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Versicherer Allianz soll am amerikanischen Sachversicherer Hartford interessiert sein

Gerüchten zufolge prüft Europas größter Versicherer ein teures US-Angebot. Jedoch käme die Übernahme einem Strategieschwenk der Allianz gleich.
29.03.2021 - 15:11 Uhr Kommentieren
Insidern zufolge gilt der Kauf allerdings als unwahrscheinlich. Quelle: Reuters
Allianz

Insidern zufolge gilt der Kauf allerdings als unwahrscheinlich.

(Foto: Reuters)

München Wenige Tage nach der Übernahme des Polengeschäfts vom britischen Konkurrenzen Aviva gibt es bei der Allianz Spekulationen um eine Mega-Übernahme. Gerüchten zufolge lotet Europas größter Versicherer derzeit in einem sehr frühen Stadium ein Angebot für den US-Versicherer Hartford aus.

Derzeit würde mit Beratern über die Möglichkeit einer Übernahme des amerikanischen Schaden- und Unfallversicherers gesprochen, hieß es aus US-Kreisen. Zuerst hatte die Agentur Bloomberg darüber berichtet. Bei der Allianz wollte man die Gerüchte nicht kommentieren.

Insidern zufolge gilt der Kauf allerdings als unwahrscheinlich. Hartford hatte in der vergangenen Woche bereits ein Übernahmeangebot des US-Versicherer Chubb in Höhe von 23 Milliarden Dollar (19,5 Milliarden Euro) abgewiesen.

Für die Allianz käme eine Übernahme einem Strategieschwenk gleich. Bisher hatte der Münchener Versicherer Zukäufe zwar generell für möglich erachtet, Konzernchef Oliver Bäte konzentrierte sich dabei jedoch stets auf kleine und regionale Akquisitionen.

In dieses Schema passte auch die erst am Freitag bekannt gewordene Übernahme des Polengeschäfts von Aviva, wofür die Allianz 2,5 Milliarden Euro bezahlt. Bisher war der Konzern in Polen nur ein kleiner Spieler am dortigen Versicherungsmarkt.

Hartford-Übernahme wäre völlig andere Größenordnung

Eine mögliche Übernahme des Schaden- und Unfallversicherers Hartford wäre jedoch eine völlig andere Größenordnung und auch für die finanziell gut ausgestattete Allianz alles andere als einfach zu stemmen. Das zeigt ein Blick in die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre.

Im Schnitt erwirtschafteten die drei Einheiten Schaden-/Unfallversicherung, Lebens-/Krankenversicherung und Asset-Management in den vergangenen drei Jahren einen Cashflow von 7,5 Milliarden Euro. Im Corona-Jahr 2020 blieb man mit 7,3 Milliarden Euro jedoch darunter. Diese tatsächlich verdiente und frei verfügbare Summe wird allerdings durch die angekündigte Dividendenzahlung von gut vier Milliarden Euro geschmälert. Lediglich der Rest von etwa 3,5 Milliarden Euro stünde für Zukäufe zur Verfügung.

Der überwiegende Teil eines möglichen Zukaufs in der Größenordnung von 20 Milliarden Euro oder mehr müsste somit im Rahmen einer sehr komplexen Finanzierung durch Eigenmittel und eine Fremdfinanzierung aufgebracht werden. Das wiederum würde sich je nach Ausgestaltung negativ auf die Solvenzquote der Allianz auswirken. Sie lag zum Jahreswechsel bei 207 Prozent nach 212 Prozent ein Jahr zuvor. In einem simulierten Extremszenario könnte die Allianz somit mehr als das Doppelte der dafür nötigen Mittel aufbringen.

Bisher gilt intern das Ziel, dass die Solvenzquote der Allianz über 180 Prozent liegen soll. Um hier möglichst solide aufgestellt zu sein, hatte der Konzern im vergangenen April ein bereits eingeleitetes Aktienrückkaufprogramm gestoppt. Seit dem Jahr 2017 hatte der Konzern in insgesamt fünf Programmen eigene Aktien im Wert von 8,2 Milliarden Euro erworben.

Ebenfalls würde eine mögliche Übernahme des US-Versicherers Hartford den operativen Schwerpunkt der Allianz stark verschieben. Europa und die USA wären damit die maßgeblichen Regionen, die immer wieder angekündigte Verschiebung des Geschäfts in Richtung der Zukunftsmärkte in Asien würde in den Hintergrund rücken.

Zuletzt hatte der Konzern nach anfänglichen Schwierigkeiten gerade in China beachtliche Erfolge erzielt. Der Abschluss von Lebensversicherungen stieg dort im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent.

Oliver Bäte steht Großübernahmen skeptisch gegenüber

Erst im Februar hatte sich Allianz-Chef Bäte erneut kritisch zu einer möglichen Großübernahme geäußert. „Wir planen keine 100-Milliarden-Akquisition“, hatte er auf eine entsprechende Frage geantwortet. Von einer solchen Dimension wäre die Allianz zwar auch bei einer möglichen Übernahme des US-Versicherers Hartford weit entfernt, bekannt ist jedoch, dass Bäte auch solche Dimensionen skeptisch betrachtet.

In den vergangenen Jahren spielten sich Übernahmen bei der Allianz in einer Dimension von mehreren Hundert Millionen bis zum niedrigen einstelligen Milliardenbereich ab. Das gute halbe Dutzend an Akquisitionen, das die Allianz in den vergangenen Jahren in Großbritannien, Brasilien, Australien und zuletzt in Italien und Polen getätigt hat, passte jedenfalls genau in dieses Muster.

Entsprechend unaufgeregt gingen die Anleger am Montag auch mit den Gerüchten um. Die Allianz-Aktie gewann wie der Gesamtmarkt rund ein halbes Prozent an Wert.

Mehr: Allianz übernimmt Aviva-Tochter – und kauft sich in den Wachstumsmarkt Polen ein.

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