Deutsche Bank Finanzaufsicht prüft die Nachhaltigkeitsstrategie der DWS

Die Tochter der Deutschen Bank muss sich gegen Vorwürfe wehren, sie schöne ihr Nachhaltigkeitsengagement.
Frankfurt Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat die Deutsche Bank im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die Fondstochter DWS kontaktiert. Bei der Anfrage gehe es um die Rolle des stellvertretenden Vorstandschefs der Bank, Karl von Rohr, der gleichzeitig Aufsichtsratschef der DWS ist, heißt es in Finanzkreisen. Weder die DWS noch die Deutsche Bank wollten dazu einen Kommentar abgeben.
Die DWS muss sich seit einigen Wochen gegen den Vorwurf des „Greenwashings“ wehren. Eine ehemalige Mitarbeiterin, von der sich die DWS getrennt hat, wirft der Fondsgesellschaft vor, sie habe ihr Nachhaltigkeitsengagement systematisch zu positiv dargestellt.
Die ehemalige Leiterin der Nachhaltigkeitsabteilung der Fondsgesellschaft, Desiree Fixler, hat Finanzkreisen zufolge kurz nach ihrer Entlassung eine Liste von Vorwürfen an von Rohr geschickt, dabei sei es nicht nur um die Kritik an der Nachhaltigkeitsberichterstattung gegangen, sondern auch um etliche andere arbeitsrechtliche Aspekte.
Von Rohr war den Informationen zufolge an der Prüfung der Entlassung beteiligt, darüber hinaus zeichnete er den Geschäftsbericht ab, der jetzt wegen angeblich geschönter Nachhaltigkeitsangaben untersucht wird.
Nach Informationen des Handelsblatts hat der Aufsichtsrat der DWS die Prüfungsgesellschaft PwC beauftragt, die Anschuldigungen von Fixler zu untersuchen.
Interne Untersuchung durch PwC
„Wir konnten keine Substanz in den von Frau Fixler erhobenen Vorwürfen erkennen, namentlich Greenwashing, die Täuschung von Investoren oder systematische Benachteiligung während der Einstellungsphase von Frau Fixler“, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg aus dem Bericht von PwC. Bloomberg hatte zuerst über die Anfrage der Bafin an die Deutsche Bank berichtet.
Nach Informationen des Handelsblatts deckt der PwC-Bericht aber nicht alle von Fixler erhobenen Vorwürfe ab, weil die ehemalige Mitarbeiterin ihre Kritik seither noch einmal erweitert hat.
Die Bafin und die US-Behörden, darunter die Wertpapieraufsicht SEC nehmen alle Vorwürfe gegen die DWS, die die Ex-Nachhaltigkeitschefin erhoben hat, unter die Lupe.
Die Affäre rund um die DWS hat die gesamte Fondsbranche aufgeschreckt. Vermögensverwalter in ganz Europa überprüfen gerade ihre Portfolios und ihre Berichterstattung zum Thema Nachhaltigkeit, um sicherzustellen, dass sie nicht für ähnliche Vorwürfe anfällig sind.
Die EU arbeitet derzeit an einer sogenannten Taxinomie, die genaue Regeln festlegen soll, welche Investments als nachhaltig gelten und welche nicht. In den USA arbeitet die SEC schon länger an neuen Regulierungsvorschriften für den Nachhaltigkeitsbereich. So könnte Behördenchef Gary Gensler Fondsmanager dazu verpflichten offenzulegen, welche Kriterien sie für Nachhaltigkeitsfonds anlegen und welche Daten sie nutzen.
Die Diskussionen rund um das Thema „Greenwashing“ sind ein Rückschlag für DWS-Chef Asoka Wöhrmann, aber auch für Christian Sewing, den Vorstandschef der Deutschen Bank. „ESG, also das Bankgeschäft nach strengen Umwelt-, Sozial- und Führungskriterien, ist aus meiner Sicht das größte Wachstumsthema seit Jahrzehnten“, sagte Sewing vor wenigen Tagen auf dem Bankengipfel des Handelsblatts. Nach seiner Einschätzung wird Nachhaltigkeit über Gewinner und Verlierer in der Bankenbranche entscheiden. Bis Ende 2023 will die Deutsche Bank rund 200 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen und Anlagen erreichen.
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