Finanzminister- und Notenbanker-Treffen in China Das Alles-Wird-Gut-Treffen

Der britische Finanzminister Philip Hammond (Mitte) war beim G20-Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs ein gefragter Mann.
Chengdu Philip Hammond war ein gefragter Mann im fernen Chengdu. Der neue britische Finanzminister – gerade erst ein paar Tage im Amt – hatte in der südwestchinesischen Millionen-Metropole ein dichtes Gesprächsprogramm abzuarbeiten. Alles drehte sich beim zweitägigen Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der Top-Wirtschaftsmächte (G20) um die große Frage: Wie wollen die Briten nach ihrem Anti-EU-Referendum aus der Europäischen Union aussteigen? Für seinen deutschen Amtskollegen Wolfgang Schäuble nahm sich Hammond ein gute dreiviertel Stunde Zeit - das erste persönliche Treffen der beiden Ressortkollegen. Es gab viel zu reden. Doch die Botschaft der mächtigen G20-Runde lautete am Ende im Kern: Alles wird gut.
Von dem Alarmismus der vorangegangenen G20-Ministerrunden vor dem Brexit-Votum vor einem Monat war in Chengdu nichts mehr zu spüren. Die Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer jedenfalls sieht sich gut gewappnet, um negative wirtschaftliche Folgen des britischen Referendums zu bewältigen. In ihrer Abschlusserklärung räumen die G20-Minister zwar ein, dass der Ausgang der Abstimmung zu den Unsicherheiten in der globalen Wirtschaft beigetragen habe. Man hoffe aber, dass Großbritannien ein enger Partner der EU bleibe.
Das war's in Chengdu dann auch schon in Sachen Brexit und Sorgen. Sechs Wochen vor dem G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Hangzhou in Ost-China wollten die wichtigsten Volkswirtschaften ein Signal der Ruhe und Stabilität aussenden. Auch G20-Gastgeber China konnte zufrieden sein. Von Schelte für seine Überkapazitäten und sein Dumping von Stahl auf dem Weltmarkt sahen die G20 ab. Es sei eben ein „globales Problem, das eine kollektive Antwort erfordert“. Alle sollen sich wohl fühlen.
Zwar lässt die Erholung der Weltwirtschaft zu wünschen übrig, aber von zusätzlichen Konjunkturstützen auf Pump, um mögliche negative Brexit-Folgen abzufedern, war in der G20-Runde in der subtropischen 15-Millionen-Einwohner-Region keine Rede. Ganz im Sinne Schäubles. Einhelliger Tenor: Das kriegen die Briten schon selbst hin.
Hammond, der für den Verbleib Londons in der EU eingetreten war, verteilte Beruhigungspillen und sagte, die britische Wirtschaft stützen zu wollen. Von den Plänen seines Vorgängers im Amt des Schatzkanzlers, George Osborne, mit Niedrigsteuern für Unternehmen den globalen Steuerwettlauf anzuheizen und so auch Investoren im Land zu halten, ist offenbar keine Rede mehr. Schäuble dürfte Hammond klar gemacht haben, dass Deutschland und Großbritannien zwar eng zusammenarbeiten werden. Aber die beiden größten europäischen Volkswirtschaften würden jetzt keinesfalls vorab Austritts-Optionen ausloten - noch bevor London den Austritts-Antrag gestellt hat und die eigentlichen Verhandlungen beginnen.