Europäische Zentralbank Direktor warnt vor Spekulation auf größere Anleihenkäufe

„Niemand wäre übermäßig überrascht, wenn wir erneut unsere Wachstumsprognosen leicht nach oben revidieren“, sagte der EZB-Direktor.
Frankfurt/Ljubljana EZB-Direktor Yves Mersch hat Investoren an den Finanzmärkten vor Spekulationen auf eine erneute Aufstockung der vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe gewarnt. Dies wäre angesichts der jüngsten Konjunkturerholung verkehrt, sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank am Donnerstag dem Sender CNBC. „Von heute aus betrachtet gehe ich nicht davon aus, dass es für die Märkte richtig wäre, von einer weiteren Aufstockung unserer Anleihenkäufe zum Ende unseres Programms auszugehen.“ Die EZB ist mit ihrem Programm, das inzwischen auf 2,55 Billionen Euro angelegt ist, der mächtigste Akteur auf dem europäischen Anleihenmarkt.
Da sich die Situation verbessere, werde es eine graduelle Normalisierung der Geldpolitik geben. Störungen an den Finanzmärkten will die EZB laut Mersch aber vermeiden. Die Währungshüter hatten im Oktober angesichts der sich festigenden Wirtschaftserholung beschlossen, ihre Anleihenkäufe ab Januar auf 30 Milliarden Euro pro Monat zu halbieren. Die Transaktionen, die für mehr Inflation sorgen sollen und momentan die schärfste Waffe der EZB sind, werden dafür aber bis mindestens September 2018 fortgesetzt.
„Niemand wäre übermäßig überrascht, wenn wir erneut unsere Wachstumsprognosen leicht nach oben revidieren“, ergänzte Mersch. Zudem könne der zum Jahresende und zu Beginn 2018 erwartete Rückgang der Inflation „weniger ausgeprägt“ ausfallen als bislang prognostiziert. „Die Inflationsraten entwickeln sich im Rahmen der Erwartungen und Prognosen der Europäischen Zentralbank“, sagte Sloweniens Notenbankchef Bostjan Jazbec in Ljubljana zur Nachrichtenagentur Reuters.
Im Oktober waren die Verbraucherpreise im Währungsraum nur um 1,4 Prozent gestiegen. Die EZB strebt knapp zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an, verfehlt dieses Ziel aber bereits seit Frühjahr 2013. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sieht deshalb die Notenbank noch nicht am Ziel: „Wir haben unsere Mission noch nicht erfüllt, und so müssen wir geduldig und beständig sein.“ Die beschlossenen Änderungen am Anleihen-Programm spiegelten aber die Zuversicht wider, dass die Teuerung allmählich der Zielmarke näher komme.
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