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Geldpolitik Ausblick auf Jackson Hole: Leitet Powell das Ende der Geldflut ein?

Investoren warten gespannt darauf, ob Fed-Chef Jerome Powell am Nachmittag in seiner Rede auf der Notenbanker-Konferenz Hinweise zu einer Wende in der Geldpolitik gibt.
27.08.2021 - 04:00 Uhr 2 Kommentare
Er spricht am Freitag um 16 Uhr deutscher Zeit auf der virtuellen Jackson-Hole-Konferenz. Quelle: imago images/UPI Photo
Fed-Chef Jerome Powell

Er spricht am Freitag um 16 Uhr deutscher Zeit auf der virtuellen Jackson-Hole-Konferenz.

(Foto: imago images/UPI Photo)

Frankfurt Im Fokus der Märkte steht diese Woche vor allem ein Ereignis: die Jackson-Hole-Konferenz der US-Notenbank Fed. Auch wenn das Treffen an diesem Freitag in deutlich kleinerem Rahmen virtuell stattfindet, ist der Zeitpunkt pikant. Denn in den vergangenen Wochen haben mehrere Fed-Vertreter ein baldiges Ende ihrer massiven Anleihekäufe (Tapering) gefordert.

Mit Spannung erwarten daher Investoren, ob Fed-Chef Jerome Powell in seiner Rede am Freitag um 16 Uhr deutscher Zeit weitere Hinweise dazu gibt. Ein Grund für die Debatte ist, dass die Inflation in den USA dieses Jahr bisher deutlich höher ausgefallen ist, als die Notenbank prognostiziert hatte.

Aus Sicht der Fed und vieler Ökonomen handelt es sich dabei um einen vorübergehenden Effekt. Es gibt jedoch auch Anzeichen, die darauf hindeuten, dass die höhere Inflation länger anhalten könnte. Verfechter einer baldigen Straffung der Geldpolitik sehen außerdem Risiken für die Finanzstabilität, wenn die Fed noch länger an den Käufen festhält.

So fordert der ökonomische Chefberater der Allianz, Mohamed El-Erian, ein deutliches Zeichen für ein baldiges Tapering. Dies liege im Interesse der Wirtschaft, der Finanzmärkte und der Fed selbst. Viele Beobachter rechnen damit, dass die Fed noch in diesem Jahr ein Herunterfahren ihrer Anleihekäufe ankündigt – und damit einen Richtungswechsel in ihrer Geldpolitik einleitet. Vorher könnte Powell eine Warnung abgeben. Ob er das schon in Jackson Hole macht, ist aber ungewiss.

„Wir erwarten, dass Powell sowohl die starken Beschäftigungszuwächse der vergangenen Monate als auch die Risiken der Delta-Variante thematisiert“, urteilt der US-Chefökonom der Investmentbank Goldman Sachs, David Mericle. Damit würde sich der Fed-Chef die Option offenhalten, auf der Fed-Sitzung im September eine Taper-Warnung abzugeben und den Schritt dann im November offiziell anzukündigen.

Ein ähnliches Vorgehen erwartet auch Alan Levenson, US-Chefökonom beim Vermögensverwalter T. Rowe Price. Er geht davon aus, dass die Fed dann ab Dezember das Tempo ihrer Anleihekäufe reduzieren könnte. Aktuell belaufen sich diese auf monatlich 120 Milliarden Dollar.

Fed-Vertreter schlagen anderen Ton an

In den vergangenen Wochen haben mehrere wichtige Fed-Vertreter ihre Tonlage verändert und deutlichere Hinweise für eine baldige Straffung der Geldpolitik gegeben. So hatte Fed-Vizechef Richard Clarida Anfang August gesagt, dass er überrascht sei über den Rückgang der Anleiherenditen in den USA.

Seit ihrem Hoch Ende März sind die nominalen Renditen deutlich gefallen. Aktuell notieren sie bei knapp über 1,3 Prozent. Experten gehen davon aus, dass Clarida eine solche Bemerkung nicht ohne Rücksprache mit Powell gewählt haben dürfte.

Kurz danach meldeten sich eine Reihe regionaler Fed-Chefs wie Esther George, Mary Daly und Eric Rosengren zu Wort und forderten ebenfalls in unterschiedlichen Variationen ein baldiges Herunterfahren der Käufe. Als Voraussetzung hierfür hatte die Fed in der Vergangenheit genannt, dass es „substanzielle Fortschritte“ auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität geben müsse.

Mit Blick auf die Preisstabilität war dabei lange Zeit eher zu niedrige als zu hohe Inflation das Problem. Das hat sich in diesem Jahr geändert. Infolge der wirtschaftlichen Erholung von der Coronakrise ist die Inflation zuletzt kräftig gestiegen und lag deutlich über der angestrebten Preissteigerungsrate der Fed von zwei Prozent. Im Juli notierte sie bei 5,4 Prozent im Jahresvergleich.

