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Versicherer Allianz übernimmt Aviva-Tochter – und kauft sich in den Wachstumsmarkt Polen ein

Europas größter Versicherer erhält den Zuschlag für die Aviva-Tochter in Polen. Auf dem dortigen Markt verfolgt die Allianz ambitionierte Ziele.
26.03.2021 Update: 26.03.2021 - 11:26 Uhr Kommentieren
Der Konzern macht das Rennen um das Polen-Geschäft von Aviva. Quelle: dpa
Allianz

Der Konzern macht das Rennen um das Polen-Geschäft von Aviva.

(Foto: dpa)

München Drei Wochen nach der Teil-Übernahme des Italien-Geschäfts hat die Allianz auch die polnische Tochter des britischen Versicherers Aviva übernommen. Zum Paket im Gesamtwert von 2,5 Milliarden Euro gehören das Geschäft in der Lebensversicherung, der Sach- und Unfallversicherung sowie die Pensionskasse und die Vermögensverwaltung.

Zudem übernimmt Europas größter Versicherer 51 Prozent der Anteile an Avivas Gemeinschaftsunternehmen mit Santander, das den Bankvertrieb der Versicherungsprodukte steuert.

Die Allianz setzt damit ihre Strategie der gezielten regionalen Übernahmen fort. Gezielt sucht der Konzern seit Jahren nach interessanten Gelegenheiten, um die eigene Marktposition zu stärken. Gerade in Polen hat die Allianz seit Längerem dringenden Handlungsbedarf. Am wachstumsstarken Markt waren die Münchner bisher nur Außenseiter.

Durch die Übernahme des Aviva-Portfolios kommt der Konzern bei den gebuchten Bruttoeinnahmen dort künftig auf Rang fünf – und schließt damit zur Konkurrenz auf. Bei der Lebensversicherung wird die Allianz sogar zur Nummer zwei am Markt.

Mit der Übernahme erhofft sich der Versicherer, seine Umsätze in Polen zu verdoppeln. Er setzt dabei zum einen auf einen ausgewogenen Produktmix der beiden großen Blöcke Sach- und Unfallversicherung und zum anderen auf das Segment der Lebensversicherung.

Ergo ist in Polen weiter als die Allianz

Das erklärt, warum die Allianz im Gegensatz zur sonstigen Gewohnheit diesmal auch das eher ungeliebte Geschäft mit Lebensversicherungen übernimmt. Bislang hatte Allianz-Chef Oliver Bäte mögliche Zukäufe in der Lebensversicherung stets für unwahrscheinlich erklärt. Die Politik der Null- und Negativzinsen der Notenbanken, die hohen regulatorischen Anforderungen sowie die vielen Lasten durch Altverträge mit hohen Zinsverpflichtungen schreckten ihn ab.

In Polen dagegen ist die Situation etwas anders. Das Land, das 38 Millionen Einwohner zählt und ein Bruttoinlandsprodukt von umgerechnet rund 600 Milliarden Dollar ausweist, gilt wegen des wachsenden Wohlstands gerade für Versicherer als attraktiv.

Das Interesse an der polnischen Aviva-Tochter ist seit längerem bekannt. Quelle: dpa
Allianz-Chef Oliver Bäte

Das Interesse an der polnischen Aviva-Tochter ist seit längerem bekannt.

(Foto: dpa)

Die Landesgesellschaft der Munich-Re-Tochter Ergo etwa ist in Polen deutlich weiter als die Allianz. Sie erzielt dort seit Jahren wachsende Gewinne und hat selbst im Corona-Jahr 2020 dazu beigetragen, dass sich das Ergebnis in der Einheit Ergo International im Vergleich zu 2019 auf 230 Millionen Euro mehr als verdoppelt hat. Unter Ergo International sind die Töchter in Österreich, dem Baltikum, Griechenland und Polen zusammengefasst. Polen nimmt dabei die führende Rolle ein.

Klaus-Peter Röhler, Allianz-Vorstand für das Geschäft in Deutschland sowie in Mittel- und Osteuropa, spricht in einer ersten Reaktion deshalb bewusst davon, dass durch die Aviva-Übernahme das Geschäft in Polen wieder angekurbelt werden soll. Zudem verspricht sich Röhler Skaleneffekte für die gesamte Region in Mittel- und Osteuropa.

Externe Beobachter hatten in der Vergangenheit kritisiert, dass die Allianz in Polen deutlich hinter den eigenen Ambitionen geblieben sei. Der Vertrieb über Agenten und Autohäuser kam nur wenig voran. Jetzt soll das Geschäft deutlich wachsen, allen voran durch den Bankvertrieb der Versicherungsprodukte im Gemeinschaftsunternehmen mit Santander.

Aviva verfolgt andere Strategie

Das Interesse der Allianz an der polnischen Aviva-Tochter ist seit Längerem bekannt. Im vergangenen Jahr hatte Aviva-Vorstandschefin Amanda Blanc einen Strategieschwenk hin zu den Märkten in Großbritannien, Irland und Kanada verkündet. Teile des Europa- und Asien-Geschäfts sollten in diesem Zusammenhang verkauft werden. Bereits für das Asien-Geschäft wurde die Allianz als potenzieller Interessent gehandelt. Daraus wurde aber nichts.

Ebenfalls gab es im Herbst Gerüchte über ein Interesse der Allianz am deutlich größeren Frankreich-Geschäft von Aviva. Ein Kaufpreis zwischen zwei und drei Milliarden Euro stand im Raum. Den Vorzug bekam jedoch im Februar die Aema Groupe, die aus dem Zusammenschluss der beiden Versicherer Aesio und Macif entstanden war. Einschließlich der Schulden lag der Kaufpreis bei 3,2 Milliarden Euro.

Stattdessen sicherte sich die Allianz Anfang März in einem ersten Schritt das Geschäft mit Sach- und Unfallversicherungen in Italien. Dafür überwies der Konzern 330 Millionen Euro, der Kauf soll in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen sein. Das italienische Lebensversicherungsgeschäft von Aviva ging an den französischen Konkurrenten CNP Assurances, der dafür 543 Millionen Euro bezahlt hat.

Mehr: Allianz macht die deutsche Tochter dicht – Konzernchef Bäte erhält mehr Einfluss.

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