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Digitale Währung Schweden verlängert sein Pilotprojekt „E-Krone“

Vor mehr als vier Jahren hat Schweden damit begonnen, die Einführung einer digitalen Währung voranzutreiben. So weit gekommen wie geplant ist das Land allerdings noch nicht.
08.04.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Dass die schwedische Reichsbank als erste Zentralbank der Welt überhaupt über die Einführung einer digitalen Währung nachdachte, hängt mit dem schnellen Übergang zu einer bargeldlosen Gesellschaft zusammen. Quelle: Bloomberg
Schwedische Zentralbank

Dass die schwedische Reichsbank als erste Zentralbank der Welt überhaupt über die Einführung einer digitalen Währung nachdachte, hängt mit dem schnellen Übergang zu einer bargeldlosen Gesellschaft zusammen.

(Foto: Bloomberg)

Stockholm Gut Ding will Weile haben. Das hat auch die schwedische Zentralbank erfahren müssen. Ihr ursprünglicher Plan, ab 2018 eine digitale Währung, die E-Krone, herauszugeben, ist schon längst überholt. Jetzt gab die Bank bekannt, dass die Testphase erneut verlängert werden muss.

„Die technische Lösung, die in dem E-Kronen-Projekt getestet wird, ist noch eine ungeprüfte Technik“, heißt es in dem Bericht der Reichsbank zum Abschluss der ersten Testphase. Deshalb müssten die Tests bis mindestens Anfang kommenden Jahres fortgesetzt werden. Auch sei eine Verlängerung des Pilotprojekts bis 2026 nicht ausgeschlossen, erklärte die Reichsbank.

Die E-Krone basiert auf der Blockchain-Technologie. Der große Unterschied zu anderen Kryptowährungen wie dem Bitcoin ist aber, dass die Reichsbank die Stabilität der E-Krone garantiert. Die Vision der Schweden: Jeder Bürger des Landes bekäme ein Konto bei der Notenbank, auf dem sein Guthaben in E-Kronen liegt. Die schwedische Geldpolitik würde damit auch für das virtuelle Geld gelten.

Bei der Vorstellung des Pilotprojekts vor etwas mehr als vier Jahren hatte die stellvertretende Zentralbankchefin Cecilia Skingsley die eventuellen Probleme mit einer offiziellen Kryptowährung skizziert. „Was bedeutet das für die Geldpolitik und die finanzielle Stabilität? Wie sollen wir sie konzipieren? Als Karte, die man aufladen kann, als App oder als etwas anderes?“, so Skingsley.

Vor allem die Konsequenzen für die finanzielle Stabilität müssten genau untersucht werden. Würden die Bürger bei Einführung der E-Krone ein Konto bei der Zentralbank einrichten? Gäbe es Zinsen? Viele Fragen – und auch nach mehr als vier Jahren nur wenige Antworten. „Gar nichts zu tun ist keine Alternative“, so die Vize-Zentralbankchefin damals. Eines machte sie aber auch klar: Ein vollständiger Ersatz für das Bargeld wird die E-Krone nicht werden.

Bargeldlose Gesellschaft auf dem Vormarsch

Dass die schwedische Reichsbank als erste Zentralbank der Welt überhaupt über die Einführung einer digitalen Währung nachdachte, hängt mit dem schnellen Übergang zu einer bargeldlosen Gesellschaft zusammen. Die meisten Schweden nutzen mittlerweile kommerzielle Zahlungssysteme der Banken.

Anders als bei Geldscheinen und Münzen, die von der Notenbank herausgegeben werden, gibt es keine Sicherheitsgarantie bei diesen kommerziellen Lösungen. In einer immer stärker digitalisierten Welt muss die Zentralbank eine von ihr garantierte digitale Währung einführen, so die Argumentation der Notenbank.

Der Schritt der Währungshüter kommt nicht völlig überraschend. Denn nach dem Aufkommen von digitalen Währungen haben sich auch andere Zentralbanken mit dem Thema beschäftigt.

Außerdem ist das skandinavische Land seit Langem Vorreiter. 1661 gab die älteste Zentralbank der Welt als erstes Land Banknoten als Zahlungsmittel heraus. Heute ist Schweden auf dem Weg zu einer bargeldlosen Gesellschaft schon weit gekommen. In Bussen der Nahverkehrsbetriebe in den größeren Städten wird kein Bargeld mehr akzeptiert. An vielen Geschäften informiert ein Aufkleber an der Tür: „Wir akzeptieren kein Bargeld.“

Im vergangenen Jahr wurden deutlich mehr als 80 Prozent sämtlicher Zahlungen über Kreditkarte oder Handy durchgeführt. Die großen Banken des Landes haben sich bereits vor Jahren auf das Leben ohne Cash eingestellt.

SEB, Nordea und Swedbank akzeptieren in rund 80 Prozent ihrer Filialen weder die Bargeld-Einzahlung noch das Abheben von Guthaben. Und der Verband der schwedischen Einzelhändler rechnet damit, dass rund die Hälfte seiner Mitglieder schon ab 2025 kein Bargeld mehr in den Geschäften akzeptieren wird.

Noch gilt Bargeld als offizielles Zahlungsmittel

Die schwedische Notenbank hat vor ein paar Jahren ausgerechnet, dass der Bargeldverkehr die Gesellschaft jährlich mit einigen Milliarden Euro belastet. Denn das Handling der Münzen und Noten, die allabendliche Abrechnung, das Überfallrisiko und Schwarzgeldtransaktionen kosten.

Noch gilt Bargeld als offizielles Zahlungsmittel, doch die Praxis in Nordeuropa zeigt, dass es immer stärker zurückgedrängt wird. Auch in Dänemark, Finnland und Norwegen wird das Bargeld zunehmend durch Karten- oder Handyzahlungen ersetzt. Da scheint es nur konsequent, wenn Zentralbanken über die Einführung der digitalen Währung nachdenken.

Neben Schweden beschäftigen sich auch China, die Schweiz und die Europäische Zentralbank mit einer offiziellen digitalen Währung. Ob Vorreiter Schweden mit seinen Digitalisierungsplänen tatsächlich die Poleposition halten kann, ist nach der Neubewertung der bisherigen Ergebnisse des Pilotprojekts unklar.

Mehr: Die EZB befindet sich noch bei den Vorarbeiten für einen digitalen Euro

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