Anleihekaufprogramm: EZB will nicht vom Kurs abweichen
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AnleihekaufprogrammEZB will nicht vom Kurs abweichen
Die EZB bleibt dabei. Sie will weiterhin monatlich Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro aufkaufen. Die Käufe wirken laut der Zentralbank wie geplant. Eine Abweichen vom Kurs kommt daher nicht in Frage.
Frankfurt Die Europäische Zentralbank (EZB) will an ihrem mehr eine Billion Euro schweren Anleihe-Kaufprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft keine Abstriche machen. Insgesamt hätten die Ratsmitglieder darin übereingestimmt, dass die EZB mit ihrer Geldpolitik Kurs halten und die jüngsten Beschlüsse entschieden umsetzen müsse, hieß es im Protokoll der EZB-Ratssitzung von Mitte April, das am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Käufe wirkten bislang wie geplant, Länder der Währungsunion müssten aber notwendige Reformen umsetzen. „Ein starkes Signal sollte an die Regierungen in der Euro-Zone gesendet werden, dass sie Strukturreformen vorantreiben und Schritte zur Verbesserung des Geschäftsumfelds einleiten.“ Einzelne Länder erwähnte die EZB dabei nicht.
Nach Einschätzung der Währungshüter können die Früchte der geldpolitischen Schritte nur dann geerntet werden, wenn auch die Regierungen handeln: „Strukturreformen wurden als wesentliche Ergänzung der geldpolitischen Schritte der EZB gesehen.“ Solche Reformen könnten durch die Geldpolitik nicht ersetzt werden. Mit diesem bereits wiederholt vorgetragenen Aufruf findet die EZB aber nicht bei allen Euro-Ländern Gehör. So streitet die neue Regierung Griechenlands zum Beispiel schon seit Monaten mit ihren internationalen Gläubigern über Reformen. Das Ägäis-Land wird seit 2010 von seinen Euro-Partnern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) mit 240 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt. Auch Frankreich und Italien wird vorgeworfen, zu zögerlich zu sein.
Details zum EZB-Anleihekaufprogramm
Die EZB wird neben dem bereits begonnen Erwerb von gesicherten Bankanleihen (Covered Bonds) und Kreditverbriefungen (ABS) zusätzlich Staatsanleihen und Wertpapiere bestimmter internationaler Institutionen kaufen.
Die Käufe sollen „schrittweise und auf breiter Basis“ durchgeführt werden, um die Preisbildung auf den Finanzmärkten nicht zu stören.
Grundsätzlich seien auch Käufe von Papieren mit negativer Rendite (also mit sehr hohem Kurswert) möglich. Allerdings nur, solange die Rendite der Papiere über dem Einlagensatz der Notenbank von derzeit minus 0,2 Prozent liegt.
Die EZB will unter anderem Papiere der folgenden internationalen Institutionen kaufen: Schuldtitel der beiden Rettungsschirme EFSF und ESM, der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Europäischen Union (EU).
Unter anderem will die EZB auch Anleihen der folgenden nationalen Förderbanken (Agencies) kaufen: Papiere der deutschen KfW, der Landeskreditbank Baden-Württemberg, der NRW-Bank, der französischen Anstalten CADES und UNEDIC sowie der spanischen Staatsbank ICO.
Die von der Notenbank erworbenen Schuldtitel sollen per Wertpapierleihe wieder in den Markt gegeben werden. Experten hatten dies erwartet. Sie sehen darin eine Vorkehrung gegen ein Austrocknen einzelner Anleihemärkte.
Das EZB-Kaufprogramm verlief nach Einschätzung der Währungshüter bisher reibungslos. Sorgen um ein möglicherweise zu knappes Angebot seien übertrieben, hieß es im Protokoll. Es gebe daher gegenwärtig keinen Anlass dazu, die Eckpfeiler zu überdenken. Das Programm sei hinreichend flexibel gestaltet, um an veränderte Umstände angepasst zu werden, sollte das notwendig sein.
Die EZB erwirbt seit März Bonds der Euro-Länder, um damit die aus ihrer Sicht unerwünscht niedrige Inflation anzuheizen und der lahmenden Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Die Käufe sollen unter anderem dazu führen, dass Banken weniger in Wertpapiere investieren und stattdessen wieder mehr Kredite vergeben. Pro Monat wollen die EZB und die nationalen Notenbanken der Euro-Länder Wertpapiere – Pfandbriefe und Hypothekenpapiere eingeschlossen - im Umfang von rund 60 Milliarden Euro kaufen.
