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Oliver Bäte, Allianz-Chef

Er will die Allianz auf Kurs bringen: Alls, was Kosten verursacht und keinen Mehrwert bringt, muss weg.

(Foto: AFP)

Versicherer im Bilanzcheck Wie Oliver Bäte die Erfolgsgeschichte der Allianz fortsetzt

Die Allianz ist nah dran, ihre Ziele zu erreichen – auch ein Verdienst des neuen Chefs. Analysten fragen schon, was Oliver Bäte noch liefern kann.
07.05.2018 - 18:46 Uhr Kommentieren

Frankfurt, München Euphorie klingt anders. Wenn Oliver Bäte auf das abgelaufene Jahr zurückblickt, dann macht sich wenig Hochstimmung breit. „Sehr anstrengend für die Industrie“ sei es gewesen, gibt der Vorstandschef der Allianz zu. Da sei das viele billige Geld, das schon seit Jahren kein vernünftiges Kapitalanlageergebnis mehr ermögliche. Dazu kämen Naturkatastrophen, die das Jahr so teuer gemacht hätten wie keines zuvor.

Auf Währungsseite habe zudem die Schwäche des US-Dollars für einen negativen buchhalterischen Effekt gesorgt. Wer Bäte bei der Bilanzvorlage so reden hörte, der konnte annehmen, das Jahr 2017 wäre finanziell besonders schmerzhaft gewesen.

Doch der Blick auf die Zahlen der Allianz offenbart anderes. Im oberen Bereich der Zielspanne von 10,8 Milliarden Euro, plus oder minus 500 Millionen Euro, sollte der operative Gewinn im abgelaufenen Jahr bei der Allianz liegen. So viel war seit der Anpassung der Prognose im Herbst klar.

Allianz: Oliver Bäte setzt die Erfolgsgeschichte fort Quelle: SZ Photo
Konzernsitz der Allianz in München

Gebäude der Allianz in München: Der Konzern ist auf Erfolgskurs.

(Foto: SZ Photo)

Konkret waren es dann 11,1 Milliarden Euro. Analysten hatten im Vorfeld im Schnitt mit 10,86 Milliarden Euro gerechnet. Das Plus im Vergleich zum Vorjahr fiel mit einem minimalen Zuwachs von 0,4 Prozent zumindest solide aus. Das Jahr war bekanntlich schwierig, wie ein Blick auf den wichtigsten Rivalen zeigt.

Der französische Konkurrent Axa, die Nummer zwei der Branche in Europa, schaffte beim operativen Gewinn zwar ein Plus von sieben Prozent. In absoluten Zahlen führte das indes nur zu einem Ergebnis von 6,2 Milliarden Euro. Noch bewegt sich die Allianz hier in einer anderen Liga.

Das zeigt sich erst recht beim Blick auf die Kursentwicklung beider Versicherungsriesen im vergangenen Jahr. Während die Allianz um gut ein Viertel zulegte und damit doppelt so gut wie der Dax abgeschnitten hat, kamen die Axa-Papiere zwischen Januar und Dezember kaum vom Fleck.

Bei manchen Punkten liegen jedoch die Franzosen vorn. So ist die Axa in den vergangenen Jahren deutlich stärker gewachsen als die Allianz. Während die Bruttobeiträge der Münchener kaum zulegten, machten die Franzosen in den letzten Jahren kräftigte Sprünge. So legten die Umsätze des Dax-30-Konzerns zwar im vergangenen Jahr von 122,4 auf 126,1 Milliarden Euro zu, bei 125,2 Milliarden Euro lagen diese indes schon im Jahr 2016.

Eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung sieht anders aus. Bäte weiß, dass er da in der Pflicht steht. Verschwinden soll deshalb alles, was Kosten verursacht und keinen Mehrwert bringt, lautet die Devise.

