Bankenaufsicht EZB-Rat entscheidet heute im Duell um die Nouy-Nachfolge

Die Amtszeit der französischen Chefin der EZB-Bankenaufsicht endet im Januar 2019. Der EZB-Rat muss über die Nachfolge entscheiden.
Frankfurt Am heutigen Mittwoch trifft der Rat der Europäischen Zentralbank eine weitreichende Entscheidung. Ausnahmsweise geht es dabei nicht um Geldpolitik: Die 25 Mitglieder des Gremiums stimmen darüber ab, wer ab Januar 2019 als Nachfolger der Französin Danièle Nouy die EZB-Aufsicht über die größten Banken in Europa leiten soll.
Die Entscheidung fällt zwischen der Vize-Chefin der irischen Notenbank, Sharon Donnery, und dem italienischen Chef der EU-Bankenaufsichtsbehörde Eba, Andrea Enria.
Wer von beiden das Rennen macht, gilt als völlig offen. Beide genießen fachlich einen hervorragenden Ruf und hatten zuvor im Wirtschaftsausschuss des Europaparlaments eine gute Figur gemacht. Der Franzose Robert Ophèle war dort hingegen durchgefallen.
Von Donnery heißt es, sie werde von der deutschen Bundesregierung unterstützt. Für sie spricht außerdem, dass die meisten wichtigen Positionen in der EZB von Männern besetzt sind. So sind beispielsweise nur zwei von 25 Mitgliedern im EZB-Rat Frauen. Wenn nun auch noch ein Mann an die Spitze der Bankenaufsicht rückt, würde sich das Missverhältnis noch vergrößern.
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Donnery leitet die wichtigste Arbeitsgruppe der EZB, die sich mit Problemkrediten beschäftigt. Noch immer schleppen die Banken im Euro-Raum davon ein Volumen von 657 Milliarden Euro mit sich herum. Stark betroffen sind südeuropäische Länder, vor allem Italien. Manche Ratsmitglieder könnten daher möglicherweise Vorbehalte gegen den Italiener Enria haben. Andererseits sollen manche Staaten aus dem Süden gerade wegen Donnerys harter Haltung zu faulen Krediten gegen sie sein.
Für Enria wiederum spricht seine große europäische und internationale Erfahrung. Er hat bei der Eba außerdem Erfahrung bei der Abwicklung der Banken-Stresstests gesammelt. Auch der Nationalitätenproporz könnte ein Argument für ihn sein. Schließlich wird Italien im nächsten Jahr mehrere europäische Spitzenposten verlieren: Die Amtszeiten von EZB-Präsident Mario Draghi, der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini und des Präsidenten des Europaparlaments Antonio Tajani laufen dann aus.
Ob die Wahl des EZB-Rats auf Donnery oder Enria fällt, soll am späten Mittwochnachmittag feststehen. Der vom EZB-Rat vorgeschlagene Kandidat muss dann noch vom EU-Parlament bestätigt und von den EU-Regierungschefs genehmigt werden. Dies gilt jedoch als Formsache.
Die Wahl könnte auch Einfluss auf weitere Personalentscheidungen haben. So gilt der irische Notenbankchef Philip Lane als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet, dessen Amtszeit im Mai 2019 endet.
Wird Donnery Nachfolgerin von Nouy, dürften Lanes Chancen sinken, könnte es doch schwierig werden, zwei Iren auf EZB-Spitzenposten zu berufen. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Verliert Donnery gegen Enria, so steigen die Chancen von Lane, ins EZB-Direktorium einzuziehen. Dann wiederum könnte Donnery die Nachfolge Lanes als Chefin der irischen Notenbank antreten.
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