Geldanlage Zwei aktuelle Studien, die Finanzberater kennen sollten

Die meisten Deutschen setzen auch in der Coronakrise auf Zinsprodukte.
Coronakrise
Sparbuch noch immer hoch im Kurs
Die Deutschen haben auch in der Coronakrise ihre Vorlieben in Sachen Geldanlage nicht verändert. Für 35 Prozent sind das Sparbuch, das Festgeldkonto und das Girokonto die beliebteste Form der langfristigen Geldanlage. Gemeinsam mit Lebensversicherungen und festverzinslichen Anlagen stehen Zinsanlagen mit 55 Prozent in der Gunst der Anleger ganz oben. Das geht aus einer repräsentativen Befragung unter 1000 Teilnehmern durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) im Auftrag des Flossbach von Storch Research Institute hervor.
Nur knapp 20 Prozent der Bundesbürger können sich vorstellen, langfristig in Aktien zu investieren. „Dabei sind die Deutschen mit Blick auf die Aktienkurse optimistisch gestimmt“, sagt Marius Kleinheyer, Analyst beim Flossbach von Storch Research Institute. Immerhin 72 Prozent der Befragten rechnen in den kommenden Jahren mit steigenden Aktienkursen. Trotz dieser optimistischen Einschätzung bleiben deutsche Sparer gegenüber Aktien kritisch eingestellt. Lediglich 18 Prozent sehen die Coronakrise als eine Gelegenheit an, günstig in Aktien zu investieren. 40 Prozent gaben bei der Umfrage an, Aktien noch nie vertraut zu haben.
Ein Großteil der Bundesbürger befürchtet steigende Preise. Bei der Befragung rechnen 65 Prozent derjenigen, die eine Meinung zur Inflation haben, mit einer Preissteigerung von mehr als zwei Prozent pro Jahr. 19 Prozent gehen sogar von einem Anstieg um mehr als vier Prozent aus. Die Hälfte sieht in der Inflation das größte Risiko für ihre Geldanlage, gefolgt von starken Schwankungen der Wertentwicklung.
„Die Deutschen sind besorgt über die Entwicklung der Staatsschulden in Deutschland und Europa“, erklärt Kleinheyer. So sehen 65 Prozent die steigenden Staatsschulden im Zuge der Coronakrise kritisch. 58 Prozent gehen davon aus, dass die EU-Hilfsprogramme für die von der Coronakrise besonders betroffenen Südländer den deutschen Steuerzahler übermäßig belasten werden.
„Im Vergleich mit der Coronakrise tritt das Thema Klimawandel aktuell in den Hintergrund. Neben den gesundheitlichen Risiken sorgen sich die Deutschen vor allem wegen der politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen, die durch die Pandemie weltweit ausgelöst werden“, erklärt Kleinheyer. 61 Prozent würden es begrüßen, wenn die Globalisierung eingeschränkt wird. 39 Prozent sehen darin aber eine Gefahr für den Wohlstand in Deutschland.
Wenn es um ihre persönliche wirtschaftliche Situation geht, ist die Mehrheit der Deutschen nach eigenen Angaben von der Krise nicht betroffen. Für 70 Prozent der Befragten hat sich die wirtschaftliche Situation in den vergangenen Monaten nicht verändert. 86 Prozent machen sich trotz der Coronakrise wenig oder gar keine Sorgen über die Zukunft ihrer Finanzen. 2,5 Prozent der Befragten haben ihren Job verloren.
Die Bundesbürger sind besorgt über die Entwicklung der Staatsschulden in Deutschland und Europa. Marius Kleinheyer, Flossbach von Storch Research Institute
Sechs von zehn Bundesbürgern gaben bei der Befragung an, dass die Coronakrise keinen Einfluss auf ihr Sparverhalten hat. Nur jeder fünfte will aufgrund der Corona-Erfahrungen mehr sparen, acht Prozent möchten dagegen weniger zurücklegen.
Themenindex
Immobilienboom hält an
Mit der Coronakrise ist das Interesse an der Baufinanzierung sprunghaft angestiegen. Das zeigt der Themenindex der Finanzberater Edition für das dritte Quartal 2020. Knapp die Hälfte aller Anfragen auf der Bewertungsplattform WhoFinance beschäftigten sich mit Baufinanzierung, weit mehr als im Vorjahreszeitraum. „Die Nachfrage nach Beratung zur Baufinanzierung wächst unvermindert weiter, ebenso wie die Nachfrage nach Beratung zur Geldanlage“, sagt Mustafa Behan, Geschäftsführer von WhoFinance.

Zentraler Grund ist das Zinstief, das uns nach Überzeugung von Experten länger begleiten wird. Viele Staaten erhöhen ihre Ausgaben, um die Folgen der Coronakrise zu reduzieren. Das ist nur mit niedrigen Zinsen finanzierbar. Viele Bundesbürger sehen in einer Immobilie eine solide Geldanlage. Zudem sind Immobilienkredite so günstig wie nie. Viele Anleger beschäftigt derzeit die Frage, wie sie in dem Niedrigzinsumfeld ihr Geld anlegen und ob sie ihre Strategie ändern sollen.
Stark zurückgegangen ist im aktuellen Umfeld das Interesse an privaten Krankenversicherungen. Während der Pandemie überlegen sich weniger Menschen, von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu wechseln. Viele wissen nicht, wie sich die Krise langfristig auf ihr Leben auswirkt. „In Zeiten der stärksten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg und Kurzarbeit rücken kurzfristige Sorgen in den Vordergrund – und langfristige Vorsorge wird zurückgestellt“, sagt Behan. Deswegen gehen auch Anfragen rund um die Altersvorsorge im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück.
Die Gesamtausgabe der Handelsblatt Finanzberater Edition finden Sie hier.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.