Seit dem Jahr 2008 schon ist Bäte, der ehemalige McKinsey-Berater, bei der Allianz. Seit 2015 steht der 53-Jährige an der Spitze. Den 128 Jahre alten Konzern hat er seither so sehr umgebaut, dass viele alteingesessene Mitarbeiter ihn kaum mehr wiedererkennen. Entsprechend groß war anfangs die Skepsis.

Heute sieht das anders aus. „Bäte hat seine Lektion gelernt und auch, dass wir hier keine amerikanischen Verhältnisse haben“, sagt ein langjähriger Topmanager. Deswegen geht im Haus auch jeder davon aus, dass die Ende kommenden Jahres anstehende Vertragsverlängerung eine Formalie wird.

Gemessen werden dürfte Bäte in erster Linie daran, wie gut er seinen ersten Mehrjahresplan abgearbeitet hat. Die sogenannte „Renewal Agenda“ hatte der ehemalige Unternehmensberater ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt Ende 2015 präsentiert. Bis Ende 2018 soll demnach an fünf Kennzahlen im Unternehmen eine deutliche Verbesserung ersichtlich sein.

Beim ersten Kriterium, nach dem der Gewinn je Aktie in den Jahren 2016 bis 2018 im Schnitt um fünf Prozent steigen soll, ist indes derzeit noch Luft nach oben. Bewegte sich das Plus 2016 noch gut im Plan, so lag das durchschnittliche jährliche Wachstum bis zum vergangenen Jahr nur bei 2,3 Prozent. In diesem Jahr soll das aufgeholt werden, verspricht der Versicherer. Dann soll der Gewinn je Aktie so stark wachsen, dass das Fünf-Prozent-Kriterium erfüllt ist.

Dazu beitragen dürfte auch das weitere Aktienrückkaufprogramm, das Bäte zu Jahresanfang verordnet hat. Waren es 2017 insgesamt drei Milliarden Euro, so werden seit Januar Papiere im Wert von zwei Milliarden Euro zurückgekauft. Da der Gewinn je Aktie auf Grundlage der ausstehenden Aktien im Jahresschnitt berechnet wird, hat sich damit auch die Ausgangslage für Bätes ambitioniertes Wachstumsziel verbessert.

Bei den anderen vier Zielen dürfte es dagegen kaum zu Problemen kommen. Die Eigenkapitalrendite (ROE) lag im abgelaufenen Jahr bei 11,8 Prozent. Das für dieses Jahr angepeilte Ziel von 13 Prozent liegt damit in Sichtweite. Konkurrent Axa kam hier nur auf 8,8 Prozent. Doch der Vorstandschef will auch an anderen Kriterien gemessen werden.

Ganz wichtig ist ihm die Zufriedenheit seiner Kunden. Kundenorientierung komme sogar vor der digitalen Transformation, war von ihm zu hören. Dafür hat die Allianz den sogenannten Net Promoter Score (NPS) eingeführt. Damit wird gemessen, wie sehr Kunden die Allianz weiterempfehlen würden. Die Kundenzufriedenheit ist mittlerweile bei 60 Prozent der Geschäfte überdurchschnittlich hoch. Seit Bätes Amtsantritt steigt die Quote stetig, in diesem Jahr sind 75 Prozent angepeilt.

Schon einen Schritt weiter ist man beim IMIX, einer internen Maßzahl, die Leistung, Qualität der Mitarbeiterführung und Integrität prüft. Hier sind die anvisierten 72 Prozent erreicht. Die letzte Größe, an der sich Bäte messen lassen will, ist der Anteil an neuen digitalen Produkten. Nach 78 Prozent im vergangenen Jahr sollen es in diesem Jahr volle hundert Prozent sein. Die Entwickler im Haus haben damit seit Januar eine klare Vorgabe zu erfüllen.

Für die Allianz steht dabei viel auf dem Spiel. Das Wettrennen um die Vormachtstellung dürfte vor allem auf dem digitalen Feld entschieden werden. „Nur wer hier immer besser wird, bleibt gut“, sagt Reiner Klöcker von Union Investment. Das Fondshaus aus dem Genossenschaftssektor gehört zu den großen Investoren der Allianz. Mit Axa buhlen die Münchener seit geraumer Zeit um die digitale Vorherrschaft. Axa lag lange vorne, doch die Münchener holen auf.