So hilft die EZB den Schuldenmachern
Italien profitiert
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Die EZB hat Anfang März ihr neues Anti-Krisen-Programm gestartet. Sie „druckt“ frisches Geld und kauft damit Wertpapiere. Fachleute nennen dies quantitative Lockerung oder schlicht „QE“ („Quantitative Easing“). EZB-Präsident Mario Draghi hatte die Märkte seit Monaten darauf vorbereitet. Im Januar gab der EZB-Rat mit breiter Mehrheit grünes Licht – gegen den Widerstand etwa von Bundesbankpräsident Jens Weidmann und dem deutschen EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger. Seitdem preisen die Märkte das „QE“. Die Rendite für italienische zweijährige Staatsanleihen ist seit Jahresbeginn deutlich gefallen.
Rendite (Jahresbeginn): 0,53 Prozent Rendite (18.03.2015): 0,29 Prozent Quelle: Bloomberg
Langfristig günstiger
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Die Rendite zehnjähriger italienischer Anleihen ist ebenfalls zurückgegangen. Italien kann sich damit deutlich günstiger Geld am Markt leihen. Das Land fiel während der Krise 2012 nicht nur wegen seiner Schulden, sondern auch wegen politischer Querelen auf. Die Zinsen lagen dementsprechend 2011/2012 bei fast sieben Prozent. Rund drei Jahre später sind die heutigen Zinsen für das Land deutlich niedriger.
Rendite (Jahresbeginn): 1,89 Prozent Rendite (18.03.2015): 1,37 Prozent Quelle: Bloomberg
Starkes Portugal
3 von 9
Am stärksten profitierten in der ersten Woche der EZB-Geldflut portugiesische Staatsanleihen. Die Rendite der 30-jährigen Anleihen aus Portugal fiel die sechste Woche in Folge und erreichte Mitte März ein Rekordtief. Auch für zweijährige Staatsanleihen ging es bei der Rendite deutlich abwärts. Zu Krisenzeiten lag die Rendite hier noch über 20 Prozent. Heute liegt sie nahe Null.
Rendite (Jahresbeginn): 0,42 Prozent Rendite (18.03.2015): 0,11 Prozent Quelle: Bloomberg
Rendite auf Vorkrisenniveau
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Auch bei der Rendite zehnjähriger portugiesischer Staatsanleihen ging es nach unten. Die Differenz zur Rendite der Bundesanleihen sank auf 130 Basispunkte – die kleinste Differenz seit April 2010. Die Renditen zeigen auch sehr deutlich, warum am Aktienmarkt Kauflaune herrscht: Mit Staatsanleihen kann man kaum noch Rendite erwirtschaften. Zum Vergleich: Im Sommer 2012 zahlte Portugal für seine zehnjährigen Anleihen mehr als 17 Prozent Zinsen.
Rendite (Jahresbeginn): 2,69 Prozent Rendite (18.03.2015): 1,75 Prozent Quelle: Bloomberg
Spanien kommt günstiger an Geld
5 von 9
Auch Spaniens Staatsanleihen sind seit Jahresbeginn beliebter. Die steigende Nachfrage ließ die Rendite konstant fallen. Zum Vergleich: Im Sommer 2012 forderten Anleger am Markt noch fast sieben Prozent Rendite für zweijährige spanische Staatspapiere.
Rendite (Jahresbeginn): 0,4 Prozent Rendite (18.03.2015): 0,16 Prozent Quelle: Bloomberg
Renditen weit unter Krisenniveau
6 von 9
Im Sommer 2012 zahlte Spanien mehr als sieben Prozent Zinsen für seine zehnjährigen Staatsanleihen. Im Sommer 2012 kam dann Draghis Versprechen „alles zu tun, was nötig sei“, um den Euro zu retten. Seitdem ging es bei den Renditen der Staatsanleihen konstant abwärts. Anfang 2015 betrugen die Zinsen nur noch 1,6 Prozent und fielen als Folge des „QE“ der EZB noch weiter.
Rendite (Jahresbeginn): 1,6 Prozent Rendite (18.03.2015): 1,34 Prozent Quelle: Bloomberg
Deutschland: Geld leihen und dafür zahlen
7 von 9
Eine besondere Situation zeigt sich bei den Bundesanleihen. Bei zweijährigen Staatspapieren der Bundesrepublik bekamen Anleger zu Jahresbeginn eine negative Rendite. Sprich: Investoren zahlen Geld, um Deutschland ihr Geld zu leihen. Durch die Staatsanleihekäufe der EZB ist die Rendite sogar noch weiter ins Minus gerutscht.
Rendite (Jahresbeginn): - 0,1 Prozent Rendite (18.03.2015): - 0,23 Prozent Quelle: Bloomberg
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