Federal Reserve US-Notenbank drosselt ihre Anleihekäufe schon ab diesem Monat

Die Entscheidungen der US-Notenbank sind letztendlich für den gesamten Kapitalmarkt entscheidend.
New York, Düsseldorf Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) startet ihre geldpolitische Wende: Ab Ende dieses Monats wird sie ihre Anleihekäufe monatlich um 15 Milliarden Dollar zurückfahren. Das gab die Fed am Mittwochabend bekannt. Der Schritt erfolge „angesichts der erheblichen weiteren Fortschritte, die die Wirtschaft seit vergangenem Dezember in Richtung der Ziele des Ausschusses gemacht hat“.
Die Märkte nahmen die Nachrichten mit Erleichterung auf. Nachdem die US-Börsen vor der Fed-Entscheidung leicht verloren hatten, legten sie am New Yorker Nachmittag zu, S&P 500 und Nasdaq erreichten sogar Rekordhochs. Liz Young, Investmentstrategin von Sofi, erklärte das damit, dass die Marktteilnehmer in den vergangenen Wochen stärker zu Falken geworden seien – also Befürwortern einer strengeren Geldpolitik.
Zurzeit kauft die Fed für monatlich 120 Milliarden Dollar vor allem Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere. Mit dem Programm pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln. Die Käufe wurden zu Beginn der Coronakrise aufgelegt und haben die Bilanz der Fed auf den Rekordwert von 8,5 Billionen Dollar steigen lassen.
Diese Käufe werden nun im Verlaufe des Monats reduziert. Die Staatsanleihekäufe werden um zehn Milliarden Dollar gesenkt, die der hypothekenbesicherten Wertpapiere um fünf Milliarden Dollar. Ein genaues Datum nannte die US-Notenbank nicht.
Die Entscheidung war von den meisten Analysten und Ökonomen so erwartet worden und kam bei den Anlegerinnen und Anlegern gut an. Der Volatilitätsindex Vix, der die Nervosität der Anleger an der Wall Street misst, fiel um drei Prozent. Kurz vor Bekanntgabe des Fed-Entscheids hatte er noch ein Prozent im Plus gelegen.
Am Anleihemarkt stieg die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe leicht an auf 1,589 Prozent. Der Dollar baute dagegen seine Verluste gegenüber dem Euro leicht aus.
Würde die Fed ihre Anleihekäufe in dem Tempo weiter reduzieren, würden diese im Juni 2022 enden. „Dieser Zeitplan gäbe der Fed die Möglichkeit, im kommenden Sommer eine Straffungspause einzulegen und dann im Herbst erstmals an der Zinsschraube zu drehen“, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners die Entscheidung.
Das Zurückfahren der Anleihekäufe (Tapering) ist aber nur der erste Schritt der geldpolitischen Wende. Der zweite wäre die Anhebung der Leitzinsen. Diese liegen aktuell in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent.
Experten und Investoren sind aktuell unterschiedlicher Meinung, wie schnell es in puncto Zinssenkungen weitergeht. Zuletzt sind die Inflationserwartungen deutlich gestiegen. Daher spekulieren einige Investoren auf eine schnellere Reaktion der Fed.
Powell machte aber auch diesmal klar, dass er weiterhin glaubt, dass die Inflation vorübergehend ist. Während der Pressekonferenz sagte Powell, er rechne damit, dass die Inflation im zweiten oder dritten Quartal des kommenden Jahres wieder sinkt. „Wir schauen uns das genau an und werden unsere Politik dementsprechend ändern“, sagte er.
Powell betonte, dass ihm klar sei, dass die Fed nicht nur für den Arbeitsmarkt, sondern auch für Preisstabilität verantwortlich sei. Er wisse auch, dass es für Menschen schwer sei, die von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck leben, wenn das Benzin oder die Heizung teurer werde. Aber er stellte auch klar: „Wir glauben nicht, dass es eine gute Zeit ist, Zinsen zu erhöhen.“ Erst müsste sich der Arbeitsmarkt weiter erholen.
- Kommentar: Befreit die Notenbanken von der Politik!
- Märke: Fed-Entscheid hievt die US-Börsen auf Rekordhochs
Investmentstrategin Young bezweifelt daher, dass die Fed vor September die Zinsen erhöhen werde. „Sie werden Tapering und Zinserhöhung getrennt halten wollen“, erklärte sie.
Marc Chandler, Chefinvestmentstratege von Banockburn Global Forex, schrieb beim Kurznachrichtendienst Twitter: Powell „scheint das Anhalten der hohen Preise anzuerkennen, aber sieht die Ursachen immer noch als vorübergehend an“.
Fitch-Ökonom Tej Parikh erklärte: „Angesichts der Lieferengpässe, die immer noch die Preise antreiben, und des Drucks auf die Löhne wegen Mangel an Arbeitern wird die Fed die Preisentwicklungen genau beobachten und auf Signale achten, dass sich die Inflation doch als dauerhafter und grundlegender herausstellen könnte.“
Dem ehemaligen Fed-Mitglied Robert Heller geht die geldpolitische Wende allerdings nicht schnell genug. „Endlich fangen sie an, das war längst fällig“, sagte Heller dem Wirtschaftssender CNBC. „Ich bin froh, dass sie getan haben, was sie getan haben.“ Das reiche aber nicht, um die Inflation zu bremsen. „Die Fed hat immer noch den Fuß auf dem Gas, und das ist nicht gut in dieser boomenden Wirtschaft.“
Der Interpretation einiger Beobachter, dass die Fed nun zum Falken wird, folgt Heller nicht: „Das sind keine Falken. Das ist eine Taube, die endlich versucht, ihre Flügel ein wenig zu bewegen.“
Mit Material von dpa und Reuters.
Mehr: Die Inflation steigt, der Zins vorerst nicht – EZB hält an expansiver Geldpolitik fest
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Die FED macht einen absolut notwendigen und richtigen Schritt - etwas spät aber besser als gar nicht!
Die niedrigen Zinsen bewirken eine Asset - Allokation zu weniger rentablen Investments. Das bedeutet, dass Geld in Unternehmen/Aktivitäten fließt, die nicht so recht Sinn machen.
Das bewirkt zum einen, dass diese Unternehmen/Aktivitäten bei sich ändernden Umweltbedingungen abrupt enden können und zum anderen, dass nicht sinnvolle Aktivitäten durchgeführt werden, die Energie und Rohstoffe benötigen und einen CO2 Ausstoß haben, der nicht wirklich eine Nutzen für den Bürger hat.
Also liebe FED, KLASSE, der richtige Schritt!
Die Europäer (EZB) schlafen noch! Sie sind einfach zu gering qualifiziert!