Versicherer der Sparkassen Staatsanwaltschaft Münster ermittelt gegen zwei Vorstände der Provinzial

Der öffentlich-rechtliche Versicherer Provinzial kommt auf Prämieneinnahmen von rund sechs Milliarden Euro.
Düsseldorf Dem Vorstandschef des Sparkassenversicherers Provinzial, Wolfgang Breuer, sowie dem IT-Vorstand Thomas Niemöller drohen womöglich strafrechtliche Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Münster ermittelt nach Informationen des Handelsblatts gegen die beiden hochrangigen Konzernverantwortlichen.
In dem Verfahren, über das zuerst das „Manager Magazin“ berichtete, geht es um rund 30 IT-Berater, die womöglich als Scheinselbstständige beschäftigt wurden. Dadurch könnte die Provinzial dem Fiskus einen einstelligen Millionenbetrag an Steuern und Sozialabgaben unzulässig vorenthalten haben.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte auf Nachfrage lediglich ein Ermittlungsverfahren, das sie gegen mehrere Beschuldigte im Zusammenhang mit der Beschäftigung von IT-Beratern und damit verbundenen sozialabgaberechtlichen Aspekte führe. Zum Stand des Verfahrens gab die Behörde keine Details bekannt.
Breuer und Niemöller reagierten auf Nachfrage bisher nicht. Die Provinzial werde sich nicht äußern, teilte ein Unternehmenssprecher mit.
Bereits im Juni 2019 waren Probleme der Provinzial mit Arbeitsverträgen öffentlich geworden. Der Konzern hatte seinerzeit rund 30 ausgelaufene Verträge von IT-Spezialisten nicht verlängert, die teils über Jahre als selbstständige Berater beschäftigt worden sein sollen.
Ermittlungen seit Sommer 2019
200 IT-Experten waren demnach als Freiberufler oder Leiharbeiter beschäftigt. Die interne Revision hatte insgesamt mehr als 140 dieser Verträge geprüft, mehr als 80 Verträge konnten nicht verlängert werden. Und 29 Fälle galten offenbar als besonders kritisch und standen im Verdacht möglicher Scheinselbstständigkeit.
„Sollte sich das bestätigen, ist es für ein Unternehmen, das mit einem öffentlichen Auftrag unterwegs ist, ein handfester Skandal. Wir fordern den Vorstand auf, sofort und ohne Verzögerung die Umstände aufzuklären“, kommentierte ein Vertreter der Gewerkschaft Verdi seinerzeit deutlich.
Schnell wurden Spekulationen laut, dass Nachzahlungen an Steuern und Sozialabgaben in Millionenhöhe drohen könnten. Bereits im Sommer 2019 begannen laut Angaben der Staatsanwaltschaft auch die Ermittlungen. Bekannt wurde über das Verfahren indes bisher nichts.
Provinzial: langes Ringen um Fusion
Die Provinzial kommt auf Prämieneinnahmen von rund sechs Milliarden Euro und bewegt sich damit im Mittelfeld der deutschen Versicherungswirtschaft. Sie war in ihrer jetzigen Form erst vor weniger als einem Jahr entstanden, als die Provinzial Nordwest und die Provinzial Rheinland rückwirkend zum Jahresbeginn 2020 fusionierten. Zuvor waren die beiden Sparkassenverbände in Nordrhein-Westfalen, die neben regionalen Kommunen und weiteren Sparkassen die wesentlichen Anteilseigner sind, mit mehreren Fusionsversuchen der öffentlichen Versicherer gescheitert.
Breuer stieg 2015 als Vorstandsvorsitzender bei der Provinzial Nordwest in Münster ein, 2016 übernahm der heute 59-Jährige zusätzlich auch die Funktion des Arbeitsdirektors. Er ist neben seinen Funktionen im Konzern auch Präsident des Verbands öffentlicher Versicherer.
Der 51-jährige Niemöller ist seit dem Beginn seiner Karriere für die Provinzial tätig. 2012 übernahm er das damals neu geschaffene Vorstandsressort für IT, das neben der IT-Koordination auch die Betriebsorganisation und das Prozessmanagement umfasste.
In der nach der Fusion verabschiedeten neuen Konzernstruktur bleibt Breuer bis maximal 2025 Vorstandsvorsitzender, Niemöller IT-Fachvorstand. Als stellvertretender Vorstandschef hat Patric Fedlmeier die Verantwortung für die Themen Personal, Betriebsorganisation sowie IT und Innovation übernommen.
Mehr: Warum die Verhandlungen zu einer Fusion der Provinzial-Versicherer so lange gedauert haben
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