Versicherung Klimaschützer bescheinigen Versicherern fehlende Ambitionen bei Öl- und Gas-Ausschlüssen

Nur wenige Versicherer wollen solche Projekte nicht mehr versichern.
Frankfurt Die großen Versicherer weltweit machen Fortschritte beim Kohleausschluss. Bei Öl- und Gasrichtlinien gibt es aber wenig Bewegung. Das kritisiert an diesem Mittwoch das weltweit agierende NGO-Netzwerk „Insure our Future“, deren deutsches Mitglied die Umweltorganisation Urgewald ist.
Im Rahmen des zum fünften Mal veröffentlichten Reports untersuchte das Netzwerk die 30 weltweit führenden Versicherungen zu ihren Fossilen-Energien-Richtlinien. Demnach schließen nur drei Versicherer – nämlich Axa aus Frankreich, Generali aus Italien und Suncorp aus Australien – die Versicherung von neuen Öl- und Gasprojekten ganz oder teilweise aus.
Neue fossile Projekte seien aber nicht mit dem Ziel vereinbar, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhausgaseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, kritisiert das Netzwerk. Axa habe nun als erster großer Öl- und Gasversicherer vor wenigen Tagen eine entsprechende Ausschlussrichtlinie vorgelegt.
Alle deutschen Versicherer enttäuschten dagegen bei Öl und Gas, moniert Insure our future. Durch ihre Untätigkeit würden sie ihre eigenen Klimaambitionen untergraben. „Wenn sich einige große Akteure im Öl- und Gasversicherungsbereich auf einen Exit hinbewegen würden, könnte dies eine große Wirkung entfalten“, sagt Peter Bosshard, Koordinator der Kampagne.
Lob bekommt der Münchener Allianz-Konzern von den Klimaschützern dagegen für die Verschärfung seiner Kohlerichtlinie in diesem Mai. Den zunehmenden Rückzug der Versicherungsbranche aus der Kohle sieht das NGO-Netzwerk insgesamt positiv: Seit 2017 haben demnach 35 Versicherer ihre Deckung für Kohle zurückgezogen, allein seit dem letzten Ranking aus dem Jahr 2020 seien zehn neue Namen auf dieser Liste hinzugekommen. Kohleunternehmen sähen sich daher nun mit steigenden Prämien, reduziertem Versicherungsschutz und grundsätzlich längerer Suche nach Versicherungen konfrontiert.
Schlupfloch in der Sammelrückversicherung
Die Sammelrückversicherung sei aber nach wie vor ein großes Schlupfloch beim Ausstieg der Rückversicherer. Während viele von ihnen Richtlinien zur Beendigung der direkten Kohledeckung verabschiedet haben, hätten nur Swiss Re und der französische Rückversicherer Scor detaillierte Pläne veröffentlicht, wie sie Kohle aus ihrem Sammelrückversicherungsgeschäft ausschließen wollen.
Europäische Versicherer sind der Studie zufolge dennoch insgesamt am fortschrittlichsten beim Klimaschutz. Koreanische und japanische Versicherer zögen nun nach, und US-amerikanische Versicherungen blieben Schlusslicht, heißt es.
In dem dreigeteilten Ranking, das der Report enthält, führen Allianz und Axa, wenn es um den Ausschluss fossiler Energien im Versicherungsgeschäft geht. Bei Desinvestitionen aus fossilen Energieunternehmen stehen Axa und Scor vorn im Ranking, gefolgt von der Allianz. Auch bei anderen klimabezogenen Maßnahmen schneiden Allianz und Axa neben Aviva am besten ab.
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