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EZB-Generaldirektor Frank Smets Holpriger Amtsantritt

Der belgische Ökonom Frank Smets leitet seit Februar die wichtige Volkswirtschaftliche Abteilung der EZB. Dort gibt es nun Ärger um die Neuorganisation der Führung. Dient sie persönlichen statt allgemeinen Interessen?
04.05.2017 - 17:14 Uhr Kommentieren
Drei Chefs in der Volkswirtschaftlichen Abteilung. Quelle: dpa
Die Türme der EZB

Drei Chefs in der Volkswirtschaftlichen Abteilung.

(Foto: dpa)

Frank Smets ist bei der Europäischen Zentralbank nicht erst seit gestern ein wichtiger Mann. Über drei Jahre war der 53-Jährige Chefberater von Notenbankchef Mario Draghi. Seit Februar leitet er als Generaldirektor die Volkswirtschaftliche Abteilung. Sie gilt als das Gehirn der Europäischen Zentralbank (EZB) und gehört zu den wichtigsten Machtzentren. Ihre etwa 200 Mitarbeiter beobachten die Wirtschaftsentwicklung, treffen Prognosen, formulieren Politikvorschläge und bereiten die geldpolitischen Sitzungen der Notenbank vor.

Derzeit aber sorgt die Neuorganisation der Führung der Abteilung für Ärger. Bislang hatte sie einen einzigen Generaldirektor. Seit der deutsche Ökonom Wolfgang Schill im Februar in den Ruhestand ging, gibt es jedoch gleich drei Generaldirektoren. Smets ist der offizielle Nachfolger von Schill und soll den Bereich insgesamt leiten. Die Notenbank beförderte jedoch auch Schills bisherigen Stellvertreter und Direktor für Wirtschaftsentwicklung, Hans-Joachim Klöckers, und den bisherigen Direktor für Geldpolitik, Massimo Rostagno, ebenfalls zu Generaldirektoren. Das sorgt intern für Unverständnis.

Die EZB gebe Millionen von Euro für Berater aus, die helfen sollen, die Institution umzugestalten und ihre Effizienz zu verbessern. „Wir verstehen nicht, wie die Neuorganisation zu diesem Ziel passt, und stellen den eingeschlagenen Kurs infrage“, heißt es in einem Brief des Personalrats an das Direktorium der Notenbank, der dem Handelsblatt vorliegt. Dies trage zu Spekulationen bei, die Neuorganisation könnte persönlichen statt allgemeinen Interessen dienen.

Muss den Chefposten in einer EZB-Abteilung mit zwei weiteren Kollegen teilen. Quelle: Pressefoto EZB
Frank Smets

Muss den Chefposten in einer EZB-Abteilung mit zwei weiteren Kollegen teilen.

(Foto: Pressefoto EZB)

Im Brief äußern EZB-Personalratschef Carlos Bowles und seine Kollegen die Vermutung, dass man vor allem einen neuen Posten für Smets gesucht habe. In der Regel unterstützen die Direktoriumsmitglieder ihre Berater dabei, nach ihrer Tätigkeit neue Stellen zu finden. Gleichzeitig habe man aber die beiden bisherigen Direktoren aus der Abteilung, Klöckers und Rostagno, nicht verärgern wollen, die ebenfalls auf eine Beförderung gehofft hätten. Die Lösung erfülle „alle persönlichen Bedürfnisse, aber bestimmt nicht die der Organisation und des Personals“.

Mehrfach schon hatten Personalvertreter der EZB Günstlingswirtschaft bei der Besetzung von Stellen vorgeworfen. So hatte die Bank nach Beschwerden von Mitarbeitern über undurchsichtige Beförderungen die Leitung ihres Brüsseler Büros neu vergeben und vier andere Ernennungen ebenfalls aufgehoben. Außerdem hat EZB-Personalratschef Carlos Bowles Beschwerde gegen die Ernennung von Roland Straub zum Chefberater von Notenbankchef Draghi eingelegt. Bowles kritisiert, dass bei der Ernennung interne Vorgaben für Stellenbesetzungen verletzt worden seien – die EZB bestreitet das.

Die Notenbank weist auch Kritik an der Neuorganisation ihrer Führung in der Volkswirtschaftlichen Abteilung zurück. Das Direktorium habe sich dazu entschlossen, die „organisatorische Effektivität des Geschäftsbereichs Volkswirtschaft“ zu verbessern, heißt es. „Dazu gehörte auch die Schaffung zusätzlicher Führungspositionen.“ Niemand sei befördert worden, Klöckers und Rostagno seien lediglich im Februar für einen Zeitraum von sechs Monaten zu geschäftsführenden Generaldirektoren berufen worden. Frank Smets hingegen sei trotz des Wechsels in keine neue Gehaltsstufe eingruppiert worden, sei damit also auch keine zusätzliche Belastung fürs Budget.

Der Brief des Personalrats thematisiert außerdem, dass EZB-Chefvolkswirt Peter Praet und Notenbank-Präsident Mario Draghi „informell und oft öffentlich“ eine gewisse Unzufriedenheit mit den Ergebnissen der Generaldirektion Volkswirtschaft zum Ausdruck gebracht hätten. Vor diesem Hintergrund seien die Argumente für die Neuorganisation und die Beförderungen zu Generaldirektoren noch schwerer nachzuvollziehen. Auch diesen Vorwurf weist die EZB zurück. „Alle Direktoriumsmitglieder schätzen die vom Direktorat Volkswirtschaft für die Vorbereitung der geldpolitischen Beschlüsse geleistete Arbeit“, heißt es.

In jedem Fall hat Frank Smets eine schwierige Aufgabe. Fachlich bringt er dafür das Rüstzeug mit. Er hat an der US-Eliteuni Yale promoviert und wechselte 1998 von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zur EZB. Dort machte er schnell Karriere. In Fachkreisen hat er sich zum Beispiel durch das Smets-Wouters Model einen Namen gemacht — ein besonderes Konjunktur-Modell. Doch volkswirtschaftliche Expertise allein wird für seinen neuen Job nicht reichen. Er braucht viel organisatorisches und diplomatisches Fingerspitzengefühl. Ob er das hat, muss er noch beweisen.

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