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Gastkommentar zur Geldpolitik Warum die Euro-Abwertung so gefährlich ist

Die europäische Wirtschaft schwächelt nach wie vor. In der Geldpolitik könnte daher bald ein neues Kapital aufgeschlagen werden, meint unser Gastkommentator. Und warnt vor den Folgen der Euro-Abwertung.
03.09.2015 - 11:55 Uhr 25 Kommentare
Um den Euro sieht's immer düsterer aus, warnt unser Gastkommentator. Quelle: dpa
Euro-Münze

Um den Euro sieht's immer düsterer aus, warnt unser Gastkommentator.

(Foto: dpa)

Die Wirtschaftserholung im Euroraum verläuft schleppend. Seit Anfang 2010 betrug das durchschnittliche Jahreswachstum des Bruttoinlandsproduktes nur 0,7 Prozent. Die Investitionen lahmen, sie liegen nach wie vor 16 Prozent unter Vorkrisenniveau.

Es herrscht Massenarbeitslosigkeit. Die offizielle Arbeitslosenquote liegt bei über 11 Prozent, die „echte“ vermutlich deutlich darüber. Die Jugendarbeitslosenquote beträgt knapp 22 Prozent. Jetzt scheint die Euroraum-Konjunktur sogar noch Gegenwind zu bekommen.

Mit der chinesischen Konjunktur geht es abwärts, viele aufstrebende Volkswirtschaften sind ins Trudeln geraten. Dass China im August den Renminbi-Außenwert abgewertet hat, kommt einer Zäsur gleich. Wertet das Reich der Mitte weiter ab, wird das weitreichende Folgen für die internationale Arbeitsteilung und den Handel haben.

Andere asiatische Währungen könnten dem Beispiel Chinas folgen und ebenfalls abwerten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Negative Folgen für die Euroraum-Konjunktur wären nicht auszuschließen.

In der Euro-Geldpolitik könnte daher schon bald ein neues Kapital aufgeschlagen werden: Erstmalig seit der Einführung der Einheitswährung zu Beginn des Jahres 1999 macht die EZB sich daran, den Euro-Wechselkurs gezielt zu schwächen.

Aus Sicht des EZB-Rates ließen sich damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der Außenhandel würde unterstützt, das Wirtschaftswachstum im Euroraum belebt. Zudem würden die Importgüter verteuert, und das wirkt der angeblich zu „niedrigen Inflation“ im Euroraum entgegen. Wie aber lässt sich der Wechselkurs der eigenen Währung abwerten?

Dr. Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH. Quelle: PR
Thorsten Polleit

Dr. Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH.

(Foto: PR)

Dazu muss die EZB die monetären Verhältnisse im Euroraum verschlechtern im Vergleich zu denen im Ausland. Beispielsweise indem sie die Zinsen abgesenkt. Oder indem sie die heimische Geldmenge stärker ausweitet, als die Geldmenge im Ausland anwächst.

Die EZB kann beispielsweise den Einlagenzins für Banken, der aktuell bei minus 0,2 Prozentpunkten liegt, reduzieren. Das verstärkt den Druck auf die Euro-Banken, ihre Überschussreserven einzusetzen, um Kredite zu vergeben oder Wertpapiere zu monetisieren.   

Welche Fragen eine Abwertungspolitik aufwirft
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25 Kommentare zu "Gastkommentar zur Geldpolitik: Warum die Euro-Abwertung so gefährlich ist"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • @ Fritz Yoski
    Richtig - Deflation IST (nach "österreichischer" Definition) eine Geldmengenkontraktion, bei der also Liquidität vernichtet wird. Mit dem "Kampf gegen fallende Preise" verscheißern die Zentralbanker nur die Leute. Die sollen ja auch nicht verstehen, dass wir ein Kreditgeldsystem haben, das - wie sie absolut richtig schreiben - eine ständige Expansion für seinen Fortbestand benötigt.

  • Gott sei Dank hat Drucki bald fertig: die Euro-Staatsanleihen haben z.T. eh schon negative Renditen, und die Bond-Blase ist "ready to bust". Soll Drucki also ruhig noch ein bisschen mit Pressluft nachpumpen - dann geht sie halt noch schneller hoch und er um so schneller in den Knast...

  • Früher hieß es mal "Handwerk hat goldenen Boden", das war Ende des vorvergangenen Jahrhunderts.
    Heute heißt es "Verwaltung hat goldenen Boden "!

  • @Werner Wilhelm
    "Bei einer Deflation lohnt sich das Sparen wieder"

    und das Arbeiten ( bei einer geringen Deflation muß man zufügen) zum echten Kundennutzen ( denn das kauft er trotzdem).
    Bei einer Inflation ist es besser, in der Verwaltung zu arbeiten und sich an der Verteilung der vorhandenen Güter zu beteiligen, denn es gibt was zu verteilen, nämlich das frisch gedruckte Geld bzw. die Güter die man damit eingezogen hat, und dabei fällt mehr für einen ab.
    Bei einer ( leichten, sagen wir 0,5 %) Deflation müßte man immer kleine Produktivitätsfortschritte erzielen, um das Niveau halten zu können.
    Dafür gäbe es kaum nominelle Lohnerhöhungen - aber immer geringe Lohnerhöhungen für alle durch den Kaufkraftgewinn.
    Wegen der dafür erforderlichen Produktivitätsfortschritte keinen Spielraum für Verschwendung, wenig Streiks und den Druck, die Verwaltung auf das Nötigste zu reduzieren.