Die Fed hält den Preisanstieg für vorübergehend und prognostiziert, dass ihr bevorzugtes Inflationsmaß 2022 wieder auf 2,1 Prozent sinkt. Ähnlich sieht es die US-Investmentbank Goldman Sachs. Sie verweist darauf, dass sich die Preisanstiege in den USA vor allem auf Bereiche konzentriert hätten, die stark von der Pandemie betroffen waren. Zum Beispiel hätten sich vor allem Flugpreise, Hotelübernachtungen und Autos verteuert. Letztere unter anderem wegen des Chipmangels. Zudem seien die Inflationserwartungen nach wie vor stabil.

Es gibt aber auch Stimmen, die damit rechnen, dass die höhere Inflation länger anhält als von vielen erwartet. Dazu zählt zum Beispiel der Chef des Peterson Institute in Washington, Adam Posen. Er erwartet unter anderem durch die massiven Konjunkturpakete, die steigenden Löhne und vor allem die anziehenden Häuserpreise und Mieten in den USA auch etwas länger anhaltende Effekte.

Die Häuserpreise lassen sich nicht durch eine kurzfristige Anhebung der Kapazität bremsen und neigen auch weniger zu kurzfristigen Schwankungen. Posen erwartet, dass die US-Inflation auch 2022 noch über drei Prozent liegen wird und erst 2023 unter diese Marke sinkt.

Kontroverse um Arbeitsmarkt

Auch der amerikanische Arbeitsmarkt hat sich zuletzt positiv entwickelt. So entstanden im Juli 943.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft, 5000 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank von 5,9 auf 5,4 Prozent im Juli. Der Rückgang fiel zudem stärker aus, als erwartet worden war.

Eine Kontroverse dreht sich um die Frage, ab welchem Niveau Vollbeschäftigung erreicht wäre. Auf dem Papier ist eine Arbeitslosenquote um fünf Prozent relativ niedrig. Allerdings fallen viele Menschen aus der Statistik heraus, weil sie zum Beispiel schon länger arbeitslos sind und nicht mehr aktiv nach Arbeit suchen. So ist der Anteil der Beschäftigten an der US-Gesamtbevölkerung auch im internationalen Vergleich nicht besonders hoch.

Peterson-Chef Posen argumentiert daher, dass die Fed trotz möglicher Inflationsrisiken noch länger an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten sollte, wie er vor Kurzem in einem Gespräch mit Journalisten sagte. Er meint damit vor allem die Leitzinsen, die aktuell bei null bis 0,25 Prozent liegen.

Ein Herunterfahren der Anleihekäufe sieht er dagegen weniger kritisch. Aus seiner Sicht hat dies keine große Bedeutung für die Wirtschaft, sondern ist allenfalls als Signal für die Leitzinsen wichtig. Solange die Fed noch zusätzliche Anleihen kauft, gilt eine Erhöhung der Leitzinsen als sehr unwahrscheinlich.

Bei den Anleihekäufen erwartet Posen ähnlich wie andere Ökonomen, dass die Fed in diesem Jahr mit dem Ausstieg beginnt. Dabei geht er davon aus, dass die neue Unsicherheit durch die Delta-Variante des Coronavirus keine große Rolle für diese Entscheidung spielt. Nachdem Clarida und andere Fed-Mitglieder zuletzt entsprechende Signale gegeben hätten, sei es schwierig, noch einmal den Kurs zu ändern.

Ob Posen mit dieser Einschätzung richtigliegt, dürfte die Rede von Powell auf der Jackson-Hole Konferenz zeigen. Denn falls er gegensteuern will, hat er dort die Möglichkeit. Ansonsten spricht viel dafür, dass die Fed noch in diesem Jahr die Wende in ihrer Geldpolitik einleitet.

Mehr: Es ist Zeit für die Wende in der Geldpolitik

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2 Kommentare zu "Geldpolitik: Ausblick auf Jackson Hole: Leitet Powell das Ende der Geldflut ein?"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • @Herr Franz Pfaff:
    gute Analyse. Allerdings sehe ich Potential bei der EZB den Einlagenzins für Banken auf NULL zu erhöhen, ein Negativzins ist ein UNDING und schadet enorm unseren Banken und deren Wettbewerbsfähigkeit aber auch den sinnvollen Einsatz von Krediten.
    Powells Ende der Geldflut wäre ein massiver Hinweis auf das dringend nötige Ende des Negativzinses.

  • Armes Europa: man muss damit rechnen, dass das Schlampergebilde EU einen sehr starken Dollar zu erwarten hat. Eine Parität von 1:1 (EUR:$) ist in ein paar Jahren zu erwarten.
    Für Deutschland hieße dies, dass die Energiepreise neben der jährlich steigenden CO2-Abgabe enorm steigen werden. Ein Dieselpreis von 2 € in 2023 ist nicht aus der Welt. Auch die anderen Rohstoffpreise werden anziehen, mit einer enorm hohen Inflation für die EU. Die Zinsen in der EU können aber nicht erhöht werden, da Südeuropa praktisch bankrott ist. Ein Währungsschnitt wie ihn Finanzminister Schäuble schon vor Jahren prognostiziert hat, sollte dann Realität werden. Was Madame Lagarde, die jetzt schon überfordert ist und nur die Maßnahmen von Herrn Draghi beibehält, wird sehr spannend.

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