Bei den wichtigsten operativen Kennziffern macht dem Dax-30-Konzern aus München die französische Konkurrenz noch nichts vor. So zeigen die absoluten Zahlen bei Marktkapitalisierung und Gewinn noch einen gewaltigen Abstand. Während die Allianz 2017 einen Gewinn je Aktie von 15,24 Euro erzielte, waren es bei Axa nur 2,50 Euro. Ein Abstand, der sich so auch am Aktienmarkt niederschlägt.

Brachte es die Allianz hier laut dem Informationsdienst Bloomberg zum Jahresende auf einen Börsenwert von 84,3 Milliarden Euro, so waren es bei Axa lediglich 56,5 Milliarden Euro. Durch die bereits angesprochene unterschiedliche Kursentwicklung – auch infolge der umstrittenen Übernahme von XL Catlin durch Axa – wurde der Abstand zuletzt sogar noch größer.

Doch kann Bäte noch deutlich mehr liefern? Manche Experten beschleichen da Zweifel. Mehrere Analysten haben ihre Kursziele für die Aktie zurückgenommen. Ihnen fehlt die Fantasie, will das Management in diesem Jahr doch weitgehend die Erfolge von 2017 wiederholen – und nicht überall kann der Konzern glänzen. Zum Beispiel im Bereich Schaden und Unfall, der größten der drei Sparten der Allianz.

Dort war der Gewinn im Geschäft mit Kfz-Versicherungen, Hausrat- oder Haftpflichtversicherungen 2017 um knapp acht Prozent auf 5,053 Milliarden Euro gefallen, dieses Jahr soll sich das Ergebnis zumindest wieder auf dem Niveau von 2016 bei 5,4 Milliarden Euro bewegen. Plus oder minus 300 Millionen Euro, so der Ausblick. Als wichtige Aufgabe sieht Bäte nun eine Reduktion der Produktvarianten an. „Jetzt steht auf der Agenda, Produkte rauszuwerfen“, kündigte er an.

Den großen Umbau hat die zweitgrößte Sparte Leben- und Krankenversicherung schon hinter sich. Wegen der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsphase versucht die Branche seit geraumer Zeit, den Weg weg von Lebensversicherungsverträgen mit Kapitalgarantien hin zu neuen Produkten, beispielsweise auf Fondsbasis, zu ebnen.

Die Allianz schaffte es im vergangenen Jahr, prozentual deutlich mehr dieser Produkte mit sogenannten alternativen Garantiekonzepten abzuschließen als die Konkurrenz. Während dort der Anteil in Deutschland bei rund 50 Prozent lag, waren es bei der Allianz im Firmengeschäft 90 Prozent und bei Privatkunden sogar 92 Prozent.

Das ist insofern wenig überraschend, als seit dem Wechsel von Oliver Bäte auf den Vorstandsvorsitz im Jahr 2015 ohnehin kräftig ausgetauscht wurde.

Der operative Gewinn im Segment Leben/Kranken ist so um über drei Prozent auf 4,412 Milliarden Euro gewachsen. Dass es in diesem Jahr im Mittel nur 4,2 Milliarden Euro werden sollen, sorgt jedoch kaum für Impulse.

Bleibt mit dem Asset-Management und den Töchtern Pimco und AGI noch der Bereich Vermögensverwaltung. Jahrelang war Pimco ein Problemfeld. Inzwischen sprudeln die Gewinne wieder. Mit einem Plus von mehr als zehn Prozent auf 2,440 Milliarden Euro schaffte die Sparte 2017 ein Rekordjahr. Für das laufende Jahr rechnet die Allianz mit einem operativen Ergebnis von 2,1 bis 2,7 Milliarden Euro. „Pimco wird sich in Zukunft wieder hervorragend schlagen“, glaubt der Allianz-Chef.

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