  • Ist eigentlich aufgefallen, daß sich die Reihenfolge geändert hat, in der das frisch gedruckte Geld verteilt wird ?

    Früher war die Notenbank auf Platz eins, auf Platz zwei die Banken, die das Geld über den Kauf von Staatsanleihen an den Staat weiterreichten. Die Staatsanleihen konnten sie bei Liquiditätsbedarf jederzeit an die Notenbank geben ( Offenmarktgeschäfte, war ja AAA geratet). Auf Platz drei folgten der Staat und die Unternehmen und die Bürger auf Platz 4. Letztere mußten sich das, was die Preissteigerung aufgefressen hatte, erst mühsam wieder rausstreiken, wenn sie überhaupt können.
    Zufälligerweise hat die Notenbank, bevor es zu den normalen Bürgern gekommen wäre, die Zinsen wieder erhöht um sog. "Zweitrundeneffekte" zu vermeiden.

    Durch den direkten Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB ist der Staat nunmehr auf Platz 2 vorgerückt, und den Banken ist eine todsichere Einnahmequelle verlorengegangen.

  • Genau! Die Menschen werden nicht aufhoeren zu essen, zum Arzt zu gehen, auf Urlaubsreise, ein Auto zu kaufen, unter einer Bruecke zu schlafen, im Klaten zu sitzen nur weil es naechstes Jahr vielleicht 1% billiger ist...oder auch nicht.
    Wer sein ganzes Leben damit verschwendet auf was billigeres oder besseres zu warten hat am Ende auch nicht viel davon gehabt.
    Der wahre Grund wieso die Deflation den Bankern Furcht einfloesst ist jedoch das ohne Geldmengenexpansion das Waehrungssystem zwangslauefig kollabiert.

  • @ Firle Fanz

    In der Makroökonomie ist nichts so gut erforscht und empirisch belegt als die Situation in Inflations- und Deflationszeiten. Man kann zwei ganz wichtige Aussagen dazu treffen:

    1. Bei einer Deflation lohnt sich das Sparen wieder, selbst bei einem Nominalzinssatz von 0 %. Weiter runter zu gehen ist nicht machbar, die Leute tragen dann ihr Geld unter das Kopfkissen.

    2. In Anbetracht, dass unser Wirtschaftssystem sehr empfindlich ist, reicht die geringe Neigung Anschaffungen hinaus zu schieben, damit es ab in die Rezession geht.

    Zu Ihrer Frage: Eine Zielinflationsrate von größer 2 % ist ganz großer Mist und wird nur deswegen in Kauf genommen, um einen gewissen Spielraum zu haben um nicht gleich in die noch üblere Deflation zu rutschen.

  • @Old Harold
    Ein wahres Sprichwort...dieses Sprichwort sollten sich mal die sog. Erneuerbaren Energiemafiabosse zu Herzen nehmen. Momentan wird unsere deutsche Naturlandschaft mit Windmühlen und Solarparks zugepflastert und mit immer mehr Stromnetzen ,wie ein Spinnennetz, zugewebt.
    Wälder werden gerodet um Windmühlindustrien aus Beton in die Landschaft zu pflanzen. Die Erde wird mir Solarparks gepflastert und die Landschaft ist nur noch eine einzige Mais-Monokultur. Biogasanlagen zerbersten und vergiften unsere Flüsse und die Windmühlen zerschreddern die Vogelwelt.

    So schaut die Neue Grün-Sozialistische Stromversorgungswelt aus....Deutschland ein einziges Stromerzeugungs-Kraftwerk. Und dies von der Nord-Ostsee bis an die Alpen.

  • Fest zu halten bleibt, dass es keine vernünftige Situation ist (gelinde ausgedrückt) wenn die Zentralbanken dieser Welt (mit der Möglichkeit unbegrenzt Geld aus dem Nichts zu schöpfen) in einen Wettbewerb eintreten, die eigene Währung so weit wie möglich zu schwächen.

    Das ist ein Thema für die G20-Gipfel. Absichtserklärungen gibt es diesbezüglich schon. Siehe Abschlusserklärung von Brisbane (unsere Medien berichteten nicht). An Taten hapert es aber ... wie immer.


  • Zum Deflationsgespenst, das oftmals medial aufgebaut wird. Die galoppiernde Deflation, in der keiner mehr was kauft, weil morgen die Preise sinken.

    Überlegen Sie, würden Sie auf einen neues Auto verzichten ( und zu Fuß gehen) oder die Urlaubsreise, weil es das nächstes Jahr 0,5 Prozent billiger geben könnte ?
    Wenn eine Inflation von bis zu 2 Prozent für akzeptabel gehalten wird, ist es eine Deflation von bis zu 2 Prozent auch, oder ?

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