – und dann unter Berücksichtigung der Prämienhöhe bewertet.
Konzentriert haben sich die Marktforscher auf Policen mit sogenanntem Topschutz. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Mindestdeckungssumme von zehn Millionen Euro bieten. Siebenmal vergab Franke und Bornberg in der Kategorie Single die Note „sehr gut“, zehnmal bei den Familienversicherungen.
Eine erfreuliche Erkenntnis aus Sicht der Kunden: Wegen des intensiven Wettbewerbs haben die Versicherer ihre Angebote über Jahre stetig erweitert. In den vergangenen zwei Jahren allerdings seien kaum mehr neue Leistungen hinzugekommen, schränkt Franke ein.
„Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Policen hat sich im Großen und Ganzen in den vergangenen zehn Jahren verbessert“, sagt Franke. Er nennt als beliebte Zusatzleistungen die Haftung bei Gefälligkeitshandlungen, etwa wenn Umzugshelfern etwas zu Bruch geht.
Auch die sogenannte Forderungsausfalldeckung war lange Zeit in nur wenigen Policen enthalten, kommt nun aber öfter vor. Sie schützt davor, als Opfer eines Haftpflichtschadens auf den Kosten sitzen zu bleiben, falls der Verursacher nicht versichert ist. „Die Forderungsausfalldeckung ist heute in den Toptarifen der Versicherer eher Standard“, sagt Franke.
Haftpflichtbranche mit hartem Wettbewerb
Ebenso ist der Verlust des privaten Schlüssels heute immer öfter mit abgesichert. Auch der Ausgleich von Schäden, die von Kindern unter sieben Jahren verursacht werden, finden sich zunehmend schon in Standardverträgen. Weil Sechsjährige nicht deliktfähig sind, haften Eltern eigentlich gar nicht – doch Ärger mit den Betroffenen ist programmiert.
Mehr Leistungen, höhere Deckung: Gab es vor einigen Jahren noch Verträge, bei denen die Auszahlung auf einige Hunderttausend Euro gedeckelt war, so sind heute mindestens fünf Millionen Euro üblich. Zehn Millionen empfiehlt Franke als Minimum, zumal eine höhere Deckungssumme selten viel mehr kostet. „Wer eine alte Police in der Schublade liegen hat, sollte ruhig einen Blick darauf werfen und seinen Versicherer kontaktieren“, empfiehlt Franke. „Das lohnt sich oft, weil bei neueren Policen der Leistungsumfang in der Regel größer ist.“
Gerade bei der Haftpflichtpolice stehen die Versicherer in hartem Wettbewerb. Grund: Sie gilt als Türöffner für weitere Abschlüsse. Im Ranking von Franke und Bornberg belegen eher kleinere Versicherer die vorderen Plätze. „Sie sind oft schlanker aufgestellt als die Etablierten“, sagt Franke.
Die Kriterien
Das Rating bewertet den Umfang der Versicherungsleistung einer Police, ohne die Prämie zu berücksichtigen. „FFF“ kennzeichnet dabei einen besonders großen Leistungsumfang, „F--“ indes einen besonders geringen. Die Höchstpunktzahl für die Leistung beträgt 100.
Auch die Höhe der Prämie wird in ein Punktesystem übertragen. Prämien unter 50 Euro erhalten mit 100 Punkten die höchste Wertung.
Die beiden Kategorien „Rating“ und „Prämie“ werden im Verhältnis 7 : 3 gewichtet und nach einem Punkteschlüssel in die Gesamtnote überführt. Ab 90 Punkten gibt es ein „sehr gut“.
Einer von ihnen ist Janitos, im Ranking der Single-Tarife die Nummer eins. Der Heidelberger Sachversicherer mit 230 Mitarbeitern setzt auf eine schlanke Verwaltung und auf Digitalisierung. Der Vertrieb erfolgt ausschließlich über Makler. „Unsere Kommunikationsmaßnahmen wenden sich als B2B-Versicherer ohne eigenen Vertrieb ausschließlich an freie Vermittler. Deshalb können wir auf große Marketingaktionen zum Endkunden verzichten und dadurch die Kosten reduzieren“, sagt Produktmanager Michael Böhler.
Der Vertrieb über freie Onlinemakler wie Check 24 gewinne an Bedeutung, beobachtet Böhler. „Insgesamt müssen wir den Spagat schaffen, möglichst flexible Tarife anzubieten, um den Anforderungen der einzelnen Maklerhäuser gerecht zu werden“, sagt er.
Die Produkte müssten je nach Bedarf angepasst werden können, sich aber zugleich automatisiert verarbeiten lassen, um manuelle Aufwände und die Komplexität gering zu halten. „Das ist eine große Herausforderung“, so Böhler.
Jährlicher Leistungscheck
Ähnlich erfolgreich wie Janitos haben die WGV-Versicherungen abgeschnitten. Einen Grund dafür sieht Produktmanager Mario Leanza in der höheren Flexibilität. „Früher war es üblich, den Leistungskatalog der privaten Haftpflicht etwa alle drei Jahre anzupassen“, sagt er. „Heute machen wir das bei Bedarf jedes Jahr.“
Die WGV-Versicherungen legen großen Wert auf Marktbeobachtung. „So sehen wir, welche Leistungen und Bausteine der Wettbewerb bietet – aber natürlich auch, was bei Versicherten stark nachgefragt und was verzichtbar ist“, erläutert Leanza. Zudem würde man Kundenbedürfnisse in regelmäßigen Workshops mit Versicherungsvermittlern genau erörtern.
Leanza bestätigt die deutliche Zunahme der Leistungen in den Policen. Ziel der Versicherer sei, sich ein Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen. „Es kommt zunehmend vor, dass Versicherer Bausteine wie beispielsweise eine Tierhaftpflicht oder den Betankungsfehler aus der Kfz-Sparte in die allgemeine Haftpflicht integrieren“, sagt Leanza. Davon profitierten die Kunden, aber: „Einige Versicherer riskieren so ihre Rentabilität.“
Den riskanten Kurs bestätigt eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens V.E.R.S. Leipzig: Von den 50 größten Haftpflichtversicherern in Deutschland hat 2017 jeder fünfte mit der Haftpflichtversicherung rote Zahlen geschrieben. Die Kosten überstiegen die Prämien.
Anbieter forcieren Onlineabschlüsse
Um auf der Kostenseite dagegenzuhalten, forcieren die Anbieter im großen Stil Onlineabschlüsse. Die Haftpflicht sei dafür prädestiniert, sagt Experte Franke. „Denn anders als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung oder der Wohngebäudeversicherung braucht der Versicherer vom Kunden nur wenige Informationen.“
Mittlerweile bieten neun von zehn Versicherern ihre Produkte auch online an. 57 Prozent der Bundesbürger sind grundsätzlich bereit, eine Versicherung komplett online abzuschließen, ermittelte eine Studie des Versicherungs-Softwareanbieters Adcubum.
Von den positiv Gestimmten können sich 70 Prozent dies bei der Haftpflicht vorstellen. Geeigneter für den Onlineabschluss scheint den Befragten laut Adcubum nur die Kfz-Versicherung mit 81 Prozent.
Konkurrenz erhalten etablierte Versicherer immer häufiger auch von Insurtechs, also den Start-ups der Branche. Sie drängen nicht mehr nur als Makler auf den Markt. Beim Versicherer Getsafe etwa lässt sich eine Haftpflichtversicherung innerhalb weniger Minuten auch auf dem Smartphone abschließen. Einfache Verfahren für den Onlineabschluss kämen „gerade in der jungen Zielgruppe gut an“, weiß Franke. Aber beim allzu flüchtigen Klicken sollten es die Kunden nicht belassen.
Genaues Hinschauen lohnt: „Man sollte dennoch erkennen, welche Leistungen in der Police enthalten sind“, sagt Franke. Der Fachmann vermutet, dass demnächst mehr Versicherungen auf diese Weise abgeschlossen werden. „Die etablierten Versicherer werden beim Onlineabschluss noch nachlegen.“
Wie es besonders einfach geht, macht die Deutsche Familienversicherung (DFV) vor. Seit Dezember vergangenen Jahres können Kunden die Haftpflichtpolice über Amazons digitale Sprachassistentin Alexa abschließen – Beratung inklusive. Das dürfte bei Kunden Eindruck machen. Denn laut Adcubum sind 58 Prozent der Deutschen der Meinung, dass Versicherer den Sprung in das digitale Zeitalter noch nicht geschafft haben.
Mehr: Welche Versicherer bei Hausratsversicherungen die besten Konditionen anbieten, lesen Sie hier.
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