EZB-Kurs: Commerzbank-Chefökonom warnt vor Währungskrieg
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EZB-KursCommerzbank-Chefökonom warnt vor Währungskrieg
Die neue EZB-Geldschwemme birgt erhebliche Risiken. Sie schwächt den Euro und provoziert damit Konflikte mit anderen Währungsräumen, warnt Commerzbank-Chefökonom Krämer. Die USA könnten zum Gegner Europas werden.
Berlin Der sinkende Euro-Kurs infolge des geplanten Staatsanleihen-Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte nach Einschätzung des Chefvolkswirts der Commerzbank, Jörg Krämer, in einen Währungskrieg münden. „Wenn die EZB ungelöste wirtschaftliche Probleme durch eine Euro-Abwertung lösen möchte, dann schafft sie Konflikte mit anderen Ländern. Die USA halten derzeit nur deshalb still, weil es ihnen wirtschaftlich recht gut geht“, sagte Krämer dem Handelsblatt (Online-Ausgabe). Die Abwertungspolitik der EZB belaste aber auf Dauer die Beziehungen zu den USA und den asiatischen Ländern.
Dessen ungeachtet hält Krämer es sogar für möglich, dass die EZB ihre am Donnerstag beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen noch ausweitet. Kurzfristig entlaste ein abwertender Euro die Konjunktur. Aber langfristig löse er nicht das Wettbewerbsproblem vieler Euroraum-Länder, erläuterte der Commerzbank-Chefökonom. „Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass die EZB nachlegt und ihr Kaufprogramm in den kommenden Quartalen aufstockt.“ Die Erwartung einer weiteren Lockerung der EZB-Geldpolitik belaste schon heute den Euro.
Die zentralen Punkte der EZB-Anleihekäufe
Zunächst etwa 1,14 Billionen Euro
Ab März bis mindestens Ende September 2016 und bis sich die Inflation nachhaltig angepasst hat an eine Rate von knapp 2,0 Prozent.
unter anderem Staatsanleihen mit Investmentgrad (diese sind von mindestens guter Kreditwürdigkeit) mit einer Laufzeit von 2 bis 30 Jahren, Anleihen von EU-Institutionen und Unternehmensanleihen
Die Aufteilung der Anleihekäufe auf die einzelnen Euroländer richtet sich nach dem Landesanteil am EZB-Kapital (Bevölkerungsanzahl und Wirtschaftsleistung). Deswegen werden vor allem deutsche Bundesanleihen gekauft, gefolgt von französischen und italienischen Papieren.
Nur 20 Prozent der Anleihekäufe unterliegen einer gemeinsamen Risikohaftung. Dazu zählen die Anleihen von EU-Institutionen, auf die 12 Prozent der Käufe entfallen sollen.
Die EZB nimmt diese Entwicklung in Kauf, weil ihre Zinspolitik nicht mehr die gewünschte Wirkung entfaltet. In vielen Ländern des Euroraums, so Krämer, seien die Konsumenten und Unternehmen noch zu hoch verschuldet. „Niedrige Zinsen können sie also nicht dazu verführen, ihre Ausgaben zu steigern und so die darbende Konjunktur anzufachen“, erläuterte er. Deshalb wirkten die massiven Anleihekäufe nur über eine Abwertung des Euro. „Denn er verbilligt die im Euroraum hergestellten Güter aus Sicht von Kunden in den USA oder Asien, was die Exporte und die Gewinne der Unternehmen im Euroraum erhöht.“ In Wahrheit sei das Anleihekaufprogramm der EZB daher ein Abwertungsprogramm.
Krämer steht mit seiner Einschätzung nicht allein. Auch die deutschen Exporteure werfen der EZB vor, mit ihrem Billionen-Anleihekaufprogramm einen Währungskrieg zu provozieren. Eine Politik der Schwächung des Euro berge massive Gefahren. „Irgendwann sagen die Amerikaner oder die Asiaten, jetzt reicht es uns“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, der Nachrichtenagentur Reuters. Dann drohe ein Abwertungswettlauf und damit ein Währungskrieg. Was EZB-Präsident Mario Draghi mache, sei daher „brandgefährlich“